Project Veritas hat nun ein Video veröffentlicht, dass dies schlagartig geändert hat. Das Video wurde durch eine noch zufällig laufende Kamera aufgenommen und zeigt die ABC Nachrichtensprecherin Amy Robach bei einer Unterhaltung mit einem unbekannten Kollegen. In dem Video erklärt sie, dass sie vor drei Jahren schon all das wusste, was in den letzten Monaten über Epstein an die Öffentlichkeit kam. Robach erklärt stolz, dass sie Virginia Guiffre dazu bewegen konnte, ihr ein Interview zu geben. Guiffre ist eine der bekanntesten Frauen, die Epstein als Sexsklavin gehalten haben soll, da sie unter anderem den Herzog von York Prinz Andrew beschuldigt, sie als 17-Jährige missbraucht zu haben.
Sie soll jedoch mehr als einfache Anschuldigungen vorzuweisen gehabt haben. „Sie hatte Bilder, sie hatte alles“ sagte Robach und selbst Informationen über Bill Clinton, der 26-mal mit Epsteins „Lolita Express“ getauften Privatjet geflogen sein soll, sollen sich darunter befunden haben. Clinton war jedoch bei Weitem nicht der einzige, der enge Kontakte zu Epstein pflegte, dessen Verbindungen von Hollywood, über die Finanzwelt und Politik bis zum saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman reichen.
„Blöde“ Geschichte, die man nicht veröffentlichen werde
Wer alles in Epsteins Machenschaften verwickelt war und wer wie viel wusste, wird man nach dessen Tod wahrscheinlich nie erfahren. Man kann sich jedoch vorstellen, was los wäre, wenn auch nur ein Bruchteil der Anschuldigungen sich als wahr erweisen würden, und so ist es kein Wunder, dass von ganz oben herab versucht wird, den Fall Epstein in der Vergessenheit zu versenken. Dies bekam auch Robach zu spüren, als sie auf ihre Vorgesetzten zuging und das Interview mit Guiffre auf ABC ausstrahlen lassen wollte. Erst habe man ihr gesagt, dass niemand wüsste, wer Epstein sei, und es sich um eine „blöde“ Geschichte handle, die man nicht veröffentlichen werde. Weiter soll das britische Königshaus von den Anschuldigungen gegen Prinz Andrew erfahren und massiv Druck auf den Sender aufgebaut haben. Der Anwalt und in Harvard lehrende Rechtswissenschaftler Alan Dershowitz, der Epstein 2008 wegen ähnlicher Vorwürfe bereits verteidigte, soll ebenfalls mit dazu beigetragen haben, den Sender davon abzuhalten, das Interview zu veröffentlichen. Er soll gefürchtet haben, die Ausstrahlung auf einem großen Sender würde die Glaubwürdigkeit von Guiffre untermauern.
Nichtsdestotrotz versuchte Robach über die drei Jahre hinweg weiter das Interview zu veröffentlichen, das wahrscheinlich den Höhepunkt ihrer Karriere markiert hätte und über das jeder Journalist sie beneidet hätte. Ihr ist dementsprechend die Frustration anzusehen, dass ihr diese durch die Lappen ging, nur weil ihre Vorgesetzten zu feige waren, sich mit der US-amerikanischen Elite anzulegen. Robach ist aber selbstverständlich nicht nur ein Opfer, denn es hätte auch andere Kanäle gegeben, über die sie ihr Wissen an die Öffentlichkeit hätte bringen können, doch dies hätte zweifelsfrei das Ende ihrer Karriere bedeutet.
Fadenscheinige Rechtfertigung
ABC News hat mittlerweile eine Erklärung abgegeben, in der sie ihre Entscheidung, das Interview nicht zu senden, damit verteidigen, dass die Qualität des gesammelten Materials damals nicht den nötigen Standards entsprochen hätte, um dieses im Fernsehen zu senden. Man habe jedoch weiter an dem Fall gearbeitet, woraus eine Dokumentation entstanden sei, die im nächsten Jahr erscheinen soll. Wer aber meint, die Medien hätten aus diesem Fehler gelernt oder würden das Geschehene auch nur als solchen betrachten, liegt gründlich falsch.
Diverser Medienberichten zufolge wurde die namentlich nicht bekannte Mitarbeiterin entlassen, welche im Besitz des von Project Veritas veröffentlichten Videos war. Ob sie es auch war, die das Video an Project Veritas weiterleitete, ist noch nicht bekannt, doch die Möglichkeit allein war scheinbar schon Grund genug für ihren Arbeitgeber, sich ihrer zu entledigen. Bei diesem handelt es sich jedoch noch nicht einmal um ABC, sondern dessen Konkurrenten CBS. Die Frau hatte in der Vergangenheit für ABC gearbeitet, wechselte jedoch zu CBS, und da ABC so keinen Zugriff mehr auf die Whistleblowerin hatte, informierte der Sender „aus Gefälligkeit“ seinen vermeintlichen Rivalen darüber, wer dort bei ihnen arbeite. Da journalistische Ethik und Prinzipien auch bei CBS nicht auf der Agenda stehen, entließ der Sender prompt die Frau, weil sie das tat, was Journalisten eigentlich tun sollten: Missstände und Korruption aufdecken, ganz gleich wer sie begeht.
Systempresse
Dass die westliche Systempresse alle Journalistenstandards vergisst, wenn es darum geht, die herrschende linksliberale Ordnung zu verteidigen, steht außer Frage. Deswegen trägt sie diesen Namen, weil sie in erster Linie dem System dient. Sie ist weniger Presse als ein politisches Organ des tiefen Staates, des Zeitgeistes oder wem auch immer man die Kontrolle über die derzeitigen Zustände zuschreiben möchte. Fasst man die Systempresse als primär politische Instruktion auf, begreift man, dass sie handelt, wie sie nicht anders handeln könnte.
Sie verteidigt die eigen politische Agenda und greift die gegnerische mit allen Mitteln an. Sie handelt nicht anders, wie jeder andere Akteur in einem Kulturkampf jemals gehandelt hat, nur dass in dem, den wir heute führen, es um mehr als jemals zuvor ging und mit entsprechend harten Bandagen gekämpft wird. Doch es gibt Dinge, die sind überpolitisch und stehen nicht zur Diskussion, weil es nichts zu diskutieren gibt. Über die sich Konservative und Sozialisten, Liberale und Autoritäre, Linke und Rechte einig sind. Korruption, Machtmissbrauch und die Ausbeutung von Schwachen und Schutzlosen sind universell verhasst, weil sie ein Gift sind, das ausnahmslos jede Gesellschaft zerstört.
Im Komplex Epstein kommen all diese Dinge und noch vieles andere in einem Geschwür ohnegleichen zusammen. Dass dieses sich scheinbar durch die höchsten Kreise der westlichen Welt zieht, sagt alles, was man wissen muss, über die moralische Verfassung der vermeintlichen Eliten, die von oben herab den Völkern vorschreiben wollen, was sie zu denken hätten.
Es wäre die Pflicht der Presse als die kritischen Wächter gewesen, die sie meinen zu sein, diese Missstände offenzulegen. Doch das haben sie nicht getan, denn eine Krähe hackt bekanntlich der anderen kein Auge aus und die Kreise, in denen die Epsteins der Welt verkehren, sind die gleichen, in denen sich die Medienmogule bewegen, die darüber entscheiden, was die Welt erfahren soll und was nicht. Es wurde nicht über Epstein berichtet, nicht weil es um Epstein ging, sondern weil es um sie selbst ging. Sie sind Teil des Problems, das die ganze Welt plagt und das sich nicht darum schert, welche Partei oder Ideologie an der Macht ist, solange man sie nur gewähren lässt.