Letztes Wochenende war es mal wieder soweit. Aktivisten und Freunde vom „III. Weg“-Stützpunkt Westerwald/Taunus schnürten ihre Schuhe und machten sich auf den Weg in die Wälder rund um Hadamar. Dort befinden sich Baudenkmäler mit prähistorischer Bedeutung aus der späteren Jungsteinzeit (3000 v. Chr.)
Gegen späten Nachmittag trafen sich die Wanderfreunde am Rosengarten in Hadamar und machten sich flotten Schritts Richtung Steinkammergrab auf. Nachdem man Niederzeuzheim westlich umlaufen hatte, fand man das 2004 sanierte Megalithgrab aus der späteren Jungsteinzeit schön gelegen im Wald vor. Das Steinkammergrab ist ein Megalithgrab aus der späten Jungsteinzeit. In dieser Zeit zwischen 3.000 und 2.800 v. Chr. lebten hier Menschen der sog. Wartbergkultur. Diese Megalithkultur ist eine europäische Kulturerscheinung, die sich durch kollektive Totenbeisetzungen in großen, gemeinschaftlich errichteten Steinkammergräbern auszeichnet.
Die teilweise eingetiefte Anlage, die auch als Steinkistengrab bezeichnet wird, bestand ursprünglich aus mehreren plattenartigen Decksteinen, welche von anderen Steinen getragen wurden und somit die Kammer oder Kiste bildeten. Heute sind nicht mehr alle Steine erhalten. Die Steine bestehen aus Basalt, dem hier vorherrschenden Gestein. Zur Stabilisierung wurden die Platten mit Kalksteinen gestützt. Die Gesamtlänge beträgt 6,6 m, die Breite 2,5 m. Nach vorangegangenen Grabstörungen und teilweise wenig fachgerechten Ausgrabungen seit 1911 wurde das Steinkammergrab im Jahr 2004 durch den Historischen Verein von Niederzeuzheim und durch das Hessische Landesamt für Denkmalpflege in ehrenamtlicher Arbeit annähernd in den ursprünglichen Zustand versetzt und dauerhaft stabilisiert. Informative Schautafeln vermitteln archäologisch-historische Details und naturkundliche Besonderheiten.
Vom Steinkistengrab ging es in der Abendsonne vorbei an Fischweihern und der Lochmühle zum Heidenhäuschen. Das Heidenhäuschen ist ein Bergrücken und zugleich ein Naturschutzgebiet nördlich von Oberzeuzheim. Das Gebiet um das Heidenhäuschen (398 m ü. NN) mit Resten einer keltischen Ringwallanlage und umliegenden Basaltblöcken ist von prähistorischer Bedeutung, davon zeugen archäologische Funde. Auf dem Heidenhäuschen wurden mehrere Ringwälle angelegt. Beziehungen zum etwa 6 km entfernten keltischen Oppidum auf der Dornburg sind zu vermuten. Jüngste Keramikfunde im Umfeld des Heidenhäuschens belegen ein dichtes keltisches Siedlungsgebiet. Dazu gehört auch der erst 2011 freigelegte Keltenborn mit einem Menhir (Hinkelstein) aus der Hallsteinzeit.
Die keltische Bevölkerung wurde ab 300 v. Chr. zunehmend von Germanen verdrängt. Um das Heidenhäuschen siedelten sich die Ubier an. Diese Volksgruppe unterhielt auf dem Berg eine Gerichtsstätte, die den Matronae Mahalinehae geweiht war. Dieses Gericht bestand als Gericht der Franken weiter. Mit der Christianisierung wurde das Gericht dem heiligen Maximin von Trier unterstellt und im Mittelalter nach Ellar verlegt. Die lokale Sage vom Wilden Heer wird dahingehend gedeutet, dass das alte heidnische Gericht mit der Christianisierung in den Untergrund ging und als Femegericht weiter bestand. Bis heute wird die engere Umgebung des Heidenhäuschens im Volksmund noch „das Gericht“ genannt.
Nach einer Übernachtung in den Wäldern mit geselligem Beisammensein ging es am nächsten Morgen zurück zum Rosengarten nach Hadamar. Alle Beteiligten freuen sich schon auf die nächste Wanderung im Taunus oder Westerwald.