Gespräch mit Dr. Tomislav Sunic – Teil 2

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Dr. Tomislav Sunic ist Schriftsteller, Doktor der Politikwissenschaften und ehemaliger kroatischer Diplomat. Er ist Autor mehrerer Bücher und bekannter Redner auf volkstreuen Veranstaltungen in ganz Europa.

„III. Weg“: Wir leben inzwischen auch in einer sehr technisierten Welt. Das antike Griechenland hat technischen Fortschritt in Teilen abgelehnt, da er zur Verweichlichung und Dekadenz führen würde. Wenn man sich die heutige Gesellschaft anschaut, die durchaus dem entspricht, was Konrad Lorenz einmal als „Verhausschweinung des Menschen“ bezeichnete, müsste man nicht auch wieder eine völkisch-bezogene Technikkritik statt eines naiven Fortschrittsglaubens betonen?
Dr. Tomislav Sunic: Ja. „Verhausschweinung des Menschen“ oder „genetischer Verfall“ , da sind die Begriffe, die Lorenz benutzt. Und diese heutige Verhausschweinung ist nur eine logische Folge des Liberalismus, bzw. des intellektuellen Zersetzungsklimas in Europa und den USA nach 1945. Aber Vorsicht bitte mit falschen Definitionen! Technische Entdeckungen sind keineswegs ein Gegensatz zu unserem europäischen Prometheusgeist! Die Frage ist nur, ob wir Ökonomismus bzw. den Fortschrittsglauben an die erste Stelle setzen  wollen – wie im heutigen Liberalismus – oder ob wir Ökonomismus bzw. Fortschrittsglaube an die dritte Stelle setzten wollen. An erster Stelle muss unser geistiger Kulturkampf immer stehen.

Linke nehmen am Rande einer Demonstration, bei der Dr. Sunic sprach,  positive Bezugnahme auf Kriegsverbrechen der kommunistischen Partisanen, welche sich hauptsächlich gegen die damaligen kroatischen Nationalisten richtete.

„III. Weg“: Wir sind eine Weltanschauungspartei und sehen unsere Aufgabe in einem ganzheitlichen Kampf gegen die bestehende moderne Welt. Im Moment sind aber in Europa überall sogenannte „Rechtspopulisten“ auf dem Vormarsch, die oft eher als Verteidiger der bestehenden liberal-bürgerlichen Ordnung auftreten statt als wirkliche Alternativen dazu. Für wie realistisch halten Sie die Möglichkeit einer wirklichen Zurückeroberung Europas, samt seiner alten Weltanschauungen und Werte?
Dr. Tomislav Sunic: Immer wieder die falsche Benutzung politischer Begriffe! Das Wort „Rechtspopulist“ wird derzeit von Systempolitikern und ihren Meinungsmachern benutzt, um die sogenannten Anti-System-Parteien, wie zum Beispiel die FPŐ oder die AFD, kleinzuhalten oder sie sogar aus dem System zu entfernen. Das Wort „Rechtspopulist“ hat heute einen weniger abschätzenden Nachklang als die kriminalisierende Worte wie „Nazis“, „Faschos“ oder „Rechtsradikale“. Der Aufstieg der FPÖ und AfD und teilweise auch des FN in Frankreich ist ein guter Durchbruch im System, und sollte begrüsst werden. Aber keineswegs sind die FPŐ oder die AfD echte Alternativen zu den etablierten Parteien des Systems. Sie beschwören auch die Theologie der Marktwirtschaft und bekennen sich alle zur liberalen Demokratie. Was diese Parteien stört, ist die reale oder angebliche Gefahr des Islamzustroms in Europa. Daher auch die grotesken Pilgerfahrten von den hohen Vertretern der FPŐ, des Vlaams Belang oder der AfD nach Israel, womit sie indirekt zeigen, wer ihr Superego, bzw. wer ihr Boss ist, und wo ihre eigentliche politische Legitimität und Identität liegt oder liegen sollte. Langfristig kann dieses Unternehmen keine Chancen haben. Der Islam als Religion ist kein Problem für Europa. Das Problem liegt in der Ideologie des Multikuturalismus und dessen Brutplatz, dem grenzenlosen Kapitalismus, sowie der Anbiederung an Israel. Eine Mischung von Scheinnationalismus und Kapitalismus ist ein Widerspruch in sich. Bald werden wir Zeugen zunehmender Spaltungen inmitten der FPO und AfD sein.

„III. Weg“: Müsste man, zumindest als Pessimist, nicht leider doch Oswald Spengler mit seiner Prophezeiung des Untergang des Abendlandes recht geben? Die aktuelle Situation des schleichenden ethnokulturellen Suizids Europas ist nicht grade optimistisch stimmend…
Dr. Tomislav Sunic: Ja, hier stimme ich Ihnen zu. Über den Weltuntergang wird seit Jahrtausenden geredet, von den Alten Griechen bis zu Spenglerianern . Das ist auch mein persönliches  Dilemma: Bin ich ein Pessimist wie Schopenhauer ohne Ausweg, oder bin ich ein Tragiker, der an die Zufälligkeit glaubt, wie Lukrez. Die Tragiker haben einen großen Vorsprung, nämlich dass sie immer an Plötzlichkeit und Zufälligkeit glauben , wie die antiken Sophokles oder Euripides. Wie gesagt, so lange es noch ein paar Europäer gibt, auch wenn  ihre Zahl auf einen Million Leute zusammenschrumpfen soll,  gibt es  auch Möglichkeiten, unsere  Zivilisation zu retten oder auch neue zu gründen. Der weiße Mensch in dem Nibelungenlied , oder die alten Griechen in Gestalt von Prometheus, können noch große Wunder erzeugen. Selbsterklärte Kulturpessimisten – und das hat auch Spengler gespürt – suchen oft ethische Deckungen im Zweckpessimismus, um ihr eigenes Selbstmitleid und Nichtstun besser zu legitimieren. Jammern hilft nicht. Der freie Mensch ist immer ein Kämpfer, wie Nietzsche sprach —  auch wenn die Welt zu Grunde geht.

„III. Weg“: Zu guter Letzt können Sie uns vielleicht einen kleinen Blick über die Grenze gewähren. Während „dank“ der Kölner Silvesternacht, Merkels Einladung an die Migranten aller Welt und Attentaten wie in Würzburg jeder über die Situation in der BRD unterrichtet ist, ist Ihr Heimatland Kroatien sehr selten in der Presse. Meistens hört man nur etwas davon, wenn linke Politiker wieder eine angebliche Verharmlosung der Ustascha-Regierung bemängeln. Wie ist die aktuelle Situation in Kroatien, und was sind die Entwicklungen?
Dr. Tomislav Sunic: Frau Merkels Willkommenspolitik ist ein Zeichen politischen Wahnsinns, oder diplomatisch ausgedrückt, eine freiwillige Ablehnung jedes Begriffs des Politischen. Ihr Verhalten jedoch war vorhersehbar. Da die deutschen Eliten völlig von den Besatzern umerzogen wurden, müssen sie diese nachäffende und  selbstmörderische mea culpa-Politik betreiben. Der deutsche Michel wird wie üblich päpstlicher als der Papst. Das ist nur die Fortsetzung des Weltkrieges nach 1945, heute nur mit anderen Mitteln. Logistisch, technisch aber kann diese Politik nicht jahrelang dauern. Bald kommen die Revolten, die schlimme Folgen für alle Europäer, aber auch für Zuwanderer haben werden. Übrigens, solcher Ethnomasochismus der deutschen Gutmenschen wird in der EU belächelt –  auch von den Multikulti-Befürwortern. Kroatien derzeit, obgleich auch von der EU gleichgeschaltet, ist in besserer Lage. Das hat damit zu tun, dass viele Kroaten als freiwillige Soldaten am jüngsten Krieg teilgenommen haben und die Gefahr des Multikulti-Zwangsstaats Jugoslawien gut kennengelernt hatten . In Kroatien gibt es derzeit keine grotesken Bußrituale wie in der BRD, wo man immer Angst vor der Nazikeule hat.

„III. Weg“: Herr Sunic, wir bedanken uns bei Ihnen für das Gespräch.
Mehr Informationen über den Autor und einige Artikel von ihm auf Deutsch findet man auf seiner Netzseite, http://tomsunic.com .

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