Buchbesprechung: Drehbuch für den dritten Weltkrieg von Thomas Barnett

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Die Globalisierung ist die modernste Ausformung der Vernichtungsabsichten gegen gewachsene Völker und ihre Kulturen.

Ein führender Globalisierungsprophet, der US-amerikanische Militärstratege Thomas P. M. Barnett, hat in seinen Grundlagenwerken die Strategie zur Errichtung dieser Herrschaft, die eine weltweite wirtschaftliche, ideologische und rassische Gleichschaltung bedeutet, offen und für jeden nachlesbar dargelegt.

Nunmehr liegen zwei Arbeiten des seit 1990 führenden Analytikers und Beraters für Wallstreet, Pentagon, Militär und US-Regierung (ehem. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld) in deutscher Übersetzung vor. Die bereits 2004 (The Pentagon’s New Map, War and Peace in the Twenty-first Century) und 2005 (Blueprint For Action, A Future Worth Creating) im Original erschienenen real existierenden Phantasien zur Erringung der materialistischen Weltherrschaft der Hochfinanz tragen in der deutschen Übersetzung die passenden Titel „Der Weg in die Weltdiktatur, Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert – Die Strategie des Pentagon“, sowie „Drehbuch für den 3.Weltkrieg – Die zukünftige neue Weltordnung“. Beide Bücher sind im J. K. Fischer Verlag erschienen.

Die Publikationen sind trotz oder gerade wegen ihrer Erstveröffentlichung vor über zehn Jahren ungebrochen aktuell, enthalten sie doch Thesen, Theorien und Handlungsmaximen der US-amerikanischen Globalisierungsstrategien, die in unseren Tagen mancherorts schon Wirklichkeit geworden sind.

Barnetts Bücher beschreiben die sicherheitspolitische Konstellation seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Diese kamen den USA verdächtig gut gelegen, konnten sie daraus doch ihre geopolitischen und strategischen Konzepte weiterentwickeln und umsetzen.

Zunächst nimmt die Einordnung und Bewertung des Krieges der Bush-Administration gegen „Terroristen“, Schurkenstaaten und Akteure in der sog. Lücke (Gap), die noch US-unabhängig schien, weiten Raum ein. Kernstück ist jedoch die „neue Kriegsstrategie“, mit der die USA „die Welt zum Besseren zu gestalten“ (II, S. 117) beabsichtigen.

Auserwähltheitsglaube

Über das Ziel der globalen Gleichschaltung und Ökonomisierung des Menschseins spricht der Autor freimütig und offen. Mit Frechheit und Arroganz trägt er seine Vorstellungen vor, die in maßloser Selbstüberschätzung seiner Person und der eigenen Nation allein den USA die Befähigung zumißt, Sicherheit auf dem Planeten zu garantieren (I, S. 37).

Der Autor tritt jeder möglichen Kritik einer US-Aufzwingung von Kultur und Moralvorstellungen entgegen, indem er diese Kritik als „egoistische Ausreden für Untätigkeit“ einstuft und tönt aus der Arroganz der Macht heraus: „Schlicht und einfach: Ich weiß, daß wir schlauer sind“ (II, S. 303).

Aus diesem Grund ist die USA als multinationale Staatenunion für Barnett der Leuchtturm der Globalisierung sowie das „Leuchtfeuer der Freiheit“ (I, 335), da sie sich zu der Ideologie – Barnett nennt es Ideale – von Freiheit und Gleichheit und keiner ethnisch definierten Identität bekannt hat. Darauf kann man nur mit dem irischen Dramatiker George Bernard Shaw antworten, von dem überliefert ist: „Ich bin bekannt für meine Ironie. Aber auf den Gedanken, im Hafen von New York eine Freiheitsstatue zu errichten, wäre selbst ich nicht gekommen.

Barnett erklärt das Globalisierungsprinzip anhand des „Integrationsgrades“ (tatsächlich: Fesselung oder Ankettung), der durch Beziehungen und Abhängigkeiten in der Staatenwelt erreicht wird. So unterteilt er in den „Funktionierenden Kern“ (Core) und die „Nicht-Integrierbare Lücke“ (Gap). In letzterer sei die Globalisierung noch nicht durchgesetzt, was Barnetts Thesen folgend gleichbedeutend mit politischer Unterdrückung, Armut, Krankheit, Massenmord und Konflikten in diesen Regionen und Ländern sei.

Plumpes Weltbild

Die eigentliche Ursache von Krisen und für Krieg oder Terror sieht Barnett also weder im militant-terroristischen Islamismus noch in einem „Kampf der Kulturen“ (Samuel Huntington), sondern in mangelnder „Vernetzung“ (d.h. Fesselung in US -kapitalistischen Strukturen). Vorderstes Ziel sei daher die Ausdehnung dieser Vernetzung, somit die Förderung der Globalisierung. Dafür „exportieren“ die USA „Sicherheit“ in diese Lücke, damit diese Regionen sich integrieren und mit dem funktionierenden Kern verbinden – nötigenfalls auch mit militärischen Mitteln.

Für die Ausdehnung des Kerns, und zur Sicherung der Vormachtstellung des ökonomisch-politischen Machtkomplexes der USA entwickelte Barnett neben den „zehn Geboten der Globalisierung“ (I, S. 236) auch die vier „Flows“, die Ströme, die die Globalisierung vorantrieben und friedenserhaltende Auswirkung hätten:

1. der unbehinderte Strom von Einwanderern;
2. der ungehinderte Fluß von Erdöl, Erdgas und allen anderen Ressourcen durch private, kapitalausgerichtete Firmen;
3. weltweite Kreditvergaben, Investitionen und Absaugung der Profite;
4. ungehinderte Stationierung amerikanischer Sicherheitskräfte in sog. Friedensmissionen in regionale Märkte (I, S. 228,234).

Der Verfasser schmückt sich mit trügerischen, scheinbar menschenfreundlichen Thesen. Er vertritt die irrige Vorstellung einer Welt, in der es allen in der Verbundenheit durch Ströme von Menschen, Energie, Geld und Sicherheit (I, S. 242) nur gut gehe und überall Sicherheit und Frieden durch die Errichtung eines (westlich kapitalistischen) Sicherheits- und Regelsystems herrsche.

Tatsächlich führen jedoch genau diese Ideen zur Entfesselung von Krieg und Bürgerkrieg, denen Verlust von Tradition, Kultur und Identität folgen. Nebenbei werden nach Angriffskriegen und Völkermorden auch die dringend benötigten Ressourcen wie Öl und Erdgas zur Aufrechterhaltung der Danistakratie (Herrschaft des Wuchers) für die USA gesichert. Dieses Vorgehen hält Barnett durchaus für legitim.

Der ideologische Ursprung dieser kulturvernichtenden und plutokratischen Absicht liegt in den USA (I, S. 336). Somit ist die Globalisierung die erzwungene Amerikanisierung, was Barnett als „Einladung“ und „Geschenk für die Welt“ ohne Herrschaftsausweitung oder Machtansprüche und als lohnendes Regelsystem anpreist (I, S. 336, 368, 399). Wer jedoch die Einladung nicht annehmen mag, für den gilt: Er ist das „Krebsgeschwür“ und muß sterben (I, S. 287).
Und wenn wir erst einmal unsere Feinde benannt haben, werden wir unweigerlich Krieg führen und dabei all den Tod und die Zerstörung entfesseln, die er mit sich bringt“, schreibt Barnett (I, S. 158).

Seine erzwungene Amerikanisierung ist der nahtlose Anschluß an einen seiner Vordenker, den einstigen US-Außenminister Henry Kissinger und dessen unmißverständliche Offenbarung: „Globalisierung ist nur ein anderes Wort für US-Herrschaft.“ Es ist die Dominanz von global agierenden Konzernen und Banken, die auf eine aggressive Militärmaschinerie zurückgreifen können, um ihre Weltmachtphantasie durchzusetzen. Diese Amerikanisierung bedeutet einen einzigartigen Angriff auf Souveränität (die durch die „Vernetzung“ verloren geht) und Selbstbestimmung der gewachsenen Völker und Kulturen (II, S. 266).

„Tötet sie“

So ist der „Krieg gegen den Terror“ nur der Deckmantel für geostrategische Ziele und ein Krieg gegen jegliche Feinde der Globalisierung. Diesen Feinden droht Barnett mit Vernichtung (II, S. 162). Wer gegen die globale Neuordnung sei, dem droht der Tod, denn Barnett sagt kaltblütig: „Tötet sie“ (II, S. 319).

Barnett befürwortet zur Erreichung des Ziels der One-World bewußt die Migrationswaffe. Die Aufrechterhaltung des kollektiven Unterstützer-Verhältnisses erfordere die Einwanderung, um den Kindermangel im Kern auszugleichen. Für Europa sieht er bei einer jährlichen Einwanderung von 1,5 Millionen Fremdstämmigen für das Jahre 2050 einen Bevölkerungsanteil von einem Viertel Menschen auswärtiger Herkunft voraus. Japan wäre mit einem Drittel an Fremden gar „ein komplett anderes Land“. Und Barnett frohlockt: „das wäre ein besseres Land“ (I, S. 248), wenn es seiner rassischen Homogenität verlustig ginge (II. S. 233).

Ideologische statt biologischer Identität

Nach seiner Vorstellung ist die „Rückkehr“ (?) zur gemischtrassischen Schattierung der mittleren Hautfarbe, wie Jesus gewesen sei (so sagt es der praktizierende Katholik Barnett), die Zukunft des menschlichen Gesichtes (II, S. 320/327). Der „Mensch“ der Zukunft solle seine Identität nicht aus der Zugehörigkeit zu einer Rasse oder Kultur schöpfen, sondern aus einem „politischem Regelsatz“ (II, S. 328). Somit steht Barnett in der geistigen Erbfolge Coudenhove-Kalergis, wenn er sehnsuchtsvoll schreibt: „Wir, das Volk, müssen Wir, ‚der Planet werden“ (I, S. 82).

Und Trump?

Es bleibt nunmehr abzuwarten, welche Stellung und welchen Einfluß Globalisten, wie Barnett, künftig erreichen und inwieweit sie unter dem neuen Präsidenten Trump Gehör finden werden. Trump sitzt zwischen den Stühlen seiner politischen Aussagen zur Rückkehr und Besinnung auf die USA einerseits und seiner Verflechtung mit der Hochfinanz und den Hintergrundmächten andererseits. Ein Paradigmenwechsel der amerikanischen Politik bleibt somit fraglich.

Beide Bücher wurden flüssig lesbar und verständlich ins Deutsche übertragen und haben klar Position beziehende (gleichlautende) Vor- und Nachworte. Das Nachwort ist allerdings wenig schlüssig, weil darin in zeitgeistkonformer aber wenig stichhaltiger Weise versucht wird, einen Vergleich zwischen Barnetts Globalisierungsideologie mit dem deutschen nationalsozialistischen Staat zu ziehen. Es mutet schon ein wenig an den Haaren herbeizogen und phantastisch an, daß Barnetts Bücher als angeblicher Beweis für die „Nazifizierung“ der USA (II, S. 403, 413 f.) herangezogen werden.

Trotz dieser Ungereimtheit gehören beide Werke weit über die Leserschaft der „Huttenbriefe“ hinaus bekannt gemacht, erleichtern sie doch auch den weniger kritischen Mitmenschen, das Geflecht aus Globalisierungsideologie, Terrorismus, amerikanischer Hegemonialpolitik, Plutokratie und Imperialismus nachzuvollziehen und zu durchschauen – und letztendlich den notwendigen geistigen Widerstand zu wecken.

 

Gert Surgke / Huttenbriefe Ausgabe 2017/01

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Quelle: www.amazon.de

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1 Kommentar

  • Ich bedanke mich für den Hinweis auf diese 2 wichtigen Werke!

    Kurz mein Senf dazu:

    „Das Nachwort ist allerdings wenig schlüssig, weil darin in zeitgeistkonformer aber wenig stichhaltiger Weise versucht wird, einen Vergleich zwischen Barnetts Globalisierungsideologie mit dem deutschen nationalsozialistischen Staat zu ziehen. “

    Die Vorstellung eines expansiv-imperialistischen udn somit globalistischen Nationalsozialismus ist eine US-amerikanische Propagandalüge und ins Reich der bösartigen, schädlichen Legenden zu verweisen.

    Der Nationalsozialismus hat einen Freiheitskrieg gegen eben jene Kräfte gekämpft, die Barnett befürwortet und die heute mächtiger sind denn je. Sie waren es, die dem Nationalsozialismus – einer innerdeutschen Angelegenheit – den Krieg aufs Messer erklärt haben.

    NS = Idealismus, USA = Kapitalismus. Eine stark vereinfachte aber hilfreiche Formel, mit deren Hilfe sich vieles, was heute geschieht, aufschlüsseln lässt. Die deutschen Systemparteien inklusive AfD hängen ausnahmslos der US-Propagandalüge an, was sie in ständigen Konflikt mit der Realität und den historischen Fakten bringt.

    Nun gilt es, die eigenen Kinder diesbezüglich geistig zu immunisieren. Tun wir es, besteht Hoffnung, dass der Virus BRD und sein schädliches, frei erfundenes Geschichtsbild nicht auf sie übergreift.

    P 04.11.2017
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