Stimmen der Kurve: Im Gespräch mit „Lauta Army“ aus Bulgarien

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Diesmal blicken wir nach Süd- bzw. Osteuropa und führen das Gespräch mit Peter aus Plovdiv von der „Lauta Army“ in Bulgarien.

Der III. Weg: Kannst Du zunächst einmal Dich und Deine Gruppe vorstellen?

Peter: Mein Name ist Peter. Ich komme aus der Stadt Plovdiv in Bulgarien und bin 36 Jahre alt. Ich bin ein großer Fußballfan und gehe ins Stadion, seit ich drei bin. Meine Gruppe heißt „Gott mit uns“ und wir unterstützen „Lokomotiv Plovdiv“. Wir sind radikal rechte Hooligans. Die Hauptakteure unserer Gruppe sind alte Schulfreunde, die schon in den 90er und 2000er Jahren aktiv waren. Zusammen mit zwei anderen rechten Gruppen aus Plovdiv – den „üblichen Verdächtigen“ (ZUS) und den „Napoletani Ultras Plovdiv“ (NUP) bilden wir gemeinsam die starke Organisation „Lauta Army“.
Zusammenfassend kann man sagen, dass diese drei Gruppen schon vor vielen Jahren gegründet wurden und sich am Hooliganismus der 1980er und 1990er Jahre orientieren, wie er in England, Deutschland und Italien geprägt wurde. Über die Jahre haben sich die Führer unserer Gruppen als bekannte und respektierte Personen der bulgarischen Hooligan-Szene etabliert.

Der III. Weg: Wie sieht die bulgarische Fußballszene im allgemeinen und besonders im politischen Bereich aus? Gehen zum Beispiel viele junge Leute in die Stadien oder sind die Fans eher eine Minderheit? Wie stark ist die Ultra- und Hooligan-Kultur in Bulgarien? Sind die meisten Ultras und Hooligans nationalistisch eingestellt oder gibt es auch unpolitische oder gar linke Gruppen?

Peter: Die Situation ist die, dass reiche Oligarchen verstärkt in den Fußball investieren und dass nahezu jede Mannschaft in Bulgarien von der aktuellen Politik und der Regierung beeinflusst wird. Es ist heutzutage schwierig geworden, aufrechte Menschen zu finden, die nicht nur wegen der Mode, des Geldes oder der Frauen ins Stadion gehen. Die meisten Jugendlichen sind auf die Präsenz in den sozialen Medien fixiert.
Ultras und Hooligans sind in Bulgarien nicht besonders weit verbreitet. Ich denke, wir stehen im Vergleich mit vielen europäischen Szenen eher am unteren Rand der Skala. Wie bereits erwähnt, den meisten geht es mehr um Photos und Nachrichten im Internet, als um tatsächliche Aktion. Es ist schwierig, die wahren Werte und Ideen zu verteidigen!
Bezüglich der Ultras: Ja, die meisten Ultras und Hooligans in Bulgarien sind nationalistisch eingestellt, aber es gibt einige Ausnahmen: Eine der größten Fangruppen unseres stärksten Rivalen Botev ist stark links gerichtet und benutzt u.a. eine Fahne mit anarchistischen Symbolen.

Der III. Weg: Wie ist die Situation bei deinem Verein und innerhalb deiner Gruppe?

Peter: Mein Verein „Lokomotiv“ hat die letzte Zeit gut da gestanden: Die letzten beiden Jahre haben wir zweimal den Pokal der bulgarischen Liga gewonnen und das gegen unsere größten Rivalen Botev und CSKA. Letztes Jahr haben wir zusätzlich den Supercup gewonnen und aktuell stehen wir auf dem zweiten Tabellenplatz.
Meine Gruppe will sich weiterentwickeln. Wir haben eine Menge junger Leute, die unsere Ideen vertreten. An dieser Stelle kann ich sagen, dass wir großartigen Nachwuchs haben. Das Gute ist, dass wir während der letzten Jahre keine Spaltung in jung und alt hatten. Wir respektieren uns alle gegenseitig und jeder der „Lauta Army“ ist bereit, für die Person neben ihm einzustehen.

Der III. Weg: Wie ist euer Verhältnis und eure Sicht auf andere europäische Fußballgruppen?

Peter: Den ersten ernsthaften Kontakt hatten wir im Jahr 2005 mit unseren guten Freunden von „Curva A“ und unsere offizielle Freundschaft besteht seit 2006. Sie sind zwar unpolitisch, aber wir sind nicht nur Freunde, sondern eine Familie.

Den zweiten engen Kontakt haben wir mit unseren Freunden von „Banda Tuki“ von Spartak Moskau – sehr nette Leute, hahaha.

Der III. Weg: In vielen bulgarischen Stadien werben Fans mit Bannern für den Lukov-Marsch. Kannst Du uns dazu etwas sagen?

Peter: Wie ihr vielleicht wisst, ist General Lukov ein bulgarischer Held, ermordet von Kommunisten, und seitdem versucht man, ihn tot zu schweigen. Das Ziel ist die Manipulation der Geschichte. Aber sein Werk und sein Einsatz für das Vaterland bleiben das Vorbild für Generationen von bulgarischen Nationalisten und lebt für immer!
Über all die Jahre wurde er jedoch nicht völlig vergessen und heute sind es neben anderen vor allem Fußball-Fans, die den Geist und die Erinnerung an unseren Helden aufrechterhalten.

Der III. Weg: Was bedeutet es für dich und deine Gruppe, ein Ultra oder Hooligan zu sein? Während in West-Europa viele Ultras und Hooligans kein Problem damit haben, Drogen und viel Alkohol zu konsumieren, scheint Ost-Europa mehr an der Straight-Edge-Bewegung orientiert zu sein. Wie ist in dieser Hinsicht die Situation in Bulgarien?

Peter: Ein Ultra oder Hooligan zu sein bedeutet Ehre, Mut und Pflicht – zumindest für mich und meine Freunde. Ja, auch in Bulgarien haben wir viele Gruppen, die während der Matches oder Auswärtsspiele Drogen nehmen und/oder viel trinken. Aber ich kann darüber nicht urteilen. Jeder ist selbst verantwortlich, welchen Weg er wählt und welches Beispiel er gibt.

Daher haben wir seit 10 Jahren unsere eigene Sportvereinigung. Begonnen haben wir mit Kickboxen, später haben wir uns auf das Boxen konzentriert. Wir gehören zu den besten 3 Box-Vereinigungen in Bulgarien und haben in vielen Meisterschaften Preise errungen. Wie ihr sicher wisst, stärkt Sport den Mut und die Kraft und damit den Charakter. Für uns ist das sehr wichtig und es ist, denke ich, ein gutes Beispiel für die Jugend.

Wie ich bereits sagte, ist die „Lauta Army“ rechtsgerichtet. Wir kennen und respektieren die bulgarische Geschichte und unsere Traditionen. Wir ehren unsere Helden und ihre Überzeugungen. Wir nehmen regelmäßig an patriotischen und nationalistischen Versammlungen, Konzerten und Demonstrationen teil.

Der III. Weg: Wie reagieren Polizei und Staat auf die bulgarische Fußballszene?

Peter: Die wahren Fans und Nationalisten werden von Kriminellen als kriminell verfolgt. Sie sind Verfolgungen, Durchsuchungen und Polizeigewalt ausgesetzt.
Leider gibt es auch unter uns Personen, die bereit sind, unsere Ideen zu verraten und zu verkaufen. Dagegen müssen wir kämpfen. Wir müssen die Gemeinschaften stärken, wo wir stark und frei sein können.

Der III. Weg: In Deutschland folgen viele nationale Fußball-Fans dem Motto „Fußball ist Fußball und Politik ist Politik“, während man in Ost-Europa und anderen Ländern viele nationalistische Banner in den Stadien sehen kann. Wie ist eure Sicht in Bulgarien dazu?

Peter: Wir sind Nationalisten und wir verteidigen unsere Überzeugungen. Ich halte das nicht für Politik im eigentliche Sinne, egal, ob im Stadion oder anderswo. Wir sind wer wir sind – und egal wo, wir müssen unseren Mann stehen.

Der III. Weg: In Deutschland haben wir zum Beispiel den ersten türkischen Verein von Türken aus München in der Profiliga. In Bulgarien leben, soweit wir wissen, ebenfalls viele Türken. Gibt es Vergleichbares im bulgarischen Fußball?

Peter: Bislang gab es keinen Versuch, einen solchen Verein in Bulgarien zu gründen. Sollte das geschehen, wird es ganz sicher eine Menge Probleme geben.

Der III. Weg: Habt ihr Kontakt zur nationalen Bewegung in Eurem Land? Macht Ihr nationalistische Politik im Stadion und falls ja, wie? Oder ist das privat?

Peter: Wir stehen in Kontakt mit Blood & Honour, Division Bulgaria und den Männern und Frauen, die an der Organisation aller nationalen Veranstaltungen in Bulgarien beteiligt sind. Unsere Idee muss überall verbreitet und verteidigt werden, egal wo.

Der III. Weg: Wie seht ihr die Zukunft des Fußballs und der Fankultur, wenn wir zum Beispiel nach Großbritannien schauen, wo Karten sehr teuer geworden sind und eine Fankultur im Prinzip nicht mehr möglich ist? Gibt es erste Schritte in diese Richtung auch in Bulgarien?

Peter: Das Problem ist die um sich greifende Konsumgesellschaft. Die Werte gehen verloren. Ein Spieler kostet 200 Millionen Dollar…!
In der Vergangenheit waren Fußballstadien ein Symbol der Freiheit; ein Ort, wo die Fans ihre Meinung ausdrücken konnten, ohne von der Polizei oder der Politik unter Druck gesetzt zu werden. Um ehrlich zu sein, ich sehe keine große Zukunft für die Fankultur in der Welt. Aber wir dürfen nicht aufgeben und müssen an unseren Überzeugungen festhalten, koste es, was es wolle.

Der III. Weg: Was ist Dein Rat an deutsche, nationale Fußball-Fans?

Peter: Bleibt ihr selbst, respektiert einander, verkauft eure Überzeugugen nicht und bleibt stark und vereint. Dies wird euer Feuer lebendig erhalten.

Der III. Weg: Die letzten Worte gehören Dir.

Peter: Jeder, der nicht bereit ist, sein Leben für seine Sache zu geben, ist nicht wert, sein Ziel zu erreichen.
Grüße an unsere Freunde in Deutschland. Bleibt stark und vereint!

Arte-Doku über die Bulgarische Fußballszene

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