In diesen Tagen ist der Verleger Herbert Fleissner gestorben. Man kann den 1928 Geborenen als „nationalen Verleger“ bezeichnen, aber nicht in dem Sinne wie die einschlägig bekannten Grabert, Sudholt, Munier oder der Nordland-Verlag. Fleissner bewegte sich in ganz anderen finanziellen Dimensionen und gehörte zur anerkannten gesellschaftlichen Spitze. Er war etabliert, und doch hatte sein Unternehmen eine bestimmte politische Ausrichtung. Das begann schon mit dem ersten Buch als Student im Selbstverlag, das von der Vertreibung handelte. Herbert Fleissner kam aus dem Egerland und ließ sich von dem Anspruch auf seine Heimat nicht abbringen.
Später hieß seine Verlagsgruppe Amalthea (1962), Herbig (1966), Langen Müller (1967), Universitas (1972), und mit Autoren wie Hellmut Diwald, Ernst Nolte, Alexander Solschenizyn über Joachim Fernau, KarlheinzWeißmann, Klaus Rainer Röhl bis zu Elisabeth Noelle-Neumann, Ephraim Kishon, Simon Wiesenthal, Franz Schönhuber und Willy Brandt. Man merkt schon: etabliert und angepaßt, aber mit einer nationalen Schlagseite. Sein verlegerisches Motto: „Wer vieles bringt, kann manchen etwas bringen.“ Zeitgeschichtliche und politische Titel zum Thema Vertreibung, Zweiter Weltkrieg, Ost-West-Konflikt, zur offenen deutschen Frage – Themen, mit denen man gut Geld verdienen konnte, aber die häufig um Deutschland kreisten. Fleissner ließ sich auch auf nationalen Veranstaltungen sehen, wenn sie nur glanzvoll und repräsentativ waren. Und er erhob in den Gremien der Landsmannschaft seine Stimme gegen alle Versuche, diese große Vertriebenenorganisation von Kernforderungen (Recht auf Heimat und Entschädigung) zu entleeren und einen Kurs politischerAnpassung zu wählen.
In Konflikt zwischen Gesinnung und Geschäftssinn geriet Herbert Fleissner bei der Kooperation mit dem Axel-Springer-Verlag. Das bezog sich auf die Verlagsgruppe Ullstein/Propyläen von 1984 bis 1996. Darin erschien auch die Ullstein-Report-Reihe unter dem Lektor Rainer Zitelmann mit ausgesprochen „rechten“ Themen, bis Springer die Entlassung Zitelmanns und anderer durchsetzte und die Zusammenarbeit aufkündigte. „Wir wollen bestimmte Wertvorstellungen mittels unserer Bücher transportieren,“ behauptet Fleissner, „ Bertelsmann will Profite optimieren. Hätte ich je anders gedacht, wäre ich damals in eine andere Branche eingestiegen.“ Daß er sich ohne Vermögen und Beziehungen im Verlagsgeschäft hochgearbeitet hat, ist nicht zu leugnen, anfangs mit vielen Autoren aus der NS-Zeit, die noch ihr Publikum hatten, aber nirgends mehr verlegt wurden. – Einen Großverleger dieser Art gibt es jetzt nicht mehr.