Dr. Tomislav Sunic ist Schriftsteller, Doktor der Politikwissenschaften und ehemaliger kroatischer Diplomat. Er ist Autor mehrerer Bücher und bekannter Redner auf volkstreuen Veranstaltungen in ganz Europa.
„III. Weg“: Sehr geehrter Herr Sunic, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns ein Gespräch zu führen. Kommen wir auch gleich zur ersten Frage. Der drohende Untergang Europas wird für eine immer größere Zahl von Menschen immer offensichtlicher. Sie haben in einem Interview den Liberalismus und seine multikulturellen Ableger als Hauptfeind für die europäischen Völker bezeichnet. Können Sie darlegen, warum aus Ihrer Sicht der Liberalismus und nicht beispielsweise der Kapitalismus oder Kulturmarxisten der Hauptfeind sind?
Dr. Tomislav Sunic: Das Wort Liberalismus wird oft als Synonym für Kapitalismus gebraucht. Mittlerweile hat das Wort Kapitalismus eine pejorative und abschätzige Bedeutung angenommen, so dass sich auch seine Befürworter lieber als „Liberale“ selbstdarstellen möchten. Der heutige Liberalismus hat aber wenig gemeinsam mit den Liberalen aus der Paulskirche 1848. Er ist zu einer degenerierten Form des Fortschrittsglaubens mutiert. Der historische Liberalismus bestand schon, bevor sich seine radikalen Ableger, ideologischer Kulturmarxismus und politischer Kommunismus, gebildet haben. Das Wort „ Kulturmarxist“ (cultural Marxist) wird heute oft von den US-Nationalisten und Konservativen benutzt, um ihre linken bzw. ihre Gegner von der Antifa zu bezeichnen. Klar, der heutige Gebrauch des Wortes Kulturmarxist bezieht sich auch in abschätzender Weise auf die Antifa. Aber bereits ihre geistigen Vorväter wurden in den dreißiger Jahren durchaus zurecht als „Kulturbolschewiken“ bezeichnet. Da der Liberalismus aber die Vorbedingung ist, um seine radikalen Ableger und die Auswüchse des Kapitalismus zu erklären, ist er der Hauptfeind.
„III. Weg“: Wie, glauben Sie, könnte man den Liberalismus in Europa bekämpfen? Auch wenn das liberale System sicherlich eine immer größere Legitimitäts- und Vertrauenskrise hat, ist es in seinen Grundpfeilern bis heute nicht gebrochen, und schließlich gibt es auch in Ihrer Heimat Kroatien immer mehr Liberalisierungserscheinungen.
Dr. Tomislav Sunic: Man soll zuerst die Grundsätze des Liberalismus gut kennenlernen, ehe man ihn erfolgreich bekämpfen will. Und seine Hauptgrundsätze sind: Gleichheitslehre, Fortschrittsglaube und Konsumdiktatur. Diese drei Grundsätze sind in sehr abstrakter Weise formuliert und haben keine Basis in Naturgesetzen.
Erstens, alle Menschen sind verschieden, ob inmitten unserer Volksgemeinschaft, ob zwischen anderen Völkern und Rassen.
Zweitens, der Fortschrittsglaube ist auch naturwidrig konzipiert. Jeder Fortschrittsglaube setzt die Endstation des Fortschrittes voraus. Wo liegt eigentlich die Endstation des Fortschrittsglaubens?
Drittens, ein Mensch ist nicht nur ein Händler oder Konsument; er hat auch seelische und geistige Ansprüche.
Also alle diese drei Grundsätze sind menschenwidrig, da sie den Menschen aufs Verbrauchsmaterial reduzieren. Bevor man den Liberalismus bekämpfen kann, muss man sich seine naturwidrigen Grundlagen klar machen und die Menschen darüber aufklären.
„III. Weg“: Aber selbst wenn es gelingt, beispielsweise wieder autoritär regierte Staaten in Mittel- und Westeuropa zu erreichen, die Dekadenz, die sich von Generation zu Generation mehr in die Köpfe der Leute frisst, wird nicht einfach mit einem Regierungswechsel verschwinden. Wie würde so ein Entwicklungsprozess Ihrer Meinung nach aussehen?
Dr. Tomislav Sunic: Die Geschichte ist immer offen. Und das sendet uns allen immer ein Hoffnungssignal. Der Liberalismus zerfällt, und das sieht man täglich in unserer Gesellschaft. Was danach kommt, weiß ich nicht. Im alten Rom gab es auch lange Perioden der Dekadenz und des Zerfalls, besonders im ersten Jahrhundert vor Christus. Der Zerfallsprozess kann noch sehr lange in Europa dauern. Was besonders besorgniserregend ist, ist der Rassenzerfall und die Rassenvermischung. Die heutige Verrohung der Sitten ist nur das erste Zeichen des Rassenzerfalls. Das wird zu großen Unruhen führen , da die meisten Menschen im heutigen Multikultisystem schwer die Wahrheit hinnehmen wollen, dass Menschen nicht gleich sind. Wie genau also die Entwicklung stattfinden wird, kann ich nicht voraussagen, einzig, dass sie stattfinden wird.
„III. Weg“: Ein Problem, das vielen Leuten Kopfzerbrechen bereitet, ist die Rolle der USA. Schließlich hat sich diese quasi den Weltkreuzzug für das liberal-parlamentarische Demokratiemodell einschließlich einer globalisierten, möglichst ungeregelten Marktwirtschaft auf die Fahnen geschrieben. Wo auch immer es zu einem Regierungswechsel kommt oder Staaten sich für andere politische Systeme entschieden haben, beginnt die USA einschließlich diverser internationaler Organisationen und eines großen Teils der Weltpresse dagegen zu agieren. Wie schätzen Sie als jemand, der die USA quasi „von innen“ kennt, die Haltung der USA gegenüber einer solchen Wende in Europa ein?
Dr. Tomislav Sunic: In Folge des großen Trump Erfolgs sehen wir jetzt das erste Zeichen der Wende. Ich bin ein Schüler von Lukrez, und teilweise auch von Schopenhauer, daher glaube ich an Plötzlichkeit und Zufälligkeit in der Geschichte. Demzufolge bin ich kein Befürworter der Kausalität in der Geschichte. Wer konnte Trumps Erfolg prognostizieren? Niemand! Wer konnte den Zerfall Jugoslawiens oder den Fall der Berliner Mauer prognostizieren? Niemand! Dennoch sehen wir, dass sich mit Trumps Erfolg in Amerika die große Wende schon in Europa angebahnt hat. Ich kann nur wiederholen, die Geschichte ist immer offen, auch wenn alles trüb und statisch derzeit für uns aussieht. Darum sollten wir jeden Fatalismus strengstens ablehnen! Das Projekt Liberalismus hat schon seit seinem Beginn versagt, und nicht nur gestern oder vorgestern, sondern schon vor einem Jahrhundert. Dessen waren sich auch die großen Denker wie Carl Schmitt und Moeller van den Bruck bewusst. Der Kapitalismus kommt zu Ende , da er sich wirtschaftlich selbst zerfrisst und alle menschliche Solidarität zersetzt– auch bei seinen Befürwortern. Der große Zusammenbruch kommt nicht wie im Kino in einem Jahr — die Selbstzerstörung dauert normalweise eine lange Zeit. Aber binnen zehn Jahren , wenn nicht schon früher, werden wir alle entweder das EU-Konstrukt und die Marktwirtschaft schon belächeln , oder noch an ihren katastrophalen Folgen leiden. Der Liberalismus bzw. Kapitalismus in Amerika und der EU hat sich abgenutzt. Eine Alternative – ob eine gute oder schlechte– kommt unausweichlich.
„III. Weg“: Viele sehen angesichts von vorwiegend islamischen Parallelgesellschaften „unsere“ Werte bedroht und rufen zur Verteidigung des Abendlandes auf. Wir müssen allerdings feststellen, dass viele, die „abendländisch“ sagen, in Wirklichkeit westliche Werte meinen. Dass dies aber zwei vollkommen gegensätzliche Sachen sind, hat u.a. Martin Heidegger erklärt. Ist es nicht zu befürchten, dass die Bürger vielmehr ihr liberal-hedonistisches Lebensmodell von ungezügelter sexueller Freizügigkeit, Drogengebrauch und Nihilismus – und damit den von uns bekämpften Liberalismus! – verteidigen, statt sich auf die wirklichen europäischen Werte zurück zu besinnen und aus diesen heraus eine doppelte Verteidigung gegen fremdvölkische Parallelgesellschaften und US- Kulturimperialismus führen?
Dr. Tomislav Sunic: Klar, Abendland und Westen sind keine Synonyme . Das Wort „Okzident“ entspricht mehr dem Worte „Westen“ – beide sind jedoch ökonomistische und zivilisatorische Begriffe, die völlig den Begriff der Rasse und des Volkes ausschalten. Abendland ist zuerst ein geistiger Begriff, und darüber wurde viel in Deutschland geschrieben. Der heutige Westen steht im totalen Gegensatz zur Reichsidee, die man freilich als Synonym für Abendland benutzen soll. Aber in beiden Fällen ist es verspätetet, heute über die Rückkehr des Abendlandes zu reden, da unser Rest-Abendland heute aus mehr als 50 Millionen andersrassiger Menschen besteht, deren Selbstwahrnehmung und deren Schicksalsbegriff völlig andere als unsere sind. Darum ist es nicht ausreichend, nur das Abendland verteidigen zu wollen, man muss Europa und die Völker Europas verteidigen!
Teil 2 folgt.