Traditionalismus – Teil 6 / 6

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Im letzten Teil dieser Serie betrachten wir was Evola zum Wert der Arbeit zu sagen hat. Weiterhin werden wir sein Konzept einer Moral anreisen, welches er explizit für eine in der Tradition verhafteten Elite, welche in einer Zeit des Niedergangs lebt, verfasst hat.

Arbeit

Evolas Meinung zum Wert der Arbeit ist ein weiterer Punkt, der ihn deutlich vom Nationalsozialismus unterscheidet. Nach Evola sei die Pflicht zur Arbeit und die Verherrlichung dieser das Produkt eines Geschlechts von Sklaven. Evola schreibt dazu:

„Wenn der übermenschliche Geist die solare Epoche charakterisierte, das Heldentum die
der Krieger und das Geld die der Händler, dann musste das Heraufkommen der Knechte
mit der Verherrlichung der Arbeit einhergehen, die man zur Religion erhob. Der Hass
des Sklaven verkündet sadistisch: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Wobei er
unter „Arbeit“ das versteht, was er selbst tut: Knechtsdienste leisten.“

Wichtig ist jedoch zu erwähnen, das Evola nicht jede Tätigkeit, die wir heute als Arbeit bezeichnen, auch als solche bezeichnet würde. Arbeit ist nach Evola eine Tätigkeit, die einzig und allein dazu dient, materielle und wirtschaftliche Bedürfnisse zu stillen. Für Evola stellt dies die niedrigste Ebene menschlicher Tätigkeit dar und dient dazu dem Menschen das verfolgen höhere Ziele zu ermöglichen. Jede Tätigkeit, die über diese materielle Ebene hinausgeht, wird von Evola nicht mehr als Arbeit bezeichnet, sondern als Tat. Er schreibt dazu:

„Das hier zu verwendende
Wort ist vielmehr Tat: Taten, und nicht Arbeit, kennzeichnen das Oberhaupt, den
Forscher, den Asketen, den reinen Wissenschaftler, den Krieger, den Künstler, den
Diplomaten, den Theologen, denjenigen, der ein Gesetz gibt oder bricht, denjenigen, der
von einer elementaren Leidenschaft getrieben oder von einem Prinzip geleitet ist, ebenso
wie den großen Unternehmer und den großen Organisator.“

Evola fügt hinzu, dass die Trennung zwischen beiden Formen, nicht immer scharf verlaufen muss. Tatsächlich ist die scharfe Trennung der beiden Bereiche Produkt des Niedergangs, so wurden einige Tätigkeiten, die früher einen schöpferischen und künstlerischen Charakter hatten, auf die Ebene der Arbeit niedergezogen.
Deutlich zu erkennen ist dies bei den traditionellen Handwerksberufen. Diese waren im Mittelalter in Zünfte organisiert, welche zwar auch den Lebensunterhalt der Mitglieder sicherten, aber der eigentlichen Tätigkeit durch einen gewissen künstlerischen Stolz und einen strengen Ehrenkodex eine Bedeutung gab, die über das Wirtschaftliche hinausging. Der Beruf wurde zu einer Berufung, Arbeit wird dadurch zu etwas Erhöhendem. Dies ist in der heutigen Massengesellschaft natürlich vergessen, in den meisten Fällen ist das Geld das Einzige, was die Person mit ihrem Beruf verbindet. Evola fordert daher eine Rückbesinnung auf das Prinzip der Gilden und Zünfte, neben der Erhöhung der Arbeit findet damit auch eine Überwindung des Klassengedankens statt.
In diesem Zusammenhang lobte Evola besonders die Errungenschaften des Nationalsozialismus. Dieser habe im Geist des traditionellen Korporativismus eine wirkliche organische Solidarität zwischen den unternehmerischen Führungskräften und den Arbeitern geschaffen. Die Beziehung zwischen Unternehmer und Arbeiter wurde eine zwischen Führer und Gefolgschaft, bei der man von beiden Partnern verlange, den individuellen Nutzen, Maximalgewinn oder Maximallohn, zurückzustellen und das Wohl des anderen und der Gemeinschaft mit in Betracht zu ziehen. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass in einem solchen System kein Platz für Spekulanten, wie man sie heute an Börsen in der ganzen Welt findet.

Moral

Evolas Formulierung einer Moral ist für uns von besonderem Interesse, da er sie explizit für eine Zeit wie die unsrige konzipierte, eine Zeit, in der alle herkömmliche Moral durch Mangel einer höheren Legitimation ihre Bedeutung verloren hat. Weiterhin richtet er sich an einen besonderen Schlag von Menschen, welche ihr geistiges und seelisches Zentrum nicht in dieser Zeit, sondern in der Welt der Tradition haben.

Evola baut dabei auf Nietzsches Feststellung „Gott ist tot“ auf. Dabei wird angenommen, dass wie einleitend erwähnt, jegliche Alltagsmoral durch den Mangel eines Gottes ihre schlussendliche Legitimation verloren hat. Der daraus entstehende Nihilismus wird von Evola als ein Test des Menschen verstanden, welcher darin besteht in einer Welt ohne Werte einen Sinn und ein Gesetz zu finden.
Die meisten Menschen arrangieren sich damit in einer Welt ohne höheren Sinn zu leben, dies ist der Massenmensch unserer heutigen Zeit, vollkommen zufrieden damit nicht mehr zu sein als Konsument und Arbeitstier. Die nächste Gruppe versagt bei diesem Test, sie zerbrechen an der scheinbaren Sinnlosigkeit der modernen Existenz. Sie sind die Amokläufer, Anarchisten und ähnliche Gescheiterten, die man heute nur zu genüge kennt. Die letzte Gruppe ist die, an die sich Evolas Moral richtet, sie besteht den Test indem sie ihr inneres Gesetz finden und danach leben, dadurch die Leere füllen und so den Nihilismus überwindet. Da das Gesetz ein inneres ist, verlieren die klassischen Begriffe von „Gut“ und „Böse“ jegliche Bedeutung. Eine Handlung entspricht entweder dem inneren Gesetz oder eben nicht. Auch verliert das Begehen von Fehlern oder ein Scheitern seine moralische Komponente von Schuld oder „Sünde“, Fehler werden stattdessen lediglich als solche anerkannt. Was bleibt, ist die kühle Frage nach der Notwendigkeit und Nützlichkeit einer Handlung. Ist die Notwendigkeit einer Handlung einmal erkannt, spielen Faktoren wie Freunde, Schmerz oder die Meinung andere keine Rolle. Auch die Aussicht auf Misserfolg ist nicht von Belang. Dies ist jedoch nicht mit einer „Kopf durch die Wand“-Haltung zu verwechseln. Ein Unternehmen sollte nie von Anbeginn zum Scheitern verurteile sein oder durch schlechte Vorbereitung scheitern. Evola beschreibt dies als ein „Handeln ohne zu wollen“, da er zwischen der Handlung und dem Handelnden eine gewisse Distanz und Losgelöstheit sieht.
Mit dieser relativistischen Moral geht Evola in eine ähnliche Richtung wie Rosenberg. Dabei ist der Angelpunkt, welcher den Wert einer Aktion bestimmt, jedoch nicht das innere Gesetz eines jedem Individuum, sondern das Wohl des deutschen Volkes. Das Handhaben von Fehlern, Scheitern und Versagen wird von Rosenberg zwar nicht angeschnitten, allerdings kann man hier auf den Schriftsteller und Kulturpolitiker Kurt Eggers zurückgreifen. Eggers fordert, dass eine Person, die eines Versagens oder sogar eines Verbrechens schuldig ist, nach dem Begleichen der Schuld wieder in die Reihen der Gemeinschaft aufgenommen werden soll, als sei nie etwas gewesen.
Zwar gibt es in diesem Punkt einige Unterschiede zwischen Evola und den beiden Autoren aus dem Nationalsozialismus, gemeinsam ist ihnen aber die Abkehr von der herkömmlichen christlichen Moral.

Damit beenden wir unsere Serie über die Philosophie Julius Evolas. Es gäbe noch viele Details zu nennen, aber die wichtigsten Grundzüge wurden hier genannt.

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