Die VDI-Nachrichten, ein renommiertes, eher wirtschaftsnahes Blatt, bringt in der Ausgabe vom 20. November ein Interview mit dem führenden Demografieforscher Herwig Birg. Birg leitete von 1981 bis 2004 den Lehrstuhl für Bevölkerungswissenschaft an der Universität Bielefeld und ist nach seiner Pensionierung weiterhin als Berater aktiv. Wie so mancher Konservative hat er sich im Ruhestand deutlich radikalisiert, wie das Interview zeigt. Auch schon früher warnte und mahnte Birg, daß der sogenannte „demografische Wandel“ in Wirklichkeit einer Katastrophe gleichkommt. Heute benennt er ganz klar die Schuldigen.
Da ist in erster Linie die Wirtschaft: „Leider verhalten sich die meisten Unternehmen wie Akteure, die nicht zur Kenntnis nehmen, daß ihre Zukunft mit der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung verbunden ist.“ Sie sind nur an kurzfristigen Gewinnen und billigen Arbeitskräften interessiert und nicht an dem Land, in dem sich ihre Geschäfte abspielen.
Doch Birg sieht noch einen anderen Grund: „Wer aktive Bevölkerungspolitik betreiben wollte, wurde verdächtigt, in der Kontinuität der Politik der Nazis zu stehen.“ Hinzu kommt der Systemfehler der Demokratie, nämlich „die Angst, nicht wiedergewählt zu werden, wenn man dem Wähler reinen Wein einschenkt. Politiker müßten zur Wahrheit stehen und den Wählern die Zukunft realistisch darstellen. Zu alledem kommt die allgemeine Gedankenlosigkeit, nicht nur in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft. Man lebt in den Tag hinein.“
Der Professor scheut auch nicht davor zurück, der Kanzlerin Merkel gezielte Täuschung vorzuwerfen: „Seit Jahrzehnten wissen wir, daß Deutschland demografisch auf einer schiefen Ebene nach unten gleitet und daß dies dramatische Folgen hat und haben wird. Und dann macht Angela Merkel ihre typische Kehrtwende und erklärt den demografischen Wandel zu einer „Chance“ für Deutschland. Worin bitte bestehen die Chancen, wenn Tausende von Schulen geschlossen werden müssen? Das ist schlichte Desinformation, um nicht zu sagen Täuschung, und in der Art und Weise nicht viel anders, als es die frühere DDR praktiziert hat.“
Von dem angeblichen Heilmittel gegen den Geburtenschwund, nämlich der Zuwanderung, rät Herwig Birg vehement ab: „Es gibt aktuelle Untersuchungen, etwa die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführte Studie, aus der klar hervorgeht, daß die deutsche Gesellschaft nicht nur nicht von der Zuwanderung profitiert, sondern daß umgekehrt die Zuwanderer von Deutschland profitieren. Politik und Medien haben sich nicht gescheut, die Ergebnisse dieser Studie zu manipulieren und sie ins Gegenteil umzudeuten, weil sie an Ideologien festhalten, die Ihren Interessen dienen.“
Das Märchen von den „Fachkräften“ beantwortet er so: „Wir brauchen nicht irgendwelche Zuwanderer, um zu überleben, sondern die richtigen. Und die sind in der Tat weltweit knapp. Im Wettbewerb um die besten Köpfe wird die Situation sogar immer angespannter, weil die wirklich gut ausgebildeten Leute, insbesondere in den Mint-Fächern, trotz wachsender Weltbevölkerung keinesfalls ohne weiteres dazu bereit sind, nach Deutschland zu migrieren und sich hier zu integrieren.“ Und: „Leider sind selbst die Zuwanderer aus Italien, Spanien, Griechenland oder anderen EU-Ländern insgesamt weniger gut qualifiziert als die Einheimischen. Damit will ich sagen: Zuwanderer senken das allgemeine Qualifikations- und Bildungsniveau ab. Das senkt die Produktivität, das Wirtschaftswachstum und den allgemeinen Wohlstand. Das ist leider durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt.“
So sieht der Wissenschaftler auch keine großen Aussichten auf eine politische Wende: „Wenn das Niveau der Verblödung ein gewisses Maß überschreitet, entwickelt sie eine unumkehrbare Eigendynamik“, erklärt er. Besonders bedauerlich: „Wenn ich sehe, daß an den Universitäten keinerlei Protestbewegungen mehr entstehen angesichts der zahlreichen Schwierigkeiten, in die wir mittlerweile geraten sind, verlässt mich meine Zuversicht. Es herrscht ein Maß an Lethargie und Desinteresse vor, wie man es von jungen Menschen nicht erwarten würde.“
Hier wäre ein Einspruch fällig: Die Protestbewegungen müssen nicht immer an den Universitäten entstehen, sie kommen heute wohl eher aus Kreisen, über die in den Medien nicht angemessen berichtet wird. Und von denen ein Herwig Birg daher kaum Kenntnis nehmen kann.
Das Gutachten “Auswirkungen und Kosten der Zuwanderung nach Deutschland“ von Herwig Birg, welches im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums des Innern erstellt wurde, liefert weitere Fakten, daß art- und kulturfremde Ausländer keine Bereicherung für Deutschland sind.