Akteure:
Volkward: Ein alter deutscher Mann
Helmfried: Ein junger deutscher Mann
Kastriota: Ein junger albanischer Mann
Laszlo: Ein junger deutsch-ungarischer Mann
1. Aufzug
Ein alter Mann kommt herein und läuft auf einen Steinsockel zu, auf dem eine Statue steht. Er trägt eine kleine Stofftasche und geht schwerfällig, als ob ihm das Laufen Schmerzen bereiten würde.
Volkward: Bleibt vor Statue stehen. So mein Freund. Da bin ich wieder. Seufzt. Ich weiß es ist schon lange her, aber ich bin nicht mehr der Jüngste wie du weißt. Der weite Weg strengt mich doch ein wenig an, aber ich tue es gern. Das ist nur ein winziger Beitrag gemessen an dem was du dem Deutschen Volke geschenkt hast. Setzt Tasche ab und holt etwas hervor. Deine Gedenkplatte ist schon wieder etwas schmutzig und dreckverschmiert. Ich werde sie dir mit diesem kleinen Besen etwas reinigen und den Efeu, welcher deine Statue umringt, werde ich dir auch entfernen. Leider kümmert sich ja niemand mehr um die großen Dichter und Denker die uns Deutschen solch einen geistig und kulturellen Schatz hinterlassen haben. Weder noch den Heerführern und Politikern die das Glück von Deutschland lenkten und ohne die es uns jetzt womöglich gar nicht mehr geben würde.
Niemand schert sich mehr um das Vergangene. Alle sitzen nur noch über flimmernden Telefonen, sprechen nur noch über Programme miteinander und wissen kaum woher sie kamen und was sie eigentlich sind. Genau genommen könntest du diese wurzellosen Gesellen ebenso gut in jedes
x-beliebige Land setzen. Sie würden keinen Unterschied bemerken. Er fegt über die Gedenkplatte Hach! Da sind wir aus einem anderen Holz geschnitzt. Oder was meinst du dazu mein ehrenwerter Freund und geistiger Patron, Friedrich Schiller?
Ach, wir beide verstehen uns doch. Du hast für die Freiheit gekämpft, ebenso wie ich vor einigen Jahren im großen Krieg. Er tätschelt die Füße der Schiller Statue. Nur deine Waffe war vor allem die Feder. Mit deinen Werken hast du unser Deutschland nachhaltig geprägt, mein Freund.
Insbesondere „Die Räuber“ wo du gegen die Tyrannei geschrieben hast, ist noch vielen in Erinnerung geblieben. Auch deine Gedichte „An die Freude“ und „Die Glocke“ sind heute noch Stoff an den Schulen.
Wer weiß wie lang noch. Heutzutage wird ja alles abgeschafft, was denen als zu deutsch anmutet. Schüttelt den Kopf und seufzt. Sie zerfleddern einfach alles, was an deutscher Kultur und Heimat geblieben ist. Weihnachten ist nur noch ein reines Kommerzfest, Volkstänze sind verpönt, Volksmusik wird mitleidig belächelt, deutsche Kultur geschändet; wie zum Beispiel deine Theaterstücke. Lacht abwertend. Du würdest sie heute nicht mehr wiedererkennen. Sie werden nur noch ins Lächerliche gezogen und sexualisiert. Begriffe und Bezeichnungen werden entfernt und das Fremde wird angepriesen, als sei es das einzig Wahre. Selbst die Gedenkstätten ihrer völkischen Helden sind nichts mehr Wert und werden verfallen gelassen. Dabei ist es doch das, was uns ausmacht. Das ist unsere Geschichte, unsere Heimat.
Sie hat uns geformt und geprägt. Noch heute, mein lieber Schiller, sind viele deiner Verse in Redewendungen noch erhalten geblieben. Hält kurz inne. Mir fällt da zum Beispiel aus „Wallenstein“ der Ausspruch ein „daran erkenne ich meine Pappenheimer“. Lacht. Das sagt man heute noch. Ach Friedrich, wie hat sich doch die Welt verändert. Zieht eine weiße Rose aus der Tasche und legt sie zu Füßen der Statue. Das ist ein Geschenk meiner werten Frau an dich. Diese Rose soll dich erfreuen und ich soll dir danke sagen für all das, was du für uns Deutsche getan und geschrieben hast.
2. Aufzug:
Helmfried, Kastriota und Laszlo betreten die Szene. Haben einen Sechserpack Bier dabei.
Kastriota: laut Hey, wen haben wir denn da? Sag mal Väterchen hast du etwa diese lumpige Statue geputzt?
Laszlo: Der hat wohl sonst nichts Besseres zu tun. Lacht. Seht mal, der Alte hat sogar eine Blume an die Figur gelegt. Was soll denn der Scheiß?
Helmfried: Glaubst du etwa, dass dieser steinerne Hans-wurst damit noch etwas anfangen kann? Wie albern ist das denn?
Kastriota: Macht eine Handbewegung. Zieh ab, Väterchen! Wir wollen hier etwas rumhängen und du mit deiner Putzerei nervst uns damit.
Helmfried: Schenk die Blume lieber deiner Alten, die kann damit mehr anfangen als deine komische Figur hier. Die Jugendlichen lachen.
Volkward: Räumt traurig seinen Besen in die Stofftasche und legt seine Hand auf die Füße der Statue.
Laszlo: Spöttisch. Was soll das denn jetzt? Verabschiedest du dich etwa von dem steinernen Götz? Jugendliche lachen wieder.
Volkward: Dreht sich zu den Jugendlichen um. Fest. Das ist kein Götz! Das ist auch kein Hans-wurst! Ihr redet hier von Friedrich Schiller. Einem großen Deutschen, der uns mehr hinterlassen hat und uns mehr Kultur schenkte als man wahrscheinlich je von euch erwarten kann. Ihn zu ehren, seine Gedenkstätte zu pflegen und sein Erbe, welches Deutschland nachhaltig prägte, ist Heimatverbundenheit und Zeichen von größtem Respekt. Dieses Land macht eine große Handbewegung diese Heimat hat ihn zu dem gemacht was er war. Legt seine Faust auf sein Herz Fühlt ihr denn nicht diese innere Verbundenheit zu diesen Wäldern, den Seen, den Städten und ganzen Bräuchen?
Kastriota: schüttelt den Kopf Nicht ich, Väterchen. Mein Name ist Kastriota und ich bin Albaner. Mich verbindet rein gar nichts mit deiner Heimat. Ehrlich gesagt kann sie mir gestohlen bleiben. Wenn ich älter bin, dann gehe ich in mein Heimatland zurück, denn da gehöre ich hin murmelt Kastriota… Blickt zu ihm.
Volkward: In deinen Worten höre ich eine große Heimatliebe heraus. Du bist stolz und du sehnst dich nach deiner Heimat, deinem Land. Deine Eltern haben dir einen sehr ruhmreichen Namen gegeben, weißt du das eigentlich?
Kastriota: Stolz. Natürlich. Ich wurde nach Georg Kastriota benannt. Unserem albanischen Freiheitshelden, der uns vor dem osmanischen Joch bewahrte. Er hat für sein Land und alle Albaner gekämpft. Jedes Jahr finden Feiern ihm zu Ehren statt.
Volkward: nickt wohlwollend Dann sind wir uns doch gar nicht so unähnlich. Oder was glaubst du, was ich hier gerade mache? Ich huldige auch einem Freiheitshelden und großen Dichter. Wir sind doch von dem her gar nicht so verschieden. Dein Freund hier deutet auf Laszlo trägt eine Kette mit dem typischen Abbild der ungarischen Puszta. Ich möchte wetten er hat ebenso eine besondere Bindung zu seiner Heimat. Blickt zu Laszlo Du bist doch Ungare, oder nicht?
Laszlo: Mein Name ist Laszlo und ja sie haben Recht, ich bin ein Ungare.
Helmfried: irritiert Laszlo, was faselst du denn da für einen Unsinn? Du bist Deutscher, du bist hier geboren. Deine Mutter ist Deutsche.
Laszlo: Meine Mutter ist Deutsche, Helmfried. Du bist ein Deutscher, aber ich bin ein Ungare. Ich fühle keinerlei Bindung zu diesem Land. Wenn wir aber in der Puszta sind, bei meinen Großeltern und ich diese weite Landschaft sehe, diese weiten Grasflächen mit ihren kleinen Büschen, den Hirten und diesem weiten Horizont, dann fühle ich mich zuhause. Du kannst scheinbar ewig weit blicken bei uns in der Puszta und ich war dem Himmel niemals näher als dort. In der Puszta schlägt mein Herz und in die Weiten der Puszta werde ich ziehen. Ich habe sogar schon die traditionelle Kleidung und übe den Volkstanz. So etwas habt ihr Deutschen längst verlernt. Ihr wisst schon gar nicht mehr was eure Heimat überhaupt ist oder was sie ausmacht. Ihr habt vergessen was es heißt, ein Deutscher zu sein. Eure Kultur ist euch ebenso fremd geworden, wie eure Heimat. Aber ich kenne meine Heimat und ich werde dorthin zurück gehen.
Volkward: Legt die Hand auf die Schulter von Laszlo Ich verstehe dich junger Laszlo und ich gratuliere dir, wie auch Kastriota zu dem Mut und dem Willen euch zu eurer Heimat zu bekennen. Aber auch wir haben noch Kultur und Heimatbewusstsein; nur ist es den meisten fremd geworden oder sie schämen sich dafür. Durch mein Handeln und Tun versuche ich ein Vorbild zu sein. Die Kunst, die Musik, die Kultur und all die geschriebenen Werke, die unsere Heimat formten und unsere Geschichte prägten, all das versuche ich der folgenden Generation weiterzugeben. Ich respektiere und ehre eure Haltung und spreche euch meine Bewunderung aus, aber ich erwarte meiner Heimat und Kultur gegenüber den gleichen Respekt den ich der euren entgegenbringe. Das ist nur Gerecht.
Kurzes Schweigen, dann geben die Jugendlichen dem Alten die Hand.
Kastriota: Unsren vollsten Respekt Väterchen. Den vollsten Respekt!
Helmfried: kleinlaut Es tut mir Leid. So habe ich das noch nie gesehen. Ich habe dir Unrecht getan. Meinst du, es ist zu spät um noch einmal neu anzufangen?
Volkward: Gibt Helmfried die Hand Es ist nie zu spät, mein Junge.
ENDE.
Schön geschrieben.