Deutscher Sozialismus und Digitalisierung: Synthese – Teil 7/9

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Der Faktor Mensch

Wir sprachen bis hier hin primär davon, welche Änderungen wir in der Wirtschaft, also auf physischer Ebene, als notwendig betrachten. Diese allein, werden jedoch nicht ausreichen. So wie sich die Produktionskreisläufe an die neuen Gegebenheiten anpassen, muss sich auch die Geisteshaltung der Menschen anpassen. Wir gehen sogar so weit und sagen, dass ohne eine Änderung dieser alles andere zum Scheitern verurteilt ist. Wir müssen uns klar machen, dass wir hier zwar viel über wirtschaftliche Dinge gesprochen haben, der wichtigste und zugleich schwierigste Faktor in all unseren Überlegungen ist jedoch der Mensch. Seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt und seine Limitierungen stecken den Rahmen unserer Möglichkeiten ab.

 

 

 

 

Wir wollen an dieser Stelle auf drei primäre Fragestellungen eingehen:

– Motivation

– Anti-Materialismus

– Kampf der Dekadenz

 

Motivation und Anti-Materialismus

Da die Frage der Motivation und die Probleme einer materialistischen Lebenseinstellung für das von uns betrachtete Problem nicht voneinander zu trennen sind, wollen wir sie hier zusammen behandeln.

Die Frage, wie man den Menschen zur Leistung antreibt, ist die wohl wichtigste überhaupt in einer Welt, die ihn nicht braucht. Der Antrieb zu Leistung kann durch verschiedene Dinge hervorgerufen werden, wir wollen hier aber nur zwischen drei unterscheiden. Einmal Leistung aus der Notwendigkeit heraus den eigenen Lebensunterhalt zu sichern, Leistung des Geldes wegen und Leistung als Selbstverwirklichung oder der Anerkennung wegen. Man könnte an dieser Stelle die Meinung vertreten, dass die ersten beiden Kategorien beide ins Reich des Materialismus fallen oder sogar ein und dasselbe beschreiben. Oberflächlich stimmt dies auch, ein Blick hinter die Kulissen offenbart jedoch, dass hier ganz andere Kräfte an der Macht sind.

Um dies zu verstehen, vergegenwärtigen wir uns zunächst dessen, was uns die weitverbreitete Bedürfnispyramide über die Hierarchie menschlicher Motivationsfaktoren verrät. Die Grundidee der Bedürfnispyramide besteht darin, dass, wenn Basisbedürfnisse wie ein Mindestmaß an Nahrung gestillt sind, neue Bedürfnisse in den Fördergrund rücken. Die meisten dieser neuen, höheren Bedürfnisse lassen sich nicht mehr unbedingt mit Geld allein stillen, haben ohnehin immer weniger mit materiellen Dingen zu tun und können somit nicht mehr als materialistisch angesehen werden.

Mit anderen Worten heißt dies, dass die Lebensqualität oder Lebensfreude, die ein Mensch durch Geld erhält, ab einem bestimmten Punkt abfällt und Geld an sich irgendwann an Wert verliert. Unsere materialistische Gesellschaft schiebt diesen Punkt weiter nach hinten, da in ihr materieller Wohlstand und Geld in weiten Kreisen mit gesellschaftlichem Ansehen gleichzusetzen sind und Ansehen in der Bedürfnispyramide sehr weit oben steht. Somit geht es irgendwann nicht mehr wirklich um das Geld, sondern um soziale Bedürfnisse wie Wertschätzung und Prestige. Geld und materieller Wohlstand agieren hier lediglich als eine Art Maßeinheit, über die die Gesellschaft den Wert und das Ansehen eines Menschen bestimmt. Besonders deutlich wird dies unter den absoluten Topverdienern unserer Gesellschaft, bei denen der Gehaltscheck mehr als alles andere dazu dient, Anderen zu zeigen, dass man etwas Besseres ist. Geld ist in diesem Zusammenhang nur noch die Metrik, die bestimmt wer der Sieger in einem Wertkampf ist.

Für uns bedeutet diese Feststellung, dass der Materialismus weniger tief im modernen Menschen sitzt, als man glaubt und das viel von dem, was wir oberflächlich als materialistisches Verlangen abtun, in Wirklichkeit näher an dem ist, was wir als den edlen Willen zur Leistung der Leistung wegen beschreiben würden.

Hierdurch ergibt sich die Möglichkeit, dass, wenn wir uns des Materialismus entledigen, aber gleichzeitig seine durchaus beachtenswerte antreibende Kraft erhalten wollen, wir lediglich einen neuen Ort zum Austragen der Wettkämpfe, in denen sich Ansehen und Ruhm erringen lassen, schaffen müssen.

Es wäre zu klären, wie diese Arena aussehen könnte und worin der Wettkampf bestehen soll, was auf die Frage hinausläuft, womit die materialistische Geisteshaltung der Moderne ersetzt werden könnte. Diese Frage einfach mit „anti-materialistisch“ zu beantworten, ist zu vage, denn Anti-Materialismus kann vieles bedeuten. So wäre eine Ausrichtung des Lebens auf Religion und das Jenseits, wie es im Mittelalter der Fall war, durchaus anti-materialistisch, jedoch für uns eine kaum erstrebenswerte Alternative.

Zurückgreifend auf das, was wir über den künstlerischen Charakter deindustrialisierter Berufe gesagt haben, bietet sich hier das Streben nach persönlicher Exzellenz an, ganz gleich ob nun im Beruf oder in einem anderen Aspekt des Lebens. Anstatt den sozialen Status einer Person primär an materiellen Dingen festzumachen, würde dieser nun vom Erfolg, in Bezug auf perfektioniertes Können, in einem bestimmten Beruf, Sport, Kunstform, etc. abhängen. Auch heute sehen wir noch, dass trotz allem Materialismus, das Meistern einer bestimmten Fähigkeit, fast schon unabhängig davon, um was es sich bei dieser handelt, einer Person hohes Ansehen einbringen kann. Die psychologischen Fundamente, die nötig sind, um eine solche Meritokratie zu implementieren, sind im Menschen also vorhanden und müssen lediglich in den Vordergrund gerückt werden.

Eine derart elitäre Lebensausrichtung steht zwar im Einklang mit unserer Weltanschauung, doch auf sich allein gestellt, birgt sie die Gefahr eines übermäßigen Individualismus. Um dies zu verhindern, muß die Person und ihr Schaffen im Kontext der Gemeinschaft eingebettet sein. Wir wollen nicht die Leistung des Einzelnen in den Schatten stellen, doch eine Person, welche Herausragendes erreicht hat, ist mehr als nur ein Individuum, sie ist der höchste Ausdruck eines Teilaspekts der Volksseele. Als Person mag sie zwar aus der Masse herausstechen und weit über ihr stehen, doch ist sie aus eben dieser gewachsen, wurde von ihr aufgezogen und dazu befähigt die innewohnenden Fähigkeiten zu entfalten.

Fassen wir zusammen: Ab einem bestimmten Grundwohlstand werden materialistische Belange immer bedeutungsloser und anderer Bedürfnisse erlangen im Menschen an Bedeutung, die genutzt werden können, um ihn zur Leistung anzutreiben. Momentan nimmt der Materialismus eine Art Stellvertreterrolle zur Befriedigung dieser Bedürfnisse ein, doch es ist durchaus denkbar andere Mechanismen zu implementieren, die diese Rolle übernehmen könnten.

 

Kampf der Dekadenz

Was wir im Folgenden unter dem Namen „Kampf der Dekadenz“ behandeln wollen, ist eine der grundsätzlichen Fragestellungen, mit denen wir uns in der Zukunft auseinandersetzen müssen. Ein fundamentales Problem, mit dem sich der in der Zivilisation lebende Mensch beschäftigen muss, ist, dass seine Instinkte, ja sein ganzes Wesen, für eine Umwelt geschaffen wurden, die es heute so nicht mehr gibt. Zu der Zeit, als die Evolution den Menschen formte, war es beispielsweise durchaus sinnvoll so viel energiereiche Nahrung zu sich zu nehmen wie nur irgendwie möglich. Da Nahrung damals oft äußerst knapp war, war dies auch kein Problem. Heute ist Nahrung dagegen im Überfluss vorhanden und die Folgen sind uns allen bekannt. Jedem werden noch weitere Beispiele einfallen, wie sich in der zivilisierten Welt die Natur des Menschen gegen ihn wendet.

Ein Teilaspekt dieses allgemeinen Problems ist die Frage, wie man in einer Welt, die zu jeder Form der Verweichlichung einlädt, den Menschen zur Härte erzieht und diese in ihm erhält. Welche Probleme sich ergeben, wenn der Mensch durch seine Umwelt nicht zu einem Mindestmaß an Härte sich selbst gegenüber gefordert wird, zeigt die moderne Welt zu genüge.

Eine Idee mit diesem Problem umzugehen wäre übermäßigen Luxus auf diese oder jene Weise abzuschaffen. Grundsätzlich ist dies auf jeden Fall ein Teil der Lösung, jedoch in der Praxis schwer zu implementieren, ohne exzessiv in die Privatsphäre des Individuums einzugreifen. Ganz zu schweigen davon, dass sich niemand einen Staat wünscht, der mit kleingeistigem Moralismus überprüft, dass die Betten seiner Bürger auch ja nicht zu weich sind.

Was die Bekämpfung von übermäßigem Luxus angeht, ist es daher besser durch die richtige Erziehung eine Lebenseinstellung im Volk zu verankern, die Dekadenz und Übermaß verachtet.

Doch Maßnahmen, die darauf abzielen einer Verweichlichung präventiv entgegenzuwirken, werden allein nichts bewirken, immerhin bringt eine hochtechnologische Zivilisation automatisch ein hohes Maß an Wohlstand mit sich. Diesen oder den Zugang zu diesem künstlich verringern zu wollen, wird nur im begrenzten Maß möglich sein.

Die weitaus bessere Alternative zu derartigen Maßnahmen ist es den Menschen erstens daran zu erinnern, dass all das, was sein Leben so angenehm macht, nicht vom Himmel fiel, sondern hart erarbeitet wurde, und zweiten ihm zu zeigen, dass er auch ohne diese Dinge auskommen kann.

Ein ideales Beispiel wie man so etwas erreichen könnte, wäre ein Arbeitsdienst für Jugendliche unter minimalen Einsatz technischer Hilfsmittel. Kombiniert mit einer entsprechend spartanischen Unterbringung, würde dies durchaus den gewünschten Effekt erzeugen.

Was als Frage bleibt, ist, inwiefern und wie man diese Erfahrung im Erwachsenenalter wiederholen muss, damit das Bewusstsein um die in der Jugend erlernten Dinge erhalten bleibt.

Hierzu könnte sich beispielsweise ein regelmäßiger Militärdienst dienen, welcher in Abständen von einigen Jahren, mit begrenzter Dauer von maximal einigen Wochen, absolviert werden müsste. Dies würde den Eingriff in das Privatleben minimieren, den gewünschten Effekt erbringen und ganz nebenbei die Wehrhaftigkeit des Volks für den Notfall aufrechterhalten.

Damit kommen wir zum Ende des Kernthemas und wollen im Folgenden das Gesagte im Licht wichtiger weltanschaulicher Prinzipien betrachten.

Das erste dieser Prinzipien ist, dass der Zweck des Staates darin besteht, den Erhalt und die Höherentwicklung des Volkes zu sichern und seine Politik dies widerspiegeln muß. Weiterhin ist das Prinzip, dass die Wirtschaft dem Volk zu dienen hat und nicht umgekehrt, von elementarer Bedeutung für unseren Deutschen Sozialismus.

Wir sind der Meinung, dass die von uns beschriebene selektive Deindustrialisierung beides zur vollen Gänze erfüllt. Hinter all dem, was wir sagten, steht die Frage, was braucht der Mensch, sowie die Erkenntnis, dass der Mensch seine Natur nicht ändern kann, zumindest nicht in wenigen Generationen, und es die Wirtschaft und der technische Fortschritt sind, die sich an ihn anpassen müssen.

Wir formulierten unsere Lösungsansätze stets mit dem Menschen im Fokus, so wie er ist, mit all seinen Stärken und Schwächen, anstatt ein idealisiertes und realitätsfernes Menschenbild anzunehmen. Aus eben diesem Grund ist der zentrale Gedanke hinter allem, was wir sagten, dass der Mensch Arbeit, aber auch Ziele und Sinn, benötigt und die Wirtschaft ihm daher Raum zur Erfüllung dieser Dinge geben muss. Das Wohl der Wirtschaft war bei all dem nur in dem Sinn von Interesse, als dass eine gesunde Wirtschaft zur Daseinssicherung des Volkes unabdingbar ist.

Die „künstlerische“ oder besser gesagt „mehr-als-materialistische“ Note, mit der wir die deindustrialisierten Berufe erfüllen wollen, zielt darauf ab, die unteren Schichten aus ihrem Dasein zwischen seelenloser Arbeit, Fernsehen und Fastfood emporzuheben und geistig zu entproletarisieren. Durch die Notwendigkeit zur Arbeit und die Schaffung von „Wettbewerben“ wird sichergestellt, dass nicht nur keine Degenerierung des Volkskörpers stattfindet, sondern im Idealfall eine Höherentwicklung sich einstellt.

Teil 8 folgt …

 

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