Gedanken zu Leni Riefenstahls „Das blaue Licht“

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In Vollmondnächten scheint aus dem Berg Monte Cristallo ein blaues Licht, lockt damit junge Männer, den Ursprung des geheimnisvollen Leuchtens zu erkunden, um beim Versuch in den Tod stürzen. Nur Junta, ein Bauernmädchen, kann gefahrlos zur Grotte steigen, aus der das Licht erstrahlt.

Die Dorfbewohner geben ihr die Schuld am Tod der Männer und neiden ihr ihre Gabe. Der Maler Virgo verliebt sich in Junta und ihm gelingt es, ihr Vertrauen zu gewinnen. Als er Junta jedoch in die Kristallgrotte folgt, verrät er den Dorfbewohnern den Weg und wendet sich von Junta ab. Das Dorf und auch Virgo gelangen zu Reichtum, als sie beginnen, die Kristalle abzubauen und zu verkaufen. Als Junta jedoch herausfindet, dass der Berg seiner Schätze beraubt wurde, stürzt sie in den Tod. Ihr lebloser Körper wird kurz darauf von Virgo gefunden.

So einfach die Geschichte des Films erzählt ist, so aktuell bleibt er doch noch 88 Jahre nach seiner Uraufführung. Das liegt, neben Riefenstahls zeitloser Ästethik, vor allem auch daran, dass seine Metaphern schlicht und leicht zu dechiffrieren sind. Junta, das Bauernmädchen, das im Einklang mit der Natur und glücklich im Einklang mit derselben lebt, unberührt von der Meinung der Mehrheit (verkörpert durch die Dorfbewohner) – und deshalb ausgeschlossen aus deren Gemeinschaft. Virgo kann leicht als Kapitalist gelesen werden, dem jedes Mittel (Lug und Betrug) recht ist, um den finanziellen Besitz anzuhäufen. Der Raub an der Natur zu niederen Zwecken, der Verrat an Menschen, die ihm vertrauen, ja selbst deren Tod nimmt er in Kauf, um sein Ziel zu erreichen.

Das Ende des Films lässt offen, ob er sein Verhalten bedauert oder nicht, blendet stattdessen über auf Natur und Berge und schließt wohl eher mit einer spirituellen Erhöhung und Einswerden mit der Natur Juntas ab.

Das ganze filmische Märchen kommt, wie von Riefenstahl gewohnt, in wunderschönen, fast meditativen Bildern daher. An Dialogen wurde bewusst gespart, auch, weil hier die Macht der Bilder dem gesprochenen Wort eindeutig überlegen ist und die Darsteller auch gänzlich ohne Worte ausgekommen wären, um ihre Geschichte zu erzählen.

Die 86 Minuten des blauen Lichts sind nach wie vor beste Unterhaltung und unbestreitbar ein Film, den zu schauen und über dessen Botschaft nachzudenken lohnt.

1 Kommentar

  • Hallo Kameraden,
    unvergessen und immer wiederendeckt! Schön, das Frau Riefenstahl auch hier mal Erwähnung findet. Ich bin mit dem obigen Bericht völlig „Da Chor“ und kann jedem Interessierten die einzig Autorisierte Dokumentation“ Leni Riefenstahl- Die Macht der Bilder“, preisgekrönte Dokumentation von
    1993 empfehlen.
    Hier äussert sich Frau Riefenstahl (fast) unzensiert und stellt sich den/m,Systemtreuen Reportern auf beeindruckende Weise!
    International längst annerkannte Werke wie Die Macht der Bilder oder Das Fest der Völker zeigen deutlich wie professionell damals als „Frau“
    mit Licht und Ton gearbeitet werden konnte.
    Natürlich wird und wurde ihr immer eine „Vereinahmung, Nähe zum Nationalsozialismus“ vorgeworfen.
    In der Dokumentation wird in meinen Augen klar worum es Frau Riefenstahl wirklich ging.

    Zumal wenn Frau Riefenstahl schon einen gewissen Hr. Göbbels ablitzen lässt, lässt sich doch erahnen, das diese Frau in der deutschen Filmwelt
    kein Bein mehr auf den Boden bekommen hätte!!

    Danke für die Erwähnung in diesem Forum.

    Für mich eine der wichtigsten und Ästhetisch schönsten Filmschaffenden des vergangenen Jahrhunderts.

    Unvergessen und in tiefer Verehrung

    EST66 06.01.2021
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