Landwirtschaft: Weg mit dem Schweinesystem

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Screenshot von http://www.fischerverlage.de

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Weil schon so viel über das Tierelend in der deutschen Landwirtschaft geschrieben wurde, und weil Vegetarier und Veganer anscheinend mehr werden, glauben viele, daß es in den Ställen inzwischen besser aussähe. Das ist ein großer Irrtum. Immer noch überwiegt die Massentierhaltung mit entsprechenden Folgen für Rinder, Schweine und Hühner. Der Tierarzt und Pharmazeut Matthias Wolfschmidt führt die Mißstände in seinem Buch „Das Schweinesystem“ noch einmal ausführlich auf. Weiterhin sind Hallen die Norm, in die kein Tageslicht fällt, die kleiner sind als ein 50-Meter-Schwimmbecken und in denen 40.000 Masthühner ihr nur fünf bis sechs Wochen dauerndes Leben verdämmern. Die größte deutsche Anlage entsteht derzeit im Landkreis Vorpommern-Rügen. Die Ställe sollen 966.000 Masthähnchen aufnehmen. Für jedes Tier fällt dabei die übliche Fläche von einem halben DIN-A4-Blatt ab. Von artgerechtem Verhalten, im Freien scharren und picken, im Sand baden, auf Stangen in erhöhter Position die Nacht verbringen, kann hier keine Rede sein. Geht es doch allein darum, das „Lebensziel“ zu erreichen: ein Schlachtgewicht von 1,6 bis 2,5 Kilogramm.

Aber es gibt doch die Bio-Bauernhöfe, möchte man einwenden, und inzwischen sogar Bio-Supermärkte. Diese Sparte ist aber – verglichen mit dem Gesamtverbrauch an Fleisch – lächerlich klein. In „normalen“ landwirtschaftlichen Betrieben geht es so zu: „Wenn sich die Tiere ihrem Zielgewicht nähern, drängen sich 16 bis 26 auf einen einzigem Quadratmeter, dann hocken sie den größten Teil ihrer Zeit nur noch auf dem Boden, vegetieren in dunklen Ställen oder unter Kunstlicht dahin. In der Regel wird die Einstreu, auf dem die Tiere leben, während der Mastzeit nicht erneuert. Von Tag zu Tag wird sie dreckiger, feuchter, klumpiger, ihr entsteigt das stechend riechende Ammoniakgas aus dem Kot der Vögel“, schreibt Wolfschmidt. „Das Gas reizt ihre Augen und schädigt ihre Atemwegsorgane. An den Fußballen und an den Brustmuskeln vieler Tiere bilden sich schmerzhafte Entzündungen.“

Das ist artgerechte Tierhaltung

Es reicht nicht, einzelne Oasen für privilegierte Tiere und gutverdienende Menschen einzurichten, die für ihr Putenschnitzel mehr ausgeben wollen, wenn es aus artgerechter Haltung kommt. Die „glücklichsten Schweine Deutschlands“, 3.500 Muttersauen mit 70.000 Ferkeln, machen bei 27 Millionen Schweinen hierzulande nur eine kleine Minderheit aus. Das System müßte insgesamt geändert werden, das heißt, es darf nicht mehr ausschließlich auf dem Profit beruhen, den das einzelne Tier bringt. Denn die von Brüssel forcierte „raubtierkapitalistische Nutztierökonomie“ richtet sich nicht nur gegen das Tierwohl, sondern vernichtet in hohem Tempo bäuerliche Existenzen und verwandelt die Provinz zusehends in einen menschenleeren Raum.

Matthias Wolfschmidt: Das Schweinesystem, Frankfurt am Main 2016, 18 Euro

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