Martin Heidegger: Ein Philosoph wird Nationalsozialist

Home/Kultur/Martin Heidegger: Ein Philosoph wird Nationalsozialist

Bildquelle: Wikipedia / CC BY-SA 3.0

Bildquelle: Wikipedia / CC BY-SA 3.0

Wenn man sagt, daß Martin Heidegger wahrscheinlich der größte Philosoph des 20. Jahrhunderts war, dann erhebt sich die Frage: Was ist eigentlich Philosophie, und wozu soll sie nütze sein? – Mit solchen Fragen wären wir schon mitten in Heideggers Denken selbst, das in der Tradition der großen deutschen Philosophen wie Immanuel Kant, G.W.F. Hegel oder Friedrich Nietzsche steht und doch mit dieser Tradition brechen will. Für Heidegger ist die Philosophie ein Irrweg, aber einer, auf dem sich auch und gerade die Menschen befinden, die gar nicht wissen, was Philosophie ist.

Heidegger fordert ein „anderes Denken“, das wieder zur Einfachheit zurückkehrt. Für politisch hätte man ihn nicht gehalten, wenn da nicht der Eintritt in die NSDAP im Jahr 1933 und einige Bekenntnisreden des neu bestellten Rektors der Freiburger Universität zum Führer wären. Heideggers NS-Engagement blieb ein Rätsel und ein Ärgernis denen, die in aller Welt seine Lehre weitergeben und weiterentwickeln. Als Philosoph ist er unbestritten wirksam, als Nationalsozialist eine Art Gespenst, das man am liebsten verstecken würde.

Nach und nach kommen nun Dokumente zum Vorschein, die die Tiefe von Heideggers nationalsozialistischer Gesinnung belegen und außerdem zeigen, daß er durchaus politisch interessiert war und sich in den Weimarer Querelen gut auskannte. Zu diesen Dokumenten gehören die sogenannten „Schwarzen Hefte“, die Notizbücher aus den 30er und 40er Jahren, und gerade wurde der Briefwechsel mit seinem Bruder Fritz in Teilen veröffentlicht.
Daraus möchten wir einige Passagen übermitteln, weil sie genau die Stimmung eines intelligenten NS-Sympathisanten wiedergeben, der gleichwohl Kritik übt an dem äußeren Auftreten der Bewegung. Fritz Heidegger ist ein Bankkaufmann, der im Heimatort Meßkirch im Schwarzwald lebt, und keine philosophischen Kenntnisse hat. Daher sind die Briefstellen auch für uns unmittelbar verständlich.

Martin Heidegger schreibt am 18. Dezember 1931:
„Es sieht so aus, als ob Deutschland erwacht und sein Schicksal begreift und erfaßt. (…) „Es geht um keine kleine Parteipolitik mehr – sondern um Rettung oder Untergang Europas und der abendländischen Kultur.“

Am 2. März 1932:
„Es handelt sich jetzt gar nicht darum, ob eine Volksbewegung des Erwachens der Nation in den Augen einiger verängstigter Gebildeter "Niveau" hat oder nicht (…) Es gibt heute nur eine klare Linie.. Halbheit ist Verrat.“

Im Mai 1932:
„Ich begreife schon deine Hemmungen angesichts der sonderbaren Vertreter (gemeint: Vertreter der NS-Bewegung). Aber solange jede Mitarbeit der gebildeten Stände und Beamten von den Regierungen so hintangehalten (das heißt: mit Sanktionen belegt) wird, ist nichts anders zu erwarten.“

Am 28. Oktober 32
„(…) wie schwer es auf jeden Fall sein wird, gegen alles, was Großkapital und dergleichen Groß- ist, anzukommen. Politische Ungeschicklichkeiten der Nazis kommen dazu. Und trotzdem, trotz aller Auswüchse und Unerfreulichkeiten, muß zu ihnen und Hitler gehalten werden. Ich schicke dir die neue Hitlerrede.“

Zu Ostern 1946 schreibt Heidegger an den Bruder:
„Aber wenn dieses Leid (gemeint: die Vertriebenen) nur die innerste Not und das Heillose der Welt sichtbar macht und kenntlich und uns aus der Gedankenlosigkeit aufjagt – die anderen mögen weiter in ihr ersaufen – dann ist schon ein heilig-schmerzlicher Gewinn erlangt, den wir behalten müssen.“

Entsprechend weigerte sich Heidegger nach dem Krieg, an der allgemeinen „Vergangenheitsbewältigung“ teilzunehmen und schwiegt beharrlich über die seine „Verstrickung“. Er blieb eben dabei, daß das Ganze trotz Zusammenbruch und anderer „Unerfreulichkeiten“ als Positives auf dem Konto des deutschen Volkes zu verbuchen sei.

×

Schneller und einfacher Kontakt über WhatsApp - Einfach auf den unteren Button klicken!

 

Kontakt über Threema unter der ID:
Y87HKB2B

×