Zum Herbst: „Das geheime Leben der Bäume“

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Screenshot von http://www.peter-wohlleben.de/buecher.html

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Schon lange ist ein Bestseller ist Peter Wohllebens Buch „Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt“, erschienen 2015 in München (223 Seiten). Es bestätigt auf gründliche Weise all diejenigen, die sich vom Wald manchmal mehr angesprochen fühlen als von den Menschen. Denn Bäume können zwar nicht sprechen, aber sie können denken – zumindest erinnern können sie sich.

Damit besteht zwischen Pflanze und Tier kein prinzieller Unterschied mehr, denn sprechen kann das Tier auch nicht, und das dürfte Veganer beim Genuß der Baum-Bibel empfindlich stören. Wohlleben greift zwar an keiner Stelle die veganische Moral direkt an, aber die Hinweise auf die feinen Empfindungen der Bäume – den Schmerz beim Abreißen der Blätter vergleicht er mit dem Abschießen von Wild – stützen doch den Eindruck von Doppelmoral bei den Veganern. Sich an Pflanzen ungeniert gütlich tun und über Schlachttiere klagen, zeugt dann nur noch von Unwissen: „Mir drängt sich manchmal der Verdacht auf, daß man mehr Rücksicht auf Bäume und anderes Grünzeug nehmen müßte, wenn man feststellen würde, wie ähnlich sie in vielem den Tieren sind.

Von einem Unwissen zeugt leider auch die Vorstellung von der urtümlichen deutschen Eiche. Zwar können einzelne Eichen sehr alt werden (bis zu 1000 Jahren), doch Buchen sind insgesamt stärker und durchsetzungsfähiger. So beherrschten in der germanischen Frühzeit riesige Buchenwälder die Landschaft. Die Stärke der Buchen ergibt sich aus ihrem sozialen Zusammenhalt. Ja, Bäume verständigen sich untereinander, und sie leisten den anderen Hilfestellung – aber nur innerhalb derselben Art: „Fremde Bäume werden massiv bedrängt, damit sie weichen.“ Daß aber „Buchen zur Freundschaft fähig sind und sich sogar gegenseitig füttern“, ist wissenschaftlich zu belegen.

Die Eiche hält davon nicht so viel und verkörpert eher den Typ des starrköpfigen, einzelgängerischen Deutschen. Doch sie können außerhalb der Wälder und ohne ihre Verwandtschaft stark werden und überleben. Das schafft eine einzelne Buche nicht. – Aber Achtung: Kulturgeschichte kommt bei Peter Wohlleben nicht vor, das Linden-Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ wird nicht zitiert, und auch der Märchenwald bleibt unerwähnt. Der Autor ist von Beruf Förster und war zunächst mit ökonomisch ausgerichteten „Baumschulen“ konfrontiert, bevor er die Seele unter der Rinde entdeckte.

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