Entscheidung über Potsdamer Garnisonkirche

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Am 8. und 9. April findet die Synode der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg statt. Es geht um den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche. Schon 2017 soll der Turm der 1968 gesprengten Kirchenruine wiederhergestellt sein und eingeweiht werden. Klar ist jedoch weder die Finanzierung noch die weitere Ausgestaltung. Ein originalgetreuer Wiederaufbau der gesamten Kirche liegt nicht im Interesse der Verantwortlichen aus Kirche und Politik. Denn die Garnisonkirche hat eine – wie es heißt – reaktionäre Tradition. In der Weimarer Zeit sammelten sich dort die Deutschnationalen, am 19. August fand hier der „Tag von Potsdam“ statt, und auch danach feierten in der Garnisonkirche offenbar evangelische bzw. deutsche Christen den Führer und das Reich.

Ein halbes Jahr nach der Machtergreifung hatten sich die alten und neuen Eliten ausgesöhnt. Adolf Hitler im Cutaway machte eine schöne Verbeugung, und der alte Hindenburg bequemte sich, den „böhmischen Gefreiten“ höchstselbst zu begrüßen. Das geschah vor der Garnisonkirche, die mit den Särgen von Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. bereits als „Wallfahrtsort aller national Denkenden und Fühlenden“ galt. Freilich nur, soweit diese Kreise christlich waren, und insofern machten die Nationalsozialisten ein Zugeständnis. Dafür sollen sie in den folgenden Jahren und während des Krieges mit ihren Fahnen und Kampfesrufen an diesem Ort ganz die Oberhand gewonnen haben.

Eher logisch ist es daher, daß die Initiative zum Wiederaufbau nach der Sprengung durch die Kommunisten zunächst von sogenannten „rechten Kreisen“ ausging. Die 1984 in Iserlohn gegründete „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“ ließ bereits 1987 das Geläut des Glockenspiels wiederherstellen und übergab es am 14. April 1991 der Stadt Potsdam. Anschließend ging es zum Spendensammeln für den Wiederaufbau der gesamten Garnisonkirche. Der Vorsitzende der Traditionsgemeinschaft, Oberstleutnant a.D. Max Klaar, gründete im Jahr 2001 eine Stiftung Preußisches Kulturerbe, die nach der Fertigstellung den Unterhalt der Kirche gewährleisten sollte.

Leider wurde daraus nichts, weil der Antifaschismus von zwei Seiten hindernd dazwischen trat. Eine Gruppierung lehnt den Wiederaufbau aus politischen Gründen generell ab; die kirchliche Stiftung Garnisonkirche Potsdam unter Mitwirkung zahlreicher Prominenter will die Kirche „in modernisierter oder teilmodernisierter Form“ aufbauen und daraus eine „Schule des Gewissens“ mit vielen Ermahnungen und Distanzierungen machen. Kein Wunder, daß die Truppe um Max Klar ihre Gelder daraufhin zurückzog.

Angewiesen ist das widersprüchliche Unternehmen nun auf die Spendierhosen der evangelischen Kirche, und die sind bekanntlich nicht groß. Deshalb sollen zuvor eigene Gelder gesammelt werden. Ob das Datum 2017 auf diese Weise eingehalten werden kann, ist sehr die Frage. Und auch, was nachher in der Kirche zu sehen sein wird. Vielleicht auch die Kunst von Eingeborenen wie im Berliner Stadtschloss.

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