Stimmen der Kurve: Die Lage beim VfB Stuttgart

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Nachdem wir in unseren bisherigen Interviews mit nationalgesinnten Fußballfans bereits Anhänger von Werder Bremen und dem 1. FC Magdeburg befragten, wollen wir uns heute mit einem großen Traditionsverein aus Süddeutschland, dem VfB Stuttgart, beschäftigen.

Der III. Weg: Hallo, magst du eingangs kurz ein paar Worte zu dir sagen und wie lange du bereits zum Fußball fährst?

Thorsten: Hallo, ich bin der Thorsten, Mitte 30 und gehe seit meiner frühen Jugend zum VfB Stuttgart nach Cannstatt ins Stadion. Ich habe also eine gewisse Erfahrung und Einblicke in die Fanszene des größten Clubs in Baden-Württemberg.

Der III. Weg: Was hältst du davon, dass mit „Türkgücü München“ nun ein türkischer Verein im Profifußball angekommen ist?

Thorsten: Ich halte davon natürlich absolut nichts, aber es spiegelt eben die momentane Situation in unserem Land wider. Die maßlose Überfremdung macht natürlich auch nicht vor dem Fußball als Sport Nummer Eins Halt.

Der III. Weg: Wie sieht es in der Fanszene eures Vereins vor Ort aus? Ist das ein Thema?

Thorsten: Bei einem gewissen Teil der Anhängerschaft, wenn auch einem relativ kleinen, ist das schon ein Thema. Nun nicht explizit lediglich auf den Verein Türkgücü bezogen, sondern die allgemeine, nennen wir es „Verausländerung“ des deutschen Fußballs. Die Fanszene in Stuttgart ist jedoch zahlenmässig recht groß, nicht homogen und vor allem ist sie in weiten Teilen unpolitisch. D.h. sie tritt nach außen nicht mit expliziten politischen Aussagen auf. Und es ist daher vermutlich auch kein Statement zu erwarten, zumal der Verein eben auch nicht in Stuttgart spielen wird aufgrund der unterschiedlichen Ligen. Und das bleibt hoffentlich auch so.

Der III. Weg: Du hast ja bereits eben etwas vorgegriffen, unsere nächste Frage wäre, wie ist die Fanszene des VfB Stuttgart politisch aufgestellt oder spielt Politik gar keine Rolle in der Fankurve?

Thorsten: Nun ja, wie in vielen Vereinen war es bis in die 90er Jahre hinein auch beim VfB der Fall, dass viele offen rechts auftretende Personen und Gruppen bei den Heimspielen in Cannstatt zu sehen waren. Beispielsweise die auch überregional bekannte, eher rechtsorientierte Hooligan-Gruppierung „Neckar-Fils“ (NF) war stets gut sichtbar vertreten. Der Einfluss der ab Mitte/Ende der 90er Jahre aufkommenden Ultrabewegung nahm jedoch, wie in ganz Deutschland, immer stärker zu und die alten Haudegen wurden mehr und mehr abgelöst. Die über 40 Jahre bestehende NF jedoch gibt es bis heute und so mancher Vertreter geht auch nach wie vor zum Fußball, wenn auch heute nicht mehr in der Art wie früher als junge Rowdys.

Der III. Weg: Um nochmal näher auf den politischen Aspekt einzugehen, linke Ultras erobern sich immer mehr Raum in den jeweiligen Fanszenen und geben bei vielen Vereinen den Ton an. Ist das bei euch in Stuttgart auch so?

Thorsten: Nein, eine eindeutig linke Ultragruppierung gibt es beim VfB nicht. Jedoch, bei der doch recht großen Zahl an Fans, ist es unvermeidbar, dass sich da auch der ein oder andere Linke tummelt. Aber eine als links nach außen auftretende Gruppierung, die sich auch klar so positioniert, wie es bei anderen Vereinen der Fall ist, gibt es nicht. Von einer linken Hegemonie kann man in Stuttgart glücklicherweise noch nicht sprechen. Wir haben eher mit der Kommerzialisierung des Sports und den damit einhergehenden Problemen zu kämpfen als mit politisch
linken Anhängern.

Der III. Weg: Haben nationalgesinnte Fangruppen zu lange nach dem Motto agiert „Fußball und Politik zu trennen“ und nicht gemerkt, wie linke Fangruppen das Ruder übernehmen?

Thorsten: Im Allgemeinen würde ich das mit ja beantworten. Denn während die Linken in mehr und mehr Stadien ihre Statements und politischen Aussagen zur Schau gestellt haben, verhielten sich rechte Anhänger leider häufig passiv und defensiv. Die Quittung kriegt man dafür jetzt in manchen Stadien 15 bis 20 Jahre später. Da sind wir in Stuttgart noch relativ verschont geblieben von dieser Vereinnahmung der Fanszene durch links. Auch die großen Ultragruppen wie beispielsweise das „Commando Cannstatt“ sind nicht links zu verorten, sondern halten im öffentlichen Auftreten politische Punkte ‚raus und konzentrieren sich auf den Support des Vereins und die Repräsentation der Stadt Stuttgart.

Der III. Weg: Im Bereich der erlebnisorientierten Anhängerschaft (Hooligans) gibt es noch viele nationalgesinnte Trupps. Diese sind aber kaum noch im Stadion anzutreffen. Ist da bei euch auch ein Unterschied zwischen Ultras und Hools festzustellen?

Thorsten: Das ist so nicht ganz richtig, jedenfalls nicht auf Stuttgart bezogen. Viele Leute der damaligen Hooligangeneration treffen sich noch immer zum gemeinsamen Spiele schauen, und gehen auch ins Stadion, sind aber aufgrund des Alters nun nicht mehr so offensiv an, nennen wir es einfach „handfesten Diskussionen“, beteiligt und interessiert.
Teilweise sind aber auch noch recht enge Bande zwischen Leuten der „alten Schule“ und der nächsten jüngeren Generation da, hierauf will ich nun jedoch nicht näher eingehen.

Der III. Weg: Hat sich in den letzten 10 Jahren bei euch die Fanszene elementar geändert? Oder ist alles wie vorher? Was waren früher die bestimmenden Fangruppen?

Thorsten: Nein, die Fanszene hat sich in den vergangenen Jahren nicht elementar geändert. Es gibt in Stuttgart eine über viele Jahre gewachsene Fanszene, und die stand immer treu, auch nach den zwischenzeitlichen ärgerlichen Abstiegen in die 2. Liga in den Jahren 2016 und 2019 war sie an der Seite des Vereins gestanden. Egal ob es in der 2. oder jetzt wieder in der 1. Liga ist.

Der III. Weg: In der Zeit der totalen Kommerzialisierung des Fußballs, ist da überhaupt noch Platz für Patriotismus und Deutschsein? Oder ist der Fußball nicht schon längst vollends für das normale Volk verloren gegangen?

Thorsten: Die Kommerzialisierung ist eines der größten Probleme des Profifußballs. Und die damit verbundenen negativen Begleiterscheinungen. Das entfremdet in Teilen natürlich den Sport vom Volk und Zustände wie in England drohen uns auch eines Tages, wenn dieser Entwicklung nicht Einhalt geboten wird. „Geld schießt Tore“ ist heutzutage leider wahr. Es ist ein Problem, dass Bonzen, die mit Fußball eigentlich gar nichts zu schaffen haben, sich aus Prestigegründen ihre eigenen Clubs kaufen und mit Geld hochziehen, die jeweiligen Vereine sind ja allgemein bekannt und müssen nicht noch extra genannt werden. Diese Entwicklung wird aber auch kritisch gesehen in der Fanszene und stetig thematisiert und angeprangert.
Zur Frage, ob noch Platz für Patriotismus und fürs Deutschsein ist, leider wird das zunehmend weniger. Aber man sollte den Fußball nicht den Eventfans und den Reichen überlassen, sondern den Leuten aus dem Volk, die auch noch einen gesunden Bezug und Stolz zu ihrer Heimat und ihrer Region haben.

Der III. Weg: Auf Ebene der Nationalmannschaft findet man ja gerade bei Auswärtsspielen noch viele Nationalgesinnte. Wieso ist dem so und wird das aus deiner Sicht so bleiben?

Thorsten: Das nehme ich ganz anders wahr. Die Zahl Nationalgesinnter bei Auswärtsspielen der „Mannschaft“ ist doch sehr zurück gegangen, wenn man das mit früher vergleicht. Aber das ist auch nicht verwunderlich, sondern nachvollziehbar. Wer bitte will auch eine Mannschaft unterstützen, die sich nicht mal mehr als Nationalmannschaft bezeichnet und eher wie eine Söldnertruppe wirkt denn als Spieler, die mit Herz für ihr Heimatland antreten!?

Der III. Weg: Vielen Dank für das Gespräch und die ausführliche Beantwortung der Fragen.

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