Warum andere an der Herausforderung scheitern
Wir stellten einleitend die durchaus gewagte Behauptung auf, dass nur wir in der Lage sind, die Probleme zu lösen, mit denen uns die Automatisierung der Wirtschaft konfrontiert. Wir wollen dies natürlich nicht einfach so im Raum stehen lassen, denn es handelt sich bei dem Gesagten keineswegs um eine leere Phrase. Wir meinen dies auch so und wollen im Folgenden darlegen, warum dem so ist.
Im Grunde gibt es drei Punkte, die dafür sorgen, dass alle anderen größeren politischen Lager bei diesem Problem nur scheitern können. Diese sind: Der Kapitalismus, das Menschenbild des Liberalismus und Marxismus sowie der falsch verstandene Wert von Arbeit.
Wir beginnen mit dem Kapitalismus, da er wohl, zumindest in seiner momentanen Form, das größte Hindernis für die Lösung der gesamten Problematik darstellt. Um zu verstehen warum, müssen wir uns vergegenwärtigen, was die Automatisierung der Wirtschaft für den Wertschöpfungsprozess und die Wohlstandsverteilung bedeutet.
Kurz gesagt hat der technische Fortschritt dazu geführt, dass eine einzelne Person in der Lage ist, mehr Arbeit in kürzerer Zeit zu erledigen. Der Arbeitgeber dieser Person könnte nun den höheren Wertschöpfungsfaktor des einzelnen Arbeiters dazu zu verwenden, um mehr zu produzieren, was jedoch aus offensichtlichen Gründen nur bis zu einem gewissen Punkt Sinn macht. Viel wahrscheinlich ist daher, dass er sich dazu entscheiden wird, die gleiche Arbeit durch weniger Personen erledigen zu lassen und das überflüssige Personal entlässt. Dabei ist es wichtig sich klarzumachen, dass er in einem kapitalistischen System gar nicht anders kann, als so zu handeln. Anders zu handeln, würde bedeuten, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein, was früher oder später zum Bankrott des gesamten Unternehmens führen würde und somit noch mehr Menschen ihres Einkommens berauben würde.
Dass Arbeiter durch Maschinen ersetzt werden und in Armut geraten, ist nun nichts Neues, doch um die Absurdität dieses Umstandes in Gänze zu begreifen, müssen wir uns vergegenwärtigen, was denn überhaupt die Aufgabe der Wirtschaft ist. Man mag dies heute vergessen haben, aber der Sinn und Zweck der Wirtschaft ist eben nicht das in die Höhe treiben von Aktienkursen und die Gewinnmaximierung irgendwelcher Investoren, sondern die Existenzsicherung der Menschen, also die Dinge zu produzieren, die die Menschen zum Leben benötigen (Stichwort: Bedarfsdeckung).
Die angesprochene Absurdität besteht nun darin, dass durch den technischen Fortschritt der potenzielle Wertschöpfungsfaktor einer Gesellschaft steigt, doch eine immer größer werdende Anzahl ihrer Mitglieder kein Einkommen mehr hat und somit in Armut verfällt. An dieser Stelle kommt nun das Sozialsystem der Gesellschaft ins Spiel, welches grob gesagt das Einkommen derer, die arbeiten, besteuert und durch diese Steuern den Lebensunterhalt derer sichert, die nicht arbeiten. Damit ein solches System der Umverteilung weiter Bestand hat, müsste es den immer kleiner werdenden Teil derer, die noch Arbeit haben, immer höher besteuern, um die immer größer werdende Zahl der Arbeitslosen zu versorgen und all das, während die Wirtschaft Waren im Überfluss und zu minimalen Kosten produzieren könnte. Weiterhin bedeutet ein solches Szenario, dass die vorhandene Arbeit von nur einigen Wenigen gestemmt werden muss, während der Rest praktisch nichts zu tun hat.
Die Umverteilung des Wohlstandes durch Sozialhilfe war lange Zeit ein adäquates Mittel um Arbeitslose vor Armut zu schützen und wird es auch noch eine ganze Zeit lang sein. Doch über kurz oder lang wird sich in einer kapitalistischen Gesellschaft durch den Drang zur Optimierung, das zahlenmäßige Verhältnis zuungunsten der Arbeitenden wenden, was zu den oben beschriebenen Verhältnissen führen wird. Es sollte klar sein, dass ein derartiges Ungleichgewicht auf Dauer keinen Bestand haben kann und für alle Betroffenen nicht erstrebenswert ist.
Kommen wir nun zum Menschenbild des Liberalismus und Marxismus. Im Grunde sprachen wir bereits über die Problematik, die dieses Menschenbild mit sich bringt, aber wir wollen sie hier noch einmal in aller Deutlichkeit herausarbeiten.
Der Liberalismus und der Marxismus gehen beide davon aus, dass der Mensch einzig und allein durch die Gesellschaft geformt wird. Dinge, wie Verhaltensweisen, Vorlieben, Abneigungen, Veranlagungen und Intelligenz sind also angelernt und nicht ererbt, sprich, die Gene haben keinen Einfluss auf den Geist eines Menschen. Da wir nicht hier sind, um dieses Thema zu diskutieren, wollen wir es an dieser Stelle dabei belassen zu sagen, dass dies Unsinn ist und dass der Geist des Menschen sowohl durch seine Gene, als auch durch seine Umwelt geformt wird. Es sei zudem erwähnt, dass dieses Menschenbild auch von vielen klassischen Konservativen geteilt wird, mit dem einzigen Unterschied, dass während Linke die Gesellschaft für den Misserfolg des Individuums verantwortlich machen, Konservative dem Individuum selbst die Schuld zuweisen.
Trotz seiner offensichtlichen und wissenschaftlich belegbaren Falschheit hat sich dieses Menschenbild nichtsdestotrotz in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt. Die Konsequenz hieraus ist, dass die Annahme weit verbreitet ist, in jedem Menschen stecke ein Künstler, Wissenschaftler oder Ähnliches. Immerhin, wenn Gene keine Rolle spielen, warum auch nicht. Für uns ist an dieser Stelle interessant, dass Ideologien, die dieses Menschenbild besitzen, davon ausgehen, dass jeder Mensch sich im Grunde für jede Tätigkeit qualifizieren kann. Dies bedeutet wiederum, dass wenn durch den Fortschritt alle oder fast alle einfachen Berufe von Maschinen erledigt werden, man die betroffenen Arbeiter einfach umschulen kann. Demzufolge würde man also niemals in eine Situation geraten, in der es für einige Personen keinerlei Arbeitsplätze mehr gibt, weil diese nicht über die ausreichende Intelligenz verfügen.
Da diese Schlussfolgerung auf einer falschen Annahme beruht, ist auch sie falsch. Es gibt sehr wohl Menschen, deren angeborene Fähigkeiten sie nur zu den einfachsten aller Aufgaben befähigen. Wir wollen klarstellen, dass die Feststellung, dass manche Menschen in Bezug auf Intelligenz für die Wirtschaft bald wertlos sein könnten, kein Vorwurf sein soll. Man kann es nicht deutlich genug sagen, der Intellekt eines Menschen ist nur ein Aspekt seiner Persönlichkeit und nur der Charakter in seiner Gesamtheit kann uns den Wert eines Menschen offenbaren. Grade die heutige Zeit, sollte uns lehren, was es bedeutet, kalten Intellekt ohne die Maßregelung einer Moral auf die Welt loszulassen. Trotzdem stellt uns die Existenz dieser Menschen vor einige Probleme. Selbst wenn genug Wohlstand vorhanden wäre, um sie bestens zu versorgen, stellt sich die Frage, wie man sie sinnvoll in die Gesellschaft einbindet. Eine Frage, die weit wichtiger ist, als man vielleicht denkt und heute in keinster Weise verstanden wird, da man nichts mehr vom sozialen Wert der Arbeit weiß.
Arbeit wird von den meisten Menschen als etwas Lästiges wahrgenommen und dies nicht ohne Grund. Zum einen ist Arbeit für den Großteil der Menschen ein notwendiges Übel. Die Arbeit, die sie verrichten, gibt ihnen keine besondere Erfüllung und dient einzig und allein dem Zweck ein Einkommen zu haben. Zum anderen ist der Mensch in gewisser Weise evolutionär zur Faulheit programmiert, da über den längsten Zeitraum der menschlichen Entwicklung hinweg, unnötigerweise Energie zu verschwenden fast schon ein Todesurteil war. Selbstverständlich haben die Menschen aller fortschrittlicheren Kulturen und Völker gelernt, für die Zukunft zu planen und zu arbeiten, nichtsdestotrotz müssen wir uns bewusst sein, dass auch der moderne Mensch diesen Instinkt noch in sich trägt.
Viele meinen, dass die Automatisierung den Menschen endlich vom Übel der Arbeit befreien wird und er von da an in einem Schlaraffenland leben werde. Menschlich mag diese Sehnsucht verständlich sein, doch trügt sie darüber hinweg, dass eine Welt ohne Arbeit alles andere als ein Paradies wäre. Wer einmal längere Zeit ohne Arbeit war, ahnt dies. Sozialleistungen, ob nun Arbeitslosengeld oder ein bedingungsloses Grundeinkommen, was im Grunde Ersteres mit einem neuen Namen ist, mögen die materiellen Bedürfnisse eines Menschen stillen, doch reicht dies auf Dauer nicht. Denn, von einigen wenigen traurigen Ausnahmen einmal abgesehen, strebt der Mensch nach mehr. Er will Anerkennung und Wertschätzung anderer, er will darin bestätigt sein, etwas „Wert“ zu sein. Den Lohn, den das Individuum für seine Arbeit erhält, ist eine Form der Wertschätzung, er ist der Beweis dafür, dass die Person, die ihn erhält, Fähigkeiten besitzt, für die ein anderer bereit ist zu zahlen. Weiterhin besteht innerhalb von Unternehmen auf zwischenmenschlicher Ebene noch das Gefühl gebraucht zu werden, wenn die Person beispielsweise eine Arbeit erledigt, von der die Arbeit anderer wiederum abhängt. Wie schon erwähnt, bedeutet nicht zu arbeiten auch nicht gebraucht zu werden, also wertlos zu sein. Nicht ohne Grund greift so mancher Arbeitslose zur Flasche, in der Hoffnung das Gefühl der Wertlosigkeit im Alkohol ertränken zu können.
Weiterhin gilt es zu bedenken, dass ohne Arbeit Freizeit bedeutungslos wird. Wie bei vielen Dingen offenbart sich erst durch das Vorhandensein eines Gegenpols, der wahre Wert einer Sache. Wer keine Not kennt, kennt auch nicht den Wert so selbstverständlicher Dinge wie ein Dach über dem Kopf oder ein warmes Bett zu haben. Ebenso verliert der Sonntag seinen Wert, wenn es keinen Montag gibt. Ist jeder Tag ein Sonntag, wird schon nach kurzer Zeit die Langeweile einsetzen und diese Langeweile verlangt, gefüllt zu werden. Einige Menschen mögen in der Lage sein, dies konstruktiv zu tun und ihre Zeit in Kunst und Kultur zu investieren, aber nicht jeder hat das hierzu nötige Potenzial in sich. Einige andere, denen dieser Weg nicht offen steht, werden in totale Lethargie verfallen, ihr Leben vor dem Fernseher verbringen oder andere bedeutungslose aber harmlose Wege finden, die Zeit totzuschlagen. Deutlich gefährlicher für eine Gesellschaft sind die, die aufgrund ihres inneren Antriebs nicht in Lethargie verfallen, sondern sich nach immer neuen Erfahrungen sehnen. Einige mögen auf der Suche nach der ultimativen Ekstase den Drogen verfallen, andere diese in sexueller Perversion suchen und wieder andere werden versuchen, die Leere durch sinnlose Gewalt und Zerstörung zu füllen. In Bezug auf diese Problematik wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht nur nutzlos, sondern geradezu schädlich, da es das Individuum mit den finanziellen Mitteln ausstattet, die es benötigt, um seine immer extravaganteren Gelüste zu befriedigen. Mit was auch immer solche Menschen ihre hedonistisches Verlangen stillen, sie bleiben ein Krebsgeschwür, welches langsam den Rest der Gesellschaft vergiftet.
Zu guter Letzt gilt es festzustellen, dass Arbeit den Charakter formt. Wir haben schon erklärt, wie die totale Abwesenheit von Arbeit zur Degeneration des Charakters führen kann. Arbeit verhindert nicht nur dies, sondern kann auch einen Menschen positiv beeinflussen. Die Notwendigkeit für einen angemessenen Lebensstil zu arbeiten, stellt unmissverständlich klar, dass nichts auf dieser Welt umsonst ist, aber auch, dass, wer Leistung bringt, dafür belohnt wird. Das Bewusstsein um diese Notwendigkeit ist es, das den Menschen antreibt, etwas aus sich zu machen und zu einem produktiven Mitglied der Gesellschaft zu werden. Der Mensch braucht diesen Antrieb, da er, wie wir anfangs festgestellt haben, evolutionär darauf geprägt ist, nur das Nötigste zu tun.
In diesem Zusammenhang ist auch der positive Effekt einer gesunden Konkurrenz zu erwähnen. Es ist nun mal kein Zufall, dass staatliche Unternehmen auf der ganzen Welt dazu tendieren, nicht sonderlich effizient zu sein, denn im Gegensatz zu privaten Unternehmen müssen sie keine Konkurrenz fürchten. Selbst Defizite über Jahre hinweg sind für sie kein Problem, da der Staat sie mit dem Geld der Steuerzahler am Leben hält und sie sich es so leisten können, grade so das Nötigste zu tun.
Was für ganze Unternehmen gilt, gilt natürlich auch für Menschen. So wie Unternehmen durch höhere Gewinne dazu motiviert sind möglichst innovativ und effizient zu sein, wird der Mensch durch Aufstiegsmöglichkeiten und besser bezahlte Berufe dazu motiviert, ständig an sich zu arbeiten und so das Beste aus sich herauszuholen. Wir wollen zwar nicht den Kapitalismus verteidigen, jedoch gilt es auch anzuerkennen, dass sein Erfolg und weite Verbreitung keine Zufälle sind und auch nicht einzig und allein auf dem Imperialismus der USA beruhen. Er baut vielmehr auf einigen validen Grundprinzipien auf, die auch wir, in abgewandelter Form, nutzen können, um unsere Ziele zu erreichen.
Abschließend sei erwähnt, dass selbst die unschönen Aspekte, die jeder Beruf mit sich bringt, noch einen Zweck erfüllen. Sie härten den Charakter ab, zeigen dem Individuum, das es die innere Stärke hat, auch solche Dinge durchzustehen. Sie zeigt dem Individuum, das man mit Hartnäckigkeit und Willenskraft, Dinge erreichen kann, die man für unmöglich gehalten hätte.
Teil 4 folgt …