Greifswald: Uni-Umbenennung nicht rechtskonform

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Die Universität Greifswald wird weiter den Namen „Ernst Moritz Arndt“ tragen. Zumindest vorerst. Das Schweriner Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur lehnte die Uni- Umbenennung aus formellen Gründen ab.

Vor einigen Wochen hatte der Hochschulsenat gegen aller Proteste beschlossen, den Namen Ernst Moritz Arndt zu entfernen. Es fehlte nur noch die Genehmigung des zuständigen Schweriner Ministeriums. Eigentlich nur eine Formsache. Aber laut Ministerin Birgitt Hesse (SPD) hätte sich der engere Hochschulsenat erst mit der Änderung der Grundordnung befassen müssen, bevor der erweiterte Senat über die Namensänderung abstimmt. Die Ministerin betonte aber zugleich demütig, sie wolle sich beim Namensstreit inhaltlich nicht einmischen, aber „eine Änderung der Grundordnung muss rechtskonform ablaufen“.

Seit Jahren versuchen linke Kreise in Greifswald den Namen Arndt aus der Uni zu streichen. Als Begründung muss herhalten, dass das Festhalten an Arndt als Nachteil für die angestrebte verstärkte Internationalisierung und die Darstellung der Uni als Ort einer fortschrittlichen Wissenschaft erschwere würde. Im Kern geht es aber darum, dass Arndt antisemitische Tendenzen zeigte und die französische Besatzung der deutschen Staaten ablehnte. Und obendrein verlieh Hermann Göring 1933 der Universität den Namen.

Wer war Ernst Moritz Arndt?

Ernst Moritz Arndt war ein entschiedener Gegner Napoleon Bonapartes (1769-1821) und stieg als solcher während der Befreiungskriege zu einem der bekanntesten Verfasser patriotischer Schriften auf. Ernst Moritz Arndt gilt neben Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) und Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) als einer der geistigen Väter der burschenschaftlichen Bewegung im frühen 19. Jahrhundert. Im Revolutionsjahr 1848 war er Abgeordneter und Alterspräsident in der deutschen Nationalversammlung. Seine Forderungen zur Schaffung eines deutschen Nationalstaates basierten auf einem völkischen Weltbild.

Ernst Moritz Arndt wurde am 26.12.1769 in Groß Schoritz auf der seit den Westfälischen Frieden von 1648 zu Schwedisch-Pommern (Vorpommern) gehörenden Insel Rügen geboren. Nach dem Durchlaufen des Gymnasiums in Stralsund immatrikulierte er sich 1791 an der Fakultät für evangelische Theologie der Universität Greifswald. Anschließend setzte Arndt zwischen 1793 und 1794 seine Studien in Jena fort. Im Jahre 1798 unternahm er eine ausgedehnte Bildungsreise, die ihn nach Österreich, Ungarn, Italien und Frankreich führte. Die 1794 erfolgte Besetzung des Rheinlandes durch französische Revolutionstruppen kommentierte er mit den Worten: „Du schöner germanischer Rhein, du hurtiger Rhein, du wirst hinfort der Sklave der Fremden mit deinen Kindern, die du nicht mehr schützen sollst." Im Jahr 1800 kehrte er nach Greifswald zurück und trat nach seiner Magisterprüfung als Privatdozent in den Dienst der dortigen Universität.

1806 wurde Arndt zum außerordentlichen Professor an der Universität Greifswald ernannt. Seit der Veröffentlichung seiner Flugschrift „Geist der Zeit" im Jahr 1805, in der er die nationalstaatliche Einigung der deutschen Staaten gefordert und die Expansionspolitik Frankreichs angeprangert hatte, galt er als einer der vehementesten Kritiker Napoleons.

Aus Angst vor Verhaftung durch die herannahenden französischen Truppen flüchtete Arndt im Dezember 1806 nach Schweden. 1808 kehrte er unter falschem Namen nach Pommern zurück und dozierte nach dem Abzug der Franzosen von 1810 bis 1811 erneut an der Greifswalder Universität. Vor dem Russlandfeldzug Napoleons entzog sich Arndt dem Zugriff der Franzosen wiederum durch Flucht. Er gelangte auf Irrwegen nach St. Petersburg, wo er als Sekretär in den Dienst des Reichsfreiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein (1757-1831) trat.

In den folgenden Jahren erlangte Ernst Moritz Arndt durch seine patriotischen Schriften und Kampflieder einen hohen Bekanntheitsgrad. In seinen Texten rief er u.a. zum Kampf gegen die französischen Besatzer auf, den er zur „Religion des deutschen Volkes" erklärte, forderte den Zusammenschluss aller Deutschen und rief auch zum Ungehorsam gegen die regierenden Fürsten auf. Diese Inhalte gaben nicht zuletzt der Entstehung der studentischen Burschenschaften entscheidende Impulse. Die Jenaische Burschenschaft leitete ihre Verfassung des Jahres 1815 mit der ersten Strophe seines populären Liedes „Des Deutschen Vaterland" ein. Nachdem Arndt in Bonn unter starken Repressionen durch die Preußen leidet, startete Arndt erst ab 1830 wieder, seinen Forderungen nach einer Einigung der deutschen Staaten unter Preußens Führung wieder öffentlich Nachdruck zu verleihen.

Nach der Revolution 1848/1849 wurde Arndt als Abgeordneter der Stadt Solingen neben weiteren sechs Professoren der Universität Bonn in die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche gewählt. Seine Tätigkeit als Parlamentarier blieb allerdings ohne nachhaltige Wirkung. Nach der Ablehnung der Kaiserwürde durch Friedrich Wilhelm IV. (1849) trat Ernst Moritz Arndt enttäuscht von seinen politischen Ämtern zurück. Er kehrte nach Bonn zurück, wo er am 29.1.1860 an den Folgen einer Lungenentzündung starb. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Bonn.

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