NSU-Krimi: „Die schützende Hand“

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Wolfgang Schorlau ist ein Krimi-Autor. Seine Fälle beruhen jedoch auf Fakten. „Doku-Thriller“ nennt man dieses Genre. Schorlau verarbeitet die großen bundesrepublikanischen Verbrechen, bevorzugt mit politischem Motiv. Unter dem Titel „Die blaue Liste“ schrieb er schon über den Mord an Treuhand-Chef Karsten Rohwedder, unter „Das München-Komplott“ über das Oktoberfestattentat. Jetzt hat Wolfgang Schorlau ein neues Buch herausgebracht. Titel: „Die schützende Hand“, Thema: die sogenannten NSU-Morde.

Bemerkenswert ist vor allem die Beachtung, die das Buch in seriösen Zeitungen findet. Man bespricht es dort nicht als Unterhaltungsliteratur, sondern behandelt den Autor wie einen Sachverständigen, ja, den einzig glaubwürdigen Sachverständigen im mittlerweile durchweg unglaubwürdigen NSU-Prozeß. Galt bisher die Vermutung, der Verfassungsschutz könne hier eine fatale Rolle bei der Vertuschung oder gar Begünstigung von Straftaten gespielt haben und bis heute spielen, noch als abwegig und verstiegen, so stehen genau diese Vermutungen mit dem Buch von Schorlau offen im Raum.

Bildquelle: Screenshot von http://www.kiwi-verlag.de/buch/die-schuetzende-hand/978-3-462-04666-3

Dabei bringt der NSU-Krimi, was die Widersprüche und Unklarheiten der offiziellen Version angeht, gar nicht viel Neues. Schorlau weist nach, daß Uwe Mundlos bereits tot gewesen sein mußte, als er angeblich Uwe Böhnhardt und dann sich selbst erschoß. Er richtet den Blick auf den Thüringer Polizeibeamten Michael Menzel, der den Wohnwagen abschleppen ließ, bevor eine Spurensicherung stattfinden konnte. Alle Details sind im Anhang des Buches sauber aufgelistet. Journalisten beziehen sich darauf wie auf einen Polizeibericht. Offenbar ist man erleichtert, einen quasi Unbefangenen gefunden zu haben und erwartet von diesem nun den großen Durchblick.

Weniger gut kommt die spekulative Seite des Krimis an, wo Schorlau die Möglichkeit us-amerikanischer Einflüsse auf den bundesdeutschen Geheimdienst durchspielt. Letztlich ist das Ganze für den versierten Autor ein Stoff, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Was da an neuen Einsichten herauskommt, ist eher zufällig. Aber man merkt, wie das Vertrauen auf die offizielle Darstellung schon geschwunden ist. Auch die Erwartungen an den Prozeß gehen gegen null.

Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand. Denglers achter Fall, Köln (Kiepenheuer und Witsch) 2015, 384 Seiten, 14, 99 Euro

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