Namen sind Schall und Rauch? Daß das nicht stimmt, zeigen schon die gehässigen Proteste gegen nationale Namensgeber von Straßen, Schulen, Universitäten und anderen Institutionen. Man fürchtet offenbar, daß von dem Namen ein Geist ausgeht nach dem lateinischen Sprichwort „Nomen est omen“. Daß im Lehrplan der bisherigen Ernst Moritz Arndt-Universität in Greifswald noch viel vom Geist des deutschen Dichters umgeht, darf bezweifelt werden. Trotzdem soll auch dieser Name aus der deutschen Geisteslandschaft ausgetilgt werden. Es begann mit einer Wühlarbeit linker Studenten und Hochschullehrer sowie natürlich der Presse. Bereits 2010 hatte es nach langen Diskussionen eine Abstimmung über den Beinamen gegeben. Damals stimmten 22 Senatoren für seine Beibehaltung, nur 14 dagegen. Doch die Arndt-Gegner agitierten fleißig weiter, um dieses Ergebnis hinfällig zu machen. Nun ist es so weit: Der Senat der Hochschule entschied mit Zweidrittelmehrheit, den Beinamen „Ernst Moritz Arndt“ zu tilgen. Mit dazu beigetragen hat sicher auch die schreckliche Tatsache, daß Hermann Göring der Universität diesen Namen verliehen hatte.
Wer war Ernst Moritz Arndt? Der 1769 in Vorpommern auf der Insel Rügen geborene Dichter, Professor und Publizist gehörte zu den Vorkämpfern für die deutsche Einheit und war 1848 Mitglied des Frankfurter Paulskirchenparlaments. Weil Arndt sich besonders gegen die Besatzung Napoleons und die Franzosen insgesamt wandte, wird immer wieder gegen den „aggressiven Nationalisten“ und „Fremdenfeind“ gewettert. Daher könne der Name potentielle Studenten aus dem Ausland abschrecken, die Anwerbung internationaler Wissenschaftler sowie die Vermarktung der Uni stören.
Nach diesem Muster könnte man auch die Namen von Kleist, Schiller, Hölderlin überall tilgen, denn auch diese waren vaterländisch gesinnt. Man muß allerdings zugeben, daß das nationale Anliegen bei wenigen Dichtern so im Vordergrund stand wie bei Arndt. Seine Verteidiger haben sich auf eine Kompromißformel geeignet, nämlich daß im frühen 19. Jahrhundert bei der deutschen Kleinstaaterei der Schrei nach nationaler Einheit in jedem Fall „fortschrittlich“ gewesen sei, und daher lange nicht so „schlimm“ wie im 20. Jahrhundert. Auf diese Weise wollen sie Verständnis wecken für gewisse Zeilen des Dichters Arndt, die heute recht provokativ wirken:
„Ich will denn Haß gegen die Franzosen, nicht bloß für diesen Krieg, ich will ihn für lange Zeit, ich will ihn für immer. Dann werden Teutschlands Gränzen auch ohne künstliche Wehren sicher seyn, denn das Volk wird immer einen Vereinigungspunkt haben, sobald die unruhigen und räuberischen Nachbarn darüber laufen wollen. Dieser Haß glühe als die Religion des teutschen Volkes, als ein heiliger Wahn in allen Herzen, und erhalte uns immer in unserer Treue, Redlichkeit und Tapferkeit.“
Wenn das noch nicht reicht, um Ernst Moritz Arndt als Namensgeber unmöglich zu machen, sollte man auch bedenken, daß es sich um einen „dead white man“ handelt, und von denen sollte man politisch korrekt ohnehin nicht mehr reden.