Rom, die ewige Stadt. Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende Mittelpunkt der europäisch-abendländischen Welt. Wie keine andere Stadt steht sie für Europas Geschichte. Von ihr ging das Römische Reich aus, dessen Erbe unsere germanischen Vorväter mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation übernahmen, ohne sie sind das Christentum und die römische Kirche, die uns im Guten wie im Schlechten prägten, nicht denkbar. Man kann Rom wohl zu Recht als das Herz Europas bezeichnen. Die, die wir uns heute einem kollektiven Vergessen und Verdrängen der europäischen Identitäten und ihrer Geschichte gegenüber sehen, wollten in Rom wieder ein Teil unseres Erbes neu entdecken.
Bereits beim Anflug auf die Stadt ergibt sich ein ganz anderes Bild, als man es aus anderen Metropolen gewohnt ist. Statt Wolkenkratzer blicken die bekannten und unbekannten Sehenswürdigkeiten – Petersdom, Kolosseum, Kirchen und Tempel – dem Besucher entgegen und lassen einen ersten Eindruck der Stadt am Tiber erahnen. Untergekommen waren wir im besetzten Haus der „Faschisten des dritten Jahrtausends“, Casa Pound, 800 Meter vom von Mussolini gebauten Hauptbahnhof Roma Termini entfernt. Wie in allen Städten Westeuropas machte sich auch hier die Überfremdung schon bei der Ankunft bemerkbar – Mahnung, dass Europas Erbe nicht nur zu besichtigen, sondern auch zu verteidigen ist…
Nach dem Beziehen unseres einfachen, aber ausreichenden Zimmers wurde uns eine kleine Führung durch das Haus und das Viertel von den italienischen Kameraden gegeben, die Organisation Casa Pound und ihre Strukturen in Rom werden im zweiten Teil des Reiseberichtes dargelegt. Ohne Stadtplan, aber mit grober Richtungsweisung machten wir uns auf den Weg, um die bekannten Relikte des römischen Reiches – Kolosseum, Forum, Triumphbogen – zu besichtigen. In den drei Tagen unseres Aufenthaltes legten wir zweistellige Zahlen an Kilometern zurück, quer durch Rom und wieder zurück. Da wir uns zwischenzeitlich bei einer Touristeninformation mit Stadtplänen und Infobroschüren ausgerüstet hatten, gelang die Orientierung auch recht gut. Zu Hilfe kam dabei die großflächige Bauweise der Innenstadt und der Verzicht auf größere Häuser, oftmals konnte man sich an Wegmarken wie Kirchentürmen orientieren, wenn man wieder einmal in die kleinen Seitengassen kam, die auf dem Stadtplan keinen Platz mehr fanden. Rom wirkt dabei in allen Lebenslagen geradezu verschwenderisch – wo andere Städte dicht gedrängt Haus an Haus reihen, ist hier Platz großzügig freigelassen, was in anderen Städteplänen als kultureller Höhepunkt eingezeichnet wäre, ist hier gar nicht erwähnt, zu reich ist die Stadt an Kunstwerken der Architektur, der Plastik und allen anderen Formen der Kunst ausgestattet. Immer wieder standen wir bei unserem Fußweg durch Rom beeindruckt vor nirgends eingezeichneten Brunnen und Skulpturen. Man merkt der Stadt an jedem Stein an, dass sie eine 2700 jährige Geschichte hat, Zeit genug, Kunst und Kultur in jeden Winkel eindringen zu lassen. Neben all den kleineren und größeren unbekannten Sehenswürdigkeiten gab es aber natürlich einige, die noch einmal besonders aus dieser Masse herausstrahlten. Eines der monumentalsten Gebäude war das Monumento a Vittorio Emanuele II (Nationaldenkmal für Viktor Emanuel den Zweiten).
Zu Ehren des italienischen Staatsgründers Vittorio Emanuele II. wurde ein gewaltiges Denkmal auf den Kapitolshügel gestellt, unweit vom Piazza Venezia, der vor allem wegen Mussolinis Reden vom Balkon aus bekannt ist. Neben einer 12 Meter großen Reiterstatur des Königs finden sich ein Grabmal des unbekannten Soldaten und der „Altar des Vaterlandes“. Die Ewige Flamme wird Tag und Nacht von zwei Soldaten mit Lanzen bewacht. Wie auch das Brandenburger Tor wird es von einer Quadriga gekrönt. Das Bauwerk beeindruckt neben seiner neoklassizistischen Bauweise vor allem durch seine pure Größe. Auf dem Weg zum unvermeidlichen Petersdom besuchte man auch die Engelsburg.
Ursprünglich als Mausoleum des römischen Kaisers Hadrian und seiner Nachfolger gedacht, wurde die Engelsburg – benannt nach der Skulptur des Erzengel Michael auf ihrer Spitze – immer wieder umgebaut und neuen Zwecken zugeführt. Zunächst vom Gotenkönig Totila erweitert, wurde sie von verschiedenen Päpsten als Burg in die heutige Form gebracht und neben ihrer Funktion u.a. als Gefängnis der Inquisition genutzt. Heute beherbergt sie ein Museum und dient nicht nur Touristen als Motiv, sondern immer wieder auch für Literatur und Kunst. Immer wieder stieß man auf Obelisken, Brunnen und Denkmäler, die man aufgrund fehlender Tafeln und Einzeichnungen nicht zuordnen konnte. So bleibt uns nichts als die Dokumentation dieser – uns unbekannten- Meisterwerke der Kunst und Architektur. Was wir allerdings erkannten, war das Goethe-Haus in Rom an dem wir mehr durch Zufall vorbei kamen. Wieder eine der unzähligen Verbindungen zwischen Deutschland und Rom. Auch den anderen Sehenswürdigkeiten wie der Spanischen Treppen und der Stadtmauer statteten wir einen Besuch ab, nichts wollten wir verpassen. Erst auf der Dachterasse unserer Unterkunft, mit dem Blick über die im Abendrot versinkenden Dächer, überragt von Kirchtürmen, Kolosseum und Siegessäulen lassen sich die Worte „George Forestiers“ (in Wirklichkeit Karl Emerich Krämer) richtig begreifen:
Das Alte Europa kann noch nicht sterben,
unter brandingen Narben pocht stark sein Blut,
treibt durch Kanäle, Arterien und Venen,
schießt durch die Glieder und Herzgefäße
Spült über Schutt und Asche und Trümmern
bis hin zur Nogat, Weichsel und Oder,
pocht tief im Küstensaum des Kanals und Atlantik.
Rom heißt sein Herz, Paris ein anderes,
London, Berlin, Den Haag und Madrid.
Das alte Europa hat viele Herzen,
hat viele Kronen, die nie verdunkeln.
Sag Moskau und fühle: du bist allein.
Nenne New York und du bist in der Fremde.
Schanghai, Benares sind Abenteuer,
Sidney und Rio; ein Gruß aus der Ferne.
Wo deinTraum dich auch hintreibt,
stets kehrst du wieder heim
Nach Athen nach Wien oder Oslo.
Sag nur: Europa und horch auf dein Herz.
Zwischen Feuer und Eis glimmt aprilne Luft.
Der Himmel ist näher und süßer die Erde.
Die Stuben sind eng und voller Gefühl.
Dicht beieinander spürst du die Gräber,
spürst du die Väter bei jedem Schritt.
Horch auf dein Herz: Europa stirbt nicht.
Es kann nicht sterben, solange du es liebst.“
(George Forestier – Mein Lied für Europa)
So unbekannt uns die Stadt und ihre Bewohner auch waren, in der Fremde fühlten wir uns doch nicht. Wir fühlten in ihnen und in uns doch den gleichen Geist lebend und das gleiche Herz schlagen. Der Anblick der ewigen Stadt machte uns nur noch tiefer bewusst, dass der Kampf, vor dem wir stehen, eine gesamteuropäische Schicksalswende ist, und dass unsere Nation und unser Volk nicht für die Kapitalinteressen einiger weniger Firmen am Hindukusch verteidigt wird, sondern auch mit an den Stränden Lampedusas und in den Straßen Roms.