Auch in der Ostmark wurde in Wien und Wiener Neustadt den Opfern des Bombenterrors gedacht, die Bombendenkmäler in den beiden Städten besucht und Kerzen niedergelegt.
Am Wiener Zentralfriedhof befindet sich, eher versteckt, ein Mahnmal für die Opfer des Bombenkriegs 1944/1945 in Form eines Monoliths aus oberösterreichischem Granit , der 1982 von der städtischen Steinmetzwerkstätte nach Entwürfen des Steinmetzmeisters Leopold Grausam geschaffen wurde. Dieser Monolith kennzeichnet jene Ruhestätte, an der rund 400 Opfer des Bombenkriegs ruhen. Die Gesamtzahl der Opfer betrug 9.468 (davon 1103 Ortsfremde).
In Wiener Neustadt befinden sich zwei Denkmäler für die Bombenopfer: Am Hauptplatz befindet sich unter einem Laubenbogen die „Bombengedenksäule“ zur Erinnerung an die Zehntausenden Opfer durch die alliierten Bombenangriffe, die 1946 vom damaligen Bürgermeister Rudolf Wehrl errichtet lassen wurde. Das Eisengitter und der Sockel stammen von zerstörten Gebäuden der Stadt und schaffen eine besondere Verbindung zwischen den Einwirkungen des Krieges und dieser Säule. Die neben der Säule angebrachte Gedenktafel informiert folgendermaßen:
„Diese Bombensäule ist ein Erinnerungszeichen an die 52.000 Bomben, die Wiener Neustadt zu einem Trümmerfeld machten.
Aufgestellt anläßlich der 750 Jahr Feier am 22.9.1946.“
Das zweite Bombendenkmal ist die sogenannte Dänkl-Kapelle. Diese 1738 errichtete Kapelle ist benannt nach den Stiftern, dem Geschäftsmann Friedrich Dänkl und Maria Theresia von Zollern, geb. Dänkl. Seit 1963 ist sie Gedenkstätte für die zivilen Bombenopfer des Zweiten Weltkriegs.
Schwerste Angriffe auf die Ostmark im Februar und März 1945
Der Luftkrieg gegen die Ostmark wurde von den US-amerikanischen Terrorfliegern der USAAF mit einem Angriff am 13. August 1943 auf Wiener Neustadt begonnen, nachdem die Allierten nach der Kapitulation des Deutschen Afrikakorps und der Verbündeten von Tunesien, Libyen und Italien aus entsprechende Angriffsmöglichkeiten hatten. Bis 1945 bombardierte die US-Airforce mit der britischen RAF von Italien aus die Ostmark. Die schwersten Luftangriffe fanden im Februar und März 1945 statt.
Zwischen 1943 und 1945 wurden während des alliierten Bombenterrors über der Ostmark 120.000 Tonnen Bomben (neben Sprengbomben auch Stabbrandbomben, Zeitzünder und Kanister) abgeworfen und rund 35.000 Menschen getötet sowie ca. 57.000 verwundet. 12.000 Gebäude und andere Bauwerke wurden zerstört.
Wien wurde vom 12.04.1944 bis 23.03.1945 bombardiert; am 05.11.1944 erfolgten sehr schwerere Terrorangriffe mit Spreng- und Stabbrandbomben, Zeitzündern und Kanistern. Getroffen wurden insbesondere Wohngebiete in den Döblinger Bezirksteilen Heiligenstadt und Hohe Warte und im Währinger Cottage-Viertel. Glücklicherweise konnte sich in Wien kein verheerender Feuersturm wie in Dresden entwickeln. Am 07.02.1945 erfolgte ein weiterer Großangriff auf Wien und am 15. Februar 1945 bombardierte die 15. Air Force Bahnanlagen in Wien und in ganz Niederösterreich von Gloggnitz bis Zwettl. Ein Teil der Begleitjäger griff Züge und Bahnanlagen entlang der Strecken im Tiefflug an und mehr als 100 amerikanische Bomber waren für den Angriff auf Wiener Neustadt vorgesehen.
12. März 1945 – Der schwerste Angriff auf Wien
Geplantes Ziel war die Ölraffinerie in Floridsdorf, die von Norden her angeflogen werden sollte. 747 Bomber, begleitet von 229 Jagdflugzeugen, bombardierten 1½ Stunden lang die Stadt. Die Ölraffinerie, das eigentliche Ziel, bekam aber keinen schwerwiegenden Treffer ab. Getroffen wurde hingegen vor allem das Zentrum der Stadt:
Die Staatsoper und das Burgtheater brannten aus, der Heinrichshof, die Albertina und der Messepalast wurden schwer beschädigt. Der Philipphof, in dessen als besonders sicher geltendem Luftschutzkeller mehr als 200 Menschen vor den Bomben Zuflucht gesucht hatten, stürzte komplett in sich zusammen und begrub alle Menschen, die in dem Luftschutzkeller dieses Gebäudes Schutz gesucht hatten, welche dadurch ihr Leben verloren. Die Luftangriffe auf Wiener Neustadt fügten der Stadt zwischen 1943 und 1945 derart schwere Schäden zu, dass sie neben Tokio, Hiroshima, Nagasaki, Dresden, Düren, Paderborn und Coventry zu jenen Städten gehörte, welche die größten Zerstörungen im Luftkrieg während des Zweiten Weltkrieges hinnehmen mussten.
Die Bedeutung von Wiener Neustadt als Luftziel begründete sich einerseits durch Industrieanlagen, die in der deutschen Luftrüstung eine wichtige Rolle spielten, und andererseits durch die Funktion als größter Feldflughafen der deutschen Luftwaffe. Neben den Wiener Neustädter Flugzeugwerken waren auch die Raxwerke ein weiterer wichtiger Industriebetrieb in der Stadt. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde der Wiener Neustädter Luftpark, der sich aus den Fliegerhorsten Wiener Neustadt West und Wiener Neustadt Ost, dem früheren Industrieflugplatz der Wiener Neustädter Flugzeugwerke, sowie einer Luftwerft zusammensetzte, ebenfalls zu einem strategischen Ziel der Bombardierungen.
Weiter war Wiener Neustadt auch als sogenanntes Sekundärziel Opfer von Bombardierungen, wenn die jeweiligen Primärziele (z.B. Bruck an der Mur) nicht angegriffen werden konnten.
Zu Kriegsende wiesen von insgesamt 4178 Objekten nur ganze 18 Objekte keinerlei Schäden auf.
Interessante Statistiken:
- Die meist zerstörte Stadt Österreichs
war mit 88% Gebäudeschäden Wiener Neustadt – 40% (1707) der Gebäude waren total zerstört, weitere 48% beschädigt. Villach mit 85% und Klagenfurt mit 69% folgen auf den Plätzen 2 und 3. - Die meisten Luftangriffe
musste mit 56 Graz über sich ergehen lassen, gefolgt von 52 in Wien und 48 in Klagenfurt, 37 in Villach und 29 in Wiener Neustadt. - Die meisten Bomben fielen
auf Wien (vmtl. über 100.000) gefolgt von Wiener Neustadt (ca. 55.000) und Villach (ca. 42.500). Insgesamt wurden in Österreich vom 13.August 1943 bis zum Kriegsende rund 120.000 Tonnen Spreng- und Brandbomben abgeworfen.
Stabbrandbomben waren die Hauptwaffe der RAF, deren Ziel es war, Städte bzw deren brennbare Teile aus der Luft durch Feuer zu zerstören. Sprengbomben kamen dabei nur zu Hilfszwecken zum Einsatz, zum einen in Form sogenannter «Blockbuster» (oder «cookies»), 4000-Pfund Luftminen, deren Funktion es war, durch die Explosiondruckwelle Dächer abzudecken und Schreiben einzudrücken. Dadurch sollte es den folgenden Brandbomben ermöglicht werden, ins innere der Häuser zu gelangen und es sollte sichergestellt werden, daß genügend Luftzug für einen starken Brand vorhanden sein würde. Sprengbomben mit Zeitzündern wurden abgeworfen, um den Einsatz der Feuerwehr zu behindern bzw unmöglich zu machen.
Passenderweise zählt die Brandbombardierung von Städten seit Ende des zweiten Weltkriegs zu den Kriegsverbrechen.
In den verschütteten Kellern des Philipphofs liegen heute noch immer die nicht geborgenen Opfer der Terrorangriffe begraben. Die rote Stadtregierung ließ über den Toten wie zum Hohn ein „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“, des kommunistischen After-Künstlers Alfred Hrdlicka, errichten. Ein Hinweis, daß unter den Füßen der dort herumstreifenden Touristen Bombentote liegen, sucht man vergebens.