Die Wiedergeburt des Gälischen in Irland (+Video)

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Der Begriff „Mensch“ taucht als Universalwort inzwischen immer und überall auf, so als ob allein durch die Verwendung bereits alles gesagt sei. Als biologische Klassifizierung mag die Kennzeichnung taugen, für die praktische Beschreibung zwischenmenschlicher Beziehungen hingegen nicht – denn „Menschen“ gibt es höchstens als abstrakte Vorstellung. Die Vielzahl an Rassen, Völkern und Stämmen sind so verschiedenartig, dass ein Mensch in der Wirklichkeit ohne die Einbettung in seinen genetisch-kulturellen Rahmen nicht existiert.

Man kann Völker und ihre einzigartige Kultur unterdrücken und verfremden, doch solange man sie nicht vernichtet, wird sich die volkliche Eigenart immer wieder Bahn brechen.

 

 

 

Eine fast verlorene Sprache kehrt zurück

Erfreuliches in dieser Hinsicht ist aus Irland zu berichten. Einst wurde dort, wie in Schottland, als einzige Sprache Gälisch gesprochen, eine der Sprachen der Kelten. In Wales und der Bretagne hingegen benutzte man das Kymrische-Bretonische. Gälisch wird in Irland in der heute noch lebendigen Form seit dem 4. Jahrhundert gesprochen und verfügt mit der Ogham-Schrift sogar über ein eigenes Schriftsystem.

Im 19. Jahrhundert erfolgte der Niedergang des Gälischen, das weitgehend durch das Englische ersetzt wurde. Ein Faktor dabei war die von der englischen Kolonialmacht geduldete große Hungersnot von 1845 bis 1849, bei der etwa eine Million Iren starben und weitere ein bis zwei Millionen auswanderten. Zur gleichen Zeit führte die britische Regierung neue Gesetze ein, die den Irisch- durch Englischunterricht ersetzte. Die irischsprachige Bevölkerung wurde an die äußerste Westküste zurückgedrängt. Heute sind dies die sogenannten „Gaeltacht-Gemeinden“ in den Grafschaften Donegal, Galway, Kerry, Cork und Meathet, in denen Gälisch noch immer die vorherrschende Sprache ist und im alltäglichen Leben verwendet wird.

 

Sprache als Widerstand gegen fremde Unterdrückung

Nach der erkämpften Unabhängigkeit wurde Gälisch in der Verfassung anerkannt und die Verwendung der Sprache im Bildungsbereich nahm wieder zu. So wird Irisch in den Schulen gelehrt, nach Ende der Schule außerhalb der Gaeltacht-Gebiete jedoch kaum im Alltag gesprochen. Laut Irlands Nationalem Statistikamt konnten im Jahr 2016 circa 1.700.000, und damit knapp die Hälfte der Iren, Gälisch sprechen. Das war ein Rückgang um 13.000 Personen im Vergleich zu den Zahlen von 2011. Davon sagten allerdings 418.000, sie verwendeten die alte Sprache nie, 560.000 sprachen Gälisch nur in der Schule und nur 74.000 sprechen es täglich.

Doch nun zeichnet sich eine Trendwende ab. Vor allem in der Hauptstadt Dublin nimmt die Zahl an Gaelgóir (Menschen, die Gälisch sprechen) zu. Immer mehr junge Iren zeigen Interesse an ihrer Sprache, obwohl sie im Alltag im Grunde nicht mehr gebraucht wird.

Das hat vor allem ethnisch-kulturelle Gründe. „Ich denke, dass wir, besonders im Westen, viel zu homogen werden“, sagt Andrew D., der zurzeit seine Irisch-Kenntnisse auffrischt. „Eine Verbindung zur eigenen indigenen Kultur ist eine unschätzbare Sache und wenn man sie einmal hat, kann sie einem niemand mehr nehmen. Die Mittel, mit denen wir auf der Insel Irland dazu kamen, Englisch zu sprechen, waren brutale Taktiken der Kolonialisierung.“ Die Bewahrung der Sprache und Kultur ist für ihn auch ein Zeugnis des Widerstands gegen fremde Unterdrückung.

Für Imogen C. ist es vor allem der Stolz auf ihr Heimatland, die Kultur und Geschichte der Insel, der sie dazu bringt, ihre Kenntnisse aufzufrischen. „Es ist auch eine wunderschöne Sprache. Es wäre so schrecklich, sie aussterben zu lassen, wo die Menschen doch so sehr dafür gekämpft haben, das Recht zu haben, sie zu sprechen.“

 

 

 

Volk und Sprache – eine untrennbare Einheit

Das ist kein Wunder, denn all die Eigenschaften, die den konkreten Menschen ausmachen – Herkunft, Sprache, Kultur, Glaube, Schicksalsgemeinschaft – und ihn von anderen menschlichen Gemeinschaften trennen, haben sich in ihrer Gesamtheit als unverzichtbar und nur schwer zerstörbar erwiesen.

Weder gab, noch gibt es eine Weltnation, einen Weltstaat, eine Weltsprache, einen Weltglauben, wenn auch trotz aller Verschiedenheiten bei allen Menschenarten grundsätzliche Gemeinsamkeiten vorliegen mögen. Die Unterschiede überwiegen die Gemeinsamkeiten, wenn es um einen gemeinsamen politischen Willen geht.

Nationalisten in aller Welt sind sich dessen bewußt und werden durch die Wirklichkeit immer wieder bestätigt. Das Lebensrichtige, das immer gilt, wird sich früher oder später immer wieder Bahn brechen.

 

Gälische Hörprobe:

 

1 Kommentar

  • Auch wenn der irische Freiheitskampf von bolschwistischen Tendenzen geprägt war, sollte man zum einen diesbezüglich nicht die einseitige Sichtweise Ian Stuarts übernehmen, zum anderen hat nie der Multikultiwahn und die Verleugnung der eigenen Identität eingesetzt.

    Sonja 04.05.2021
  • Es lohnt sich im Allgemeinen ein Blick auf den GEIST des irischen Freiheitskampfes, egal welcher Epoche. Ein Volk, das trotz massivester Unterdrückung, die Besatzer (fast) vernichten konnte und das in einem Geist der über Generationen wirkt.

    Sonja 04.05.2021
  • Man muß wirklich sagen das der Nationalstolz der Iren tief verwurzelt und ungebrochen ist.
    Das ist ist schon allein daran zu erkennen das der Befreiungskampf um Nordirland nie richtig aufgegeben wurde und mit Sicherheit wieder voll entflammen wird!
    Wohl den nordischen Völkern!
    A.S.

    Axel Schweiß 04.05.2021
  • Wundervoll, das ist wahrhaft nordisch, Dank euch.

    Jörg 04.05.2021
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