Rechter Progressivismus – Teil 1

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Seit Anbeginn der Zeit herrscht in der Welt das Spannungsfeld zwischen alt und neu, zwischen Tradition, Fortschritt und Zeitgeist. Im Politischen drückt sich dieser Gegensatz im Progressivismus und dem Traditionalismus oder Konservatismus aus. Dem Progressivismus zufolge befindet sich die Menschheit auf einem linearen Pfad, der bis in alle Ewigkeit ins Bessere führt. Der Traditionalismus verneint einen solchen Fortschritt. Wenn er überhaupt eine bedeutsame Veränderung der menschlichen Existenz anerkennt, dann meist nur auf der Basis eines zyklischen Weltbildes.

Spätestens seit Spengler wird der Traditionalismus durch einen allgegenwärtigen Kulturpessimismus dominiert, welcher in der Moderne die dekadente Endzeit der europäischen Kultur sieht. Als Folge dieser niederschmetternden Aussicht hat sich unter Rechten, von Konservativen bis zur radikalen Rechten, eine sentimentale Sehnsucht nach vergangenen Zeiten verbreitet. Auf der einen Seite ist dies menschlich nachvollziehbar, auf der anderen, im Angesicht unseres politischen Kampfes, als problematisch zu betrachten, denn diese Sehnsucht manifestiert sich nicht selten als Passivität und Flucht. Schlimmer noch, so mancher scheint Tradition mit der Anbetung von toter Asche zu verwechseln. Folgendes mag stark subjektiv sein, doch es illustriert nichtsdestotrotz die Problematik, von der wir sprachen.

Nehmen wir als Beispiel völkische Veranstaltungen jedweder Art. Diese Veranstaltungen sollen eine Art Refugium inmitten der modernen Welt darstellen und die Teilnehmer mit Kraft für den alltäglichen Kampf ausstatten. Gerade um Letzteres zu erreichen, ist eine besondere Atmosphäre nötig, die das Innerste im Menschen ergreift und bewegt. Doch so manche dieser Veranstaltungen fühlt sich für diejenigen, welche keine völkische Erziehung genossen haben, mehr wie das Abarbeiten einer Liste an. Trachten ? Haken dran. Tischspruch ? Haken dran. Gemeinsames singen? Haken dran. Es drängt sich das Gefühl auf, als tue man all dies, weil dies zu tun eben völkisch sei. Das gesamte Prozedere mutet mehr wie ein wohl einstudiertes Schauspiel, als ein lebendiger Ausdruck tiefer seelischer Kräfte an. Dies soll keine Kritik an ritualisierten Abläufen per se sein, doch auch ein Ritual muss mehr sein als reiner Selbstzweck.

Wie gesagt diese Eindrücke sind stark subjektiv und können es auch gar nicht anders sein. Es geht uns nicht darum denjenigen, die Derartiges als erfüllend empfinden, dies abzusprechen. Ganz im Gegenteil, das gleichzeitige Vorhandensein beider Sichtweisen ist das, um was es uns hier geht. Wir wollen aufzeigen, dass, wenn Personen aus unseren Reihen diese Form der Tradition als befremdlich empfinden, Derartiges niemals in der allgemeinen Bevölkerung ankommen wird. Man könnte sagen, dass uns die Meinung dieser Menschen egal sein könnte und bis zu einem bestimmten Grad ist dies auch richtig. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Tradition und Kultur vorherrschen soll, wenn einmal Menschen wie wir in diesem Land wieder herrschen. Es sollte für jeden offensichtlich sein, dass eine das Volk teilende kulturelle Kluft für uns nicht zielführend ist.

Wir wollen unsere Beobachtung jedoch nicht auf völkische Kreise beschränken, auch im Rest des nationalen Widerstandes findet man Ähnliches. Das Problem und seine Folgen sind hier sogar noch deutlicher zu sehen. Es genügt schon ein Blick in die Kataloge diverser Bücherdienste, um zu sehen, was in dieser Hinsicht bei uns falsch läuft.

In den Katalogen dieser Dienste findet man Bücher, die ausführlich das Leben jedes noch so unbedeutenden Gefreiten und Landsers beschreiben, jedes noch so ereignislose Scharmützel wird in ihnen minutiös beschrieben. Im Gegensatz dazu tritt zeitgemäße Literatur fast nicht in Erscheinung und wenn doch, dann meist in der Form populistischer Massenliteratur, die sich eher an den Otto Normalbürger richtet, als an Menschen unseres politischen Schlages. Sucht man weltanschaulich moderne Literatur zeitgenössischer deutscher Autoren ist die Auswahl beschämend beschränkt.

Wenn man in unseren Kreisen die Vereinnahmung des rechten Intellektualismus durch die Neue Rechte beklagt, muss man sich daher an die eigene Nase fassen, denn es war unsere Untätigkeit, die das Vakuum geschaffen hat, das nun von den Kubitscheks dieser Welt ausgefüllt wird. Im Lichte dessen ist es auch nicht verwunderlich, dass die Neue Rechte der BRD unter dem starken Einfluss der französischen neuen Rechten steht, denn im Gegensatz zu uns, schaffte man es dort nach 1945 intellektuell Bedeutsames zu schaffen, das genug Gewicht besaß, um bis in den Mainstream zu reichen.

Es entsteht der Eindruck, als sei die rechte Szene in der BRD in weiten Teilen vollkommen zufrieden damit, sich mit den Ereignissen der Vergangenheit zu befassen und dabei die Gegenwart zu ignorieren. Anstatt neue Wege in die Zukunft zu bauen, wandelt man lieber in Nostalgie auf denen der Vergangenheit.

Durch den Fokus auf die Vergangenheit hat sich auch die nicht-völkische rechte Szene vom Rest der Gesellschaft abgekoppelt und zu einer eigenen Subkultur entwickelt, die kaum noch Berührungspunkte zum Rest der BRD aufweist. Die Folge dessen ist, dass man mehr mit sich selbst beschäftigt ist, als mit allen anderen, und stellenweise kein Verständnis für die Lebenswelt der Allgemeinbevölkerung aufweist. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Außendarstellung rechter Gruppierungen.

Beispiele ließen sich hier endlos viel von Kleidung, über Wahlplakate und Flugblättern bis zur Durchführung von Demonstrationen liefern. Als konkretes Beispiel möchten wir hier die Anfrage der Partei „Die Rechte“ anführen, in der es darum ging, die Zahl der in Dortmund lebenden Juden in Erfahrung zu bringen. In unserem politischen Lager mag so mancher über solche Dinge lachen können, doch betrachtet man diese Anfrage aus dem Kontext des durchschnittlichen BRD-Bürgers heraus, bestätigt diese nur das Bild, welches man in den Medien von uns konstruieren möchte. In die Perspektive des Normalbürgers übersetzt, bedeutet eine solche Anfrage: Völkermord finden wir lustig. Dass man damit keinen Blumentopf gewinnt und schlimmer noch, unsere Bewegung für die falschen Leute attraktiv macht, wurde in den letzten Jahrzehnten hinreichend bewiesen.
Wir möchten klarstellen, dass wir hier nicht „Die Rechte“ als einzigen Übeltäter herausstellen wollen. Dies ist ein Problem, das sich in unterschiedlicher Form bei allen rechten Gruppierungen finden lässt und über die Frage politischer Taktik hinausgeht.

Die rechte Szene in der BRD scheint mehr daran interessiert zu sein, wie sie auf andere Rechte wirkt, als wie der Bürger sie wahrnimmt. Man könnte sogar noch weitergehen und sagen, dass so mancher Rechter versucht, auf Teufel komm raus beim Rest der Gesellschaft anzuecken. Eine gegen den Mainstream gerichtete Gegenkultur kann zwar auch verlockend sein, doch wenn eine Gegenkultur auf Wachstum aus ist, darf der Graben zwischen ihr und dem Mainstream nicht zu groß sein, um das Übertreten in sie nicht unmöglich zu machen.

Da Traditionen ein solch emotionales und subjektives Thema sind, wollen wir nun einen Schritt zurücktreten und uns den praktischen Nutzen von Traditionen vergegenwärtigen. Wären sie reiner Selbstzweck, gäbe es keinen Grund, uns mit ihnen aufzuhalten.

Traditionen, unabhängig davon, worin diese bestehen, sind im Grunde Handlungsanweisungen, die auf den Erfahrungen vergangener Generationen beruhen. Sie dienen dazu, folgende Generationen davon abzuhalten die gleichen Fehler wie ihre Väter zu begehen. Tradition ist somit nichts anderes als eine Form der Wissensvermittlung, welche jedoch meistens lediglich das „Wie“ und nicht das „Warum“ weitergibt.
Eine Tradition, deren Wert auch heute noch außer Frage steht, ist beispielsweise die Kernfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern. Die Intaktheit dieser, welche früher durch Traditionen gesichert wurde, ist heute auch durch die Wissenschaft als einer der wichtigsten Faktoren in der Kindesentwicklung bestätigt.

Legen wir diese Definition zugrunde, fällt auf, dass Dinge wie Trachten in dieser Hinsicht praktisch bedeutungslos sind, denn sie erfüllen keinen höheren Zweck und sind mehr ihrer Zeit und äußerlichen Umständen gezollt. Die Künste nehmen eine ähnliche Rolle ein. Wenn man heute meint, die moderne Popmusik würde die Jugend verderben, verkennt man, dass hier eine wechselseitige Beziehung am Werke ist. Kunst war schon immer der Ausdruck des Gefühlslebens einer Generation, die heutige Musik hätte sich niemals durchsetzen können, wenn die Gefühle, die sie anspricht, nicht schon vor ihrem Aufkommen da gewesen wären.

Zeitgeist und äußerliche Umstände bringen uns zum größten Kritikpunkt, dem sich seit jeher Traditionen ausgesetzt sehen, nämlich dass sie nicht mehr zeitgemäß seien. Derartige als liberales Gewäsch von der Hand zu weisen mag einfach sein, doch auch liberales Gewäsch enthält oft einen Funken Wahrheit.

Das beste Beispiel hierfür ist der Niedergang des Christentums in weiten Teilen Europas, nachdem dessen Weltbild durch die Wissenschaft widerlegt wurde und es die Macht verlor, seine Gegner politisch zu verfolgen. Das, was vom Christentum heute noch in der allgemeinen Bevölkerung gelebt wird, ist oft von seinen religiösen Wurzeln entkoppelt und mehr Gewohnheit als bewusste Überzeugung, bzw. geht auf Traditionen zurück, die schon vor dem Christentum vorhanden waren. Der Rest, beispielsweise das Tanzverbot an Karfreitag, ist heute mehr ein schlechter Witz als alles andere.

Das Christentum und andere Religion gleichen Stils mögen einmal in der Lage gewesen sein, ungeahnte Kräfte im Menschen zu erwecken, doch diese Zeiten sind vorbei. In einer Welt, in der die Wissenschaft dabei ist, den Menschen selbst mit gottgleichen Kräften auszustatten, gibt es jedoch keinen Platz mehr für Götter. Rationales systematisches Denken, die Auffassung der Welt als ein System wohldefinierter Regeln und Abläufe sowie der Wille der Existenz jedes Geheimnis zu entlocken, all das, was unsere technische Welt möglich machte und gleichzeitig von ihr gefördert wird, können nicht zusammen mit dem Übernatürlichem existieren.

Bei der Betrachtung von Traditionen ist es also durchaus angemessen, sich die Frage zu stellen, ob die Umstände, die zum Aufkommen dieser oder jener Tradition geführt haben, auch heute noch in der Form vorhanden sind, dass der Wert der Tradition noch immer gegeben ist. Sollte eine Tradition einer solchen Untersuchung nicht standhalten, kann es für uns keinen anderen Weg geben, als sie aufzugeben. Alles andere würde bedeuten, uns an den Ballast vergangener Tage zu ketten.

Abschließend sei noch erwähnt, dass ein weiterer Zweck von Traditionen in der Vermittlung von Kontinuität, also der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, besteht. In diesem Zusammenhang gewinnen äußerliche kulturelle Traditionen wie Trachten an Bedeutung. Wir wollen den Wert einer solchen Kontinuität nicht in den Schatten stellen, doch wollen wir ihre Bedeutung hier an zweite Stelle rücken. Der Grund hierfür ist, dass nach 1945 Deutschland einen Traditionsbruch erlitt, der uns in den Dingen, auf die es ankommt, von unserer Geschichte und Kultur abkoppelte und zu einer allein im Raum stehenden Gesellschaft machte. So bedauernswert dies auch sein mag, bietet sich hierdurch jedoch eine einmalige Chance an. Der Mangel an soliden kulturellen und traditionellen Wurzeln unseres Volkes in seiner momentanen Lage erlaubt es uns, zu wählen, an welchem Punkt unserer Geschichte wir wieder anknüpfen wollen und uns somit von so mancher Altlast befreien.

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