Die Debatte um Masturbationszimmer in Kindertageseinrichtungen, aktuell in Teltow in Brandenburg, erhitzt die Gemüter. Kinder sollen einen eigens dafür eingerichteten Rückzugsraum mit sexualpädagogischem Material zur Verfügung gestellt bekommen und die Erzieher in Sexualpädagogik weitergebildet werden.
Die Situation in einer Kindertagesbetreuung
Gehen wir das Thema zunächst ganz ruhig an. Erzieherin XY geht zur Arbeit und erlebt dort ihren normalen Arbeitsalltag. Mit den Kindern den Tag verbringen, für manche Kinder von morgens bis abends. Auch für die Kinder ist dies ein anstrengender Arbeitstag, indem sie ihre Haupttageszeit verbringen. Hier erlebt die Erzieherin Freud und Leid der Kinder mit und begleitet sie in jeglichen Lebenssituationen: Die Kinder begleiten bei Toilettengängen, mit den Kindern Zähne putzen und anziehen üben, bei Streitigkeiten schlichten, trösten und Problemlösungsansätze kindgerecht beibringen. Es gehören jedoch auch Lernangebote dazu, dies kann die motorische, sowie die soziale und die emotionale Kompetenz der Kinder betreffen. Es gehört die Vermittlung von Werten eben auch dazu, Werte, die es braucht, um später in unserer Gemeinschaft nicht anzuecken.
Nun beobachtet man, dass sich ein Kind, oder mehrere Kinder selbst „befummeln“. Oder es bildet sich auf dem Hof eine Kindertraube, man sieht nach und erkennt, dass zwei Kinder sich gegenseitig nackt begutachten und die anderen Kinder neugierig zusehen. Die normale Erzieherin, ohne sexualpädagogische Weiterbildung, weiß nun selbst nicht, wie sie darauf reagieren soll, da diese Themen kaum bis gar nicht in der Ausbildung gelehrt werden. Dass Kinder ihren Körper kennenlernen, auch „schöne Gefühle“ erleben, sowie neugierig sind und „Doktorspiele“ untereinander betreiben, gehört heute zum Allgemeinwissen. Schon männliche Säuglinge bekommen Erektionen, wie jeder, der kleine Buben regelmäßig gewickelt hat, weiß. Wie nun auf Kinder, die im Gruppen- oder Essensraum die Hand in der Hose haben und sich „da streicheln, weil das schön ist“ reagieren? Da es keinen Leitfaden gibt, hängt dies vom subjektiven Empfinden der Erzieherin ab. Da wir in einer Zeit des Meinungspluralismus leben, ist dies also tatsächlich häufig von der individuellen Einstellung der Gruppenerzieherin abhängig.
Soll sie dieses Verhalten einfach ignorieren, also es zulassen? Dies würde bedeuten, dass andere Kinder neugierig werden, dies zur Nachahmung verleitet und Doktorspiele zugelassen würden, mitten im Gruppenraum. Gruppensex der Kinder im Kindergarten, empfinden die Erzieherin und auch die Eltern vermutlich als eher nicht so gut. Zudem sollte Sexualität etwas Intimes sein, auch in diesem Bereich muss die Erziehung greifen, damit Kinder auf das spätere Leben vorbereitet und sozialisiert werden. Früher war Sexualität verpönt, man hatte sehr enge Grenzen und ging mit den Kindern entsprechend streng um. Masturbation war etwas Schlimmes, man erfand Gruselgeschichten (vom Masturbieren wachsen einem Haare auf den Händen und ähnliches), man schlug mit dem Gliedermaßstab auf die Geschlechtsorgane männlicher Säuglinge und Kleinkinder, damit sich keine Lust einstellte und die Erektion endete. Verbietet man nun den Kindern dies oder bestraft sie, dann kann sich ein natürliches Verhältnis zur Sexualität und zum Erleben seines eigenen Körpers auch nicht vernünftig entwickeln.
Somit ist die Forderung zunächst einmal nachvollziehbar, dass man einerseits Erzieher eine Weiterbildung zu diesem Themenbereich anbietet, damit diese nicht ohne Fachkenntnisse und nur aus ihrem subjektiven Gefühl entscheiden müssen. Andererseits sucht man nach einem Mittelweg, zwischen Ignorieren des Verhaltens und somit indirektem Fördern dessen, und bestrafen diesen Verhaltens und dasselbe zu verbieten. Man bietet den Kindern einen Rückzugsraum, der Privatsphäre zulässt. Bereits hier kann man in sozialen Netzwerken und anderen Artikeln zu diesem Thema Meinungen lesen, die da schreiben, dass Erziehern dieser Bereich der kindlichen Entwicklung nichts anginge, dies sei ein Bereich der Eltern. Moralisch gesehen ist dies korrekt, lebenspraktisch jedoch nicht. Die Kinder werden nun mal tagsüber in die Fremdbetreuung gegeben, man überträgt seine Aufsichtspflicht und gibt damit den Erziehungsauftrag an die Einrichtung ab. Das Kind, das die längste Zeit seines Tages dort in dieser Einrichtung ist, zeigt nun einmal dort dieses Verhalten. Möchten Eltern nicht, dass Erzieher irgendwie darauf reagieren, müssen sie das Kind zu Hause lassen und selbst die Erziehung übernehmen. Denn wie wir bereits gesehen haben, als Erzieher darauf nicht zu reagieren, ist auch eine Form der Reaktion mit entsprechenden Konsequenzen.
Zwei Lösungsansätze für diese Situation
Warum polarisiert dieses Thema so stark? Weil es zwei sehr historische und einflussreiche Strömungen gibt. Zum einen gibt es die religiösen Gruppen, die Sexualität erst nach der Hochzeit, mit sehr strengen Regeln, betrachten. Früher sagte man, alles, was von der Missionarsstellung abweiche und über die Fortpflanzung hinaus gehe, sei pervers. Die christliche Sexualmoral engte das natürliche Empfinden des Menschen ein, entsprach nicht seiner biologischen Natur. In der Zeit der Aufklärung wandte man sich gegen die christliche Moral und deren Lebensordnung. Durch die Überwertung individualistischer Interessen sollte die individuelle Entfaltung als höchstes Lebensziel angestrebt werden. „Tu und lass‘ was dir gefällt.“ Hier erkennt man auch sehr gut die geistige Umerziehung vom einstigen Spießertum der Kirche im Sinne der Sexualität zu dem anderen Extrem, und zwar der zügellosen Entfaltung der Sexualität: man forderte die Abschaffung von Ehe und sprach sich für die freie Liebe aus.
Und dann gibt es noch uns, die Kinder dieses freizügigen Systems, in dem Konzerne ihre Produkte am besten Verkaufen, wenn diese über sexuelle Inhalte präsentiert werden, in dem ein freier Zugang zu Pornoseiten jederzeit möglich ist, in dem der Gang zu einer Erotikmesse oder einem Sexladen etwas ganz Normales darstellt und in dem das Volk zu bindungsgestörten Individuen erzogen wurde, die ihr Lebensglück in sexuellen Bekanntschaften, statt in der Familiengründung sehen. Diese Generation wird nun auf den Arbeitsmarkt gelassen und kann Erzieher oder Sozialpädagoge werden, wir alle sind Kinder des Zeitgeistes und geben diese Werte den Kindern mit. Eben nicht jede Familie ihren Kindern, sondern eine Erzieherin ihrer zu betreuenden Gruppe. Und genau deswegen verteidigen die Eltern der Teltower Einrichtung auch die sexualpädagogischen Maßnahmen, sie sind selber sexualisiert und wissen zumeist auch nicht, auf welcher Grundlage die meisten sexualpädagogischen Programme beruhen.
Es liegt in beiden extremen Strömungen nun ein unterschiedliches Menschenbild zugrunde, weshalb sie andere Maßnahmen fokussieren.
Die einen gehen von der Erbsünde aus, dass das sexuelle Begehren den Menschen zur Sünde verführe, die anderen sehen es zum Beispiel nach Freud, dass das Kind eine sexuelle Entwicklung durchlaufe. Es saugt an der Mutterbrust, und hat einen Saugreflex, nicht etwa um Nahrung aufzunehmen, sondern um seine orale Lust zu befriedigen. Es scheidet nicht aus, sondern ist in seiner analen Phase und hat Lust daran. Der Ödipuskomplex, die Kastrationsangst und der Penisneid sollen hier nur kurz erwähnt werden. Könne sich ein Kind nun nicht in seiner sexuellen Entwicklung ausleben, entstünden Traumata, also tiefliegende Entwicklungsstörungen, die therapiert werden müssten. Auch der Pädagoge Helmut Kentler sah ein Kind aus der Sicht eines sich sexuell entwickelnden Wesens und wollte die Definition, was ein Kind sei, rechtlich in diesem Sinne verankert sehen. Ein weiterer Denker in diese Richtung war Wilhelm Reich, er forderte die Auflösung der Familie im Sinne der sexuellen Revolution und –Befreiung. So wurde einst in den Hessischen Rahmenrichtlinien für Gesellschaftslehre Sekundarstufe 1 (12 – 15-Jährige) Wilhelm Reichs Buch „Die sexuelle Revolution“ als Lektüre angegeben.
Folgend zwei Zitate aus dem Werk:
„Die Unterdrückung des kindlichen und jugendlichen Liebeslebens hat sich[…]als der Kernmechanismus der Erzeugung von hörigen Untertanen und ökonomischen Sklaven erwiesen[…].“
„Ein Kind, was vom dritten Lebensjahr an in Gemeinschaft mit anderen Kindern und unbeeinflusst von der Elternbindung erzogen wäre, würde seine Sexualität ganz anders entwickeln[…].“
Magnus Hirschfeld ist als „Pionier der Sexualwissenschaft“ anzusehen, er kämpfte für die Akzeptanz der Homosexualität und forderte die Auflösung der binären Geschlechterordnung, die zugunsten einer Individualisierung aufgelöst werden müsse. Weiterhin ist noch Alfred Kinsey, der „Vater der Sexualwissenschaften“ anzuführen.
Kinsey wird von den Sexualwissenschaftlern heutzutage immer noch als seriöser Wissenschaftler zitiert, obwohl Dr. Judith Reisman die Methoden Kinseys in den achtziger Jahren aufdeckte. Er trat dafür ein, jede sexuelle Abweichung als normal anzunehmen, da diese ja in einem kleinen Prozentsatz vorkomme. Besonders wird Kinsey durch die „Tabelle 34“ kritisiert, da er hier die Orgasmusfähigkeit von Säuglingen und Kindern durch Pädokriminelle dokumentiert haben soll.
Aus dem Bild des sexuellen Kindes, sowie aus einer Gesellschaftskritik heraus, die nur durch eine „sexuelle Revolution“ befreit werden könne, ergeben sich dann die sexuellen Ratgeber und Sexualprogramme, wie das folgende Beispiel zeigt:
In Ignatz Kreschers Einstiegshilfen für den Unterricht, herausgegeben in der ,,Zeitschrift für Sexualpädagogik und Familienplanung“ als Handreiche zur Sexualerziehung der Braunschweiger Verlagsanstalt, ist unter der Überschrift „Analerotik“ als Zielsetzung zu finden:
„Dabei sollte die Wahrnehmungsfähigkeit analer und urethraler Lustgefühle erhöht werden[…]
Unter der Rubrik „Schmutzlust“ heißt es:
„Es sollten die Hemmungen abgebaut werden, analerotisches Vokabular auszusprechen und Schmutzlust abzureagieren.“
Dazu empfiehlt man unter anderem das Absingen schmutziger Lieder. Auch die Ratgeber der BZGA „Körper, Liebe, Doktorspiele“ wurden nach erheblicher Kritik zurückgenommen und überarbeitet.
Schlussfolgerung
Betrachten wir das zugrunde liegende Menschenbild und die Zielstellung der Vordenker der Sexualaufklärungsprogramme, ist die Ablehnung der Maßnahmen in der Kita durchaus richtig. Eine Frühförderung oder anders gesagt, eine Verführung zu sexuellem Handeln von Kindern ist ganz klar abzulehnen. Wir sollten jedoch nicht den Fehler machen, durch die Ablehnung der „sexuellen Revolution“, durch die Ablehnung der kriminellen Handlung von A. Kinsey, die Argumente aus der christlichen Moral zu nutzen, denen auch ein naturwidriges Menschenbild zugrunde liegt und sie ihre Moral darauf aufbauen. Wir müssen uns an dem aktuellen Wissenstand der Naturwissenschaften ausrichten und zu einer biologisch begründeten Ethik finden. Zur Orientierung nutzen wir u. A. das Lehrbuch der Humanethologie „Die Biologie des menschlichen Verhaltens“ von Irenäus Eibl-Eibesfeldt. Eine kurze Passage aus dem Kapitel „Sexualmoral“ soll hier zusammengefasst werden:
Das menschliche Geschlechtsverhalten sei in allen Kulturen, die wir diesbezüglich kennen, von Verboten geregelt. Zunächst verbindet sich beim Menschen der an sich bereits übersteigerte Geschlechtstrieb mit zwei weiteren bei ihm besonders stark entwickelten Antrieben, nämlich der Neugier und der Aggression. Damit bestünde die Gefahr, dass sich Sexualität für die Gemeinschaft zerstörend auswirkt. Da die angeborenen Kontrollen des Menschen in diesem Bereich nicht genügen, bedarf es eines kulturellen Korsetts.
Sicher wurde in Zeiten der kirchlichen Macht der Sexualakt zu Unrecht und in extremer Form unterdrückt. Bevor man jedoch unter dem Schlagwort der Liberalität predigt, ruhig alle Hemmungen über Bord zu werfen, sollte man sich zunächst einmal darüber im Klaren sein, dass kulturelle Regeln Anpassung an die speziellen Erfordernisse einer Menschengruppe in einer bestimmter Zeit unter bestimmten wirtschaftlichen, klimatischen und anderen sozialen Bedingungen darstellen. Es handelt sich um eine Anpassung von Überlebenswert!
Der Autor betont dies, da man neuerdings recht leichtfertig selbst unausgegorene Theorien zur sexuellen Befreiung in den Schulunterricht mit einbringt. Dementsprechend müssen auch wir einen Mittelweg finden, zwischen Bestrafung der sich entwickelnden Sexualität der Kinder und deren Frühsexualisierung. Wichtig ist, eine Balance zwischen einer gesunden Entwicklung der Kinder und einem „kulturellen Korsett“ zu finden, denn der Sexualtrieb hat keine biologische Begrenzung bei den Menschen, wir brauchen hierbei eine kulturelle Zügellung unseres Triebes. Von wem sollen die Zügel angelegt werden, wer soll die Kinder erziehen, wenn nicht die Erzieher, da die Eltern den ganzen Tag, bis auf wenige Stunden am Morgen und Abend, arbeiten sind? Das Problem sind also nicht die Pädagogen, die sich hier in den Erziehungsauftrag der Eltern einmischen, wie folgendes Zitat nahelegt:
„Körper und Sexualität von Kindern und Kleinkindern gehen weder Kitabetreuer noch sonstige staatliche Aufsichtspersonen etwas an.“
Es sind zum einen ideologisierte Sexualaufklärungsprogramme, die durch pädokriminelle Handlungen „erforscht“ wurden, mit ihrem unmoralischen Material (Penispuppen, Sexkoffer), was abgelehnt wird. Zum Anderen lehnen wir den Verdienstzwang der Eltern insgesamt ab, sodass eine Familie finanziell nicht gezwungen wird, ihre Kinder in eine staatliche Einrichtung zur Betreuung zu geben und sich so zu Haus selbst um die Wertevermittlung kümmern kann.
Sehr guter Artikel, super sachlich!
Jene Art von Information, Aufklärung und Aufklärung wünschte ich mir regelmäßig in meinem Briefkasten und denen meiner Mitmenschen, etwa als Flugzettel, vorzufinden. Wem keine Plattform geboten wird, der muss sich seine eigene schaffen!
Für Informationen, wie ich euch für eure Arbeit gelegentliche Spenden übermitteln kann, wäre ich per Post (elektronisch) sehr dankbar!
Wohl an!
Das kommt einem realistischen und vernünftigen Gedankengang schon recht Nahe. Würde nur noch fehlen, wie die evolutionäre Psychologie da reinspielt.
Freud war ein Spinner, der z.B. auch den Begriff von Neurasthenie pervertiert hat hin zum irreführenden Konzept der „geistigen Störung“ und damit die Vermutung nahe legte, die Ursachen für solche Störungen lägen in der Psyche des Menschen und es bedürfe nur Therapie zur Heilung. Davor lag der Fokus deutlich auf den neurologischen und durch Vergiftung z.B. durch Quecksilbervergiftung erzeugten Störungen bzw. Krankheiten wie der Homosexualität. Man weiß ganz genau was Schwermetalle wie z.B. Blei oder Quecksilber mit dem Körper anrichten und trotzdem ignoriert man dieses Problem lieber und verweist die Leute dann lieber zum staatlichen Stasi-Mitarbeiter, der sich hinter der Berufsbezeichnung des Psychotherapeuten versteckt.
Sehr differenzierter und sachlicher Beitrag.
Ohne Anzuklagen klar Position bezogen.
Jetzt muss solch eine Betrachtungsweise nur noch zu den Entscheidungsträgern gelangen…
Oder die Opposition muss Entscheidungsträger werden. 🙂
Ich bitte um Kontaktaufnahme meine Nummer ist 0176XXXXX ich komme aus Chemnitz
Wir melden uns bei dir.
Sehr guter Artikel!