Bedeutung der Autarkie für Europa

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Die historische Idee der Autarkie:

Die Ursprünge der Autarkie-Idee liegen bereits über 200 Jahre in der Vergangenheit unserer europäischen Geschichte. Schon im Jahre 1800 schrieb diese Idee der Philosoph Johann Gottlieb Fichte in seinem Werk „Der geschlossene Handelsstaat“ nieder.1 Ein weiterer und für das 20. Jahrhundert wichtiger Vordenker der Autarkie war der schwedische Staatslehrer Rudolf Kjellén. In seinem Werk „Der Staat als Lebensform“ wird das Wesen und Selbstverständnis der Autarkie und deren unabdingbare Notwendigkeit für einen Staat aufgeführt.2 Kjellén gilt vor allem auch als Begriffsvater der Geopolitik.3 Für das weitere Verständnis muss nun der Begriff „Autarkie“ etymologisch erklärt werden. Autarkie leitet sich von altgriechisch „autárkeia“ ab, was so viel wie „sich selbst genügend, unabhängig“ bedeutet.4

Für Kjellén stellt der Staat ein rationales Gebilde mit höherem Bewusstsein dar. Somit habe sich ein Staat im Allgemeinen mit allen Lebensfragen auseinanderzusetzen; von der Grundversorgung der Bevölkerung mit Nahrung, bis zu einem hohen kulturellen Angebot. Diese Lebensnotwendigkeiten könne und müsse ein Staat nur aus sich selbst beziehen.5 Auf diesen Kerngedanken fußt Kjelléns „Gesetz der Autarkie“. Demzufolge muss ein Staat in seinem Wesen so aufgebaut sein, dass er alles, was Autarkie verbürgt, aus seinem direkten Staatsgebiet beziehen kann.6 Als Negativbeispiel für eine nicht vorhandene Autarkie zeigt Kjellén das Vereinigte Königreich auf. Denn dieses sei aufgrund der Tatsache, dass es mit den verfügbaren Ressourcen der britischen Insel nur ein Drittel seiner Bevölkerung versorgen kann, darauf angewiesen, seine Kolonien für die eigene Versorgung auszubeuten.7

Um hier nicht genauer auf vergangene Weltreiche einzugehen, wird nun auf den heutigen und unsrigen globalabhängigen Binnenmarkt hingewiesen; Die Europäische Union (Unser europäischer Wirtschaftsraum darf zu Recht als Titanic, die bewusst Eisberge ansteuert, bezeichnet werden). Worin diese Problematik begründet liegt, wird nun aufgeführt.

Ein besonders zynisches Beispiel hierfür sind die Erdölimporte der EU. Denn 25% des importierten Erdöls stammen aus Russland. Dieser Staat, den die EU allzu gerne mit Sanktionen beglückt, steht hierbei als unser wichtigster Erdöllieferant an erster Stelle. An Dritter steht der Irak mit knapp 8,7%, an fünfter Kasachstan mit 7,7%, gleich dahinter an sechster Stelle Saudi Arabien mit 7,5% und auf dem achten Platz Libyen mit 6,5%.8 Bewusst wurden hier die in den „top ten“ stehenden Erdöllieferanten aufgeführt, welche vom Westen entweder als „Schurkenstaaten“ betitelt werden oder als besonders instabil gelten. Diese Staaten garantieren für unsere Erdölversorgung, also für die wichtigste Grundressource der Weltwirtschaft. Um eine mögliche Loslösung aus diesem Dilemma zu beleuchten, wird im weiteren Verlaufe dieses Artikels auf die Methode der Kohleverflüssigung eingegangen werden. Denn trotz wachsender Wirtschaft sinkt die europäische Primärerzeugung von energiewirtschaftlichen Brennstoffen.9

Ein anderes, sich besonders in aktueller Zeit zeigendes Beispiel für mangelnde Selbstversorgung der EU, ist die weltweite Knappheit von Computerchips. Diese sorgt dafür, dass Güter wie PCs und Laptops, Router, Drucker, Smartphones und Autos immer unbezahlbarer werden.10 Umso deutlicher wurde diese missliche Lage durch die immer weiter steigende Nachfrage an Elektronikteilen (z.B. Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes), welche durch die Corona-Krise noch verstärkt wurde (höherer Bedarf an privaten Computern aufgrund von Homeoffice oder in der Gaming/Unterhaltungsindustrie).11

Doch die Ursachen dieser Problematik liegen in der nicht vorhandenen Autarkie Europas; hier spielen externe Faktoren eine Rolle, welche unsere Wirtschaft negativ beeinflussen, was natürlich nicht sein darf. Ein Beispiel dafür ist der Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China, welcher veranlasste, dass Firmen der Volksrepublik China in Massen Chipsätze aufkauften und damit ihre Lager füllten.12 Trotzdem muss nochmal gesagt sein, dass China hierbei keine Hauptschuld trägt, sondern unser eigenes Unvorbereitetsein. Denn spontan kann auf diese hohe Nachfrage mit mangelnder Eigenproduktion nicht reagiert werden. Es wurde das Gegenteil betrieben und die Chipproduktion in den letzten Jahrzehnten immer mehr nach Asien ausgelagert.13 Um nun noch zu untermalen, wie eine autarke, sich selbst genügende Wirtschaft solche Situationen abwenden kann und muss, wird speziell auf die Eigenart der Autarkie eingegangen.

Die Autarkie als philosophische Wirtschaftsmaxime sieht sich als strenger Gegensatz zur Monokultur. Während die Monokultur für einseitiges und in jeglicher Hinsicht anhängiges Wirtschaften steht, ist die Autarkie ein Ausdruck und Ausleben wirtschaftlicher und auch kultureller Vielfalt, welche sowohl die Lebensgrundlagen, als auch die höheren Bedürfnisse einen Volkes stillt.14 Dies wird auch als „Zwang zur Selbstbesinnung“ bezeichnet.15 Um zu verstehen, dass eine geschlossene Wirtschaft keine Abgeschottete ist und somit jeglichen Außenhandel ablehnt, werden noch ein paar Grundsätze des autarken Denkens dargestellt. Ein wichtiger Punkt hierbei ist, dass Rohstoffe gegen Rohstoffe und Industriewaren gegen Industriewaren in einer Form ähnlich eines Tauschhandels transferiert werden.

Eine Voraussetzung ist, dass der Binnenmarkt durch diesen Tausch in seiner Diversität von der Weltwirtschaft profitiert.16 Das beste Beispiel von bilateraler Abhängigkeit zwischen zwei Wirtschaftsräumen sind die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Russland. Während die EU kränklich am russischen Rohstofftropf hängt (Import von Öl, Gas, Kohle und Diamanten, Gold, Eisen, Kupfer, Aluminium), ist Russland gänzlich unseren Industriewaren verfallen. Darunter vor allem Landwirtschaftsgeräte, Baufahrzeuge, Autos und irrwitzigerweise höchst relevante Industrieteile für Russlands Rohstoffwirtschaft.17 Dieses Beispiel sollte genügen, um zu verstehen, wie ein gesunder Außenhandel nicht aussehen darf und somit muss nun das Streben nach einer autarken Wirtschaft bestärkt sein.

Diese eigenschützende Haltung der Autarkie wirft natürlich die Frage auf: „Ab wann ist unter strikter Autarkie überhaupt noch ein florierender Außenhandel möglich?“ Die Antwort liegt in ihrer Schlichtheit auf der Hand; sobald ein Überschuss an Produktion und eine Überstillung des heimischen Konsums herrscht.18 Hiermit wurde das Prinzip und die Ideale der Autarkie als staatliche Lebensform in einem überschaubaren Rahmen offengelegt. Abschließend müsse es nun deutlich sein, warum dieser Weg zur Erreichung von einem freien Europa als besonders erstrebenswert gilt.

 

 

1 STOYE, Johannes: Die geschlossene deutsche Volkswirtschaft. Geopolitik-Autarkie-Vierjahresplan, Leipzig 1937. (Vgl. S.13)

2 STOYE, Johannes: Die geschlossene deutsche Volkswirtschaft. Geopolitik-Autarkie-Vierjahresplan, Leipzig 1937. (Vgl. S.8)

3 https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kjell%C3%A9n

4 https://de.wikipedia.org/wiki/Autarkie

5 STOYE, Johannes: Die geschlossene deutsche Volkswirtschaft. Geopolitik-Autarkie-Vierjahresplan, Leipzig 1937. (Vgl. S.9)

6 STOYE, Johannes: Die geschlossene deutsche Volkswirtschaft. Geopolitik-Autarkie-Vierjahresplan, Leipzig 1937. (Vgl. S.9)

7 STOYE, Johannes: Die geschlossene deutsche Volkswirtschaft. Geopolitik-Autarkie-Vierjahresplan, Leipzig 1937. (Vgl. S.9)

8 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/172674/umfrage/verteilung-der-oelimporte-der-eu-nach-herkunft/

9 https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Energy_production_and_imports/de&oldid=508559

10 https://www.chip.de/news/Weltweiter-Chipmangel-Fuer-welche-Dinge-Sie-derzeit-irrsinnig-viel-Geld-bekommen_183889072.html

11 https://science.apa.at/power-search/11866841117320273320

12 https://science.apa.at/power-search/11866841117320273320

13 https://science.apa.at/power-search/11866841117320273320

14 STOYE, Johannes: Die geschlossene deutsche Volkswirtschaft. Geopolitik-Autarkie-Vierjahresplan, Leipzig 1937. (Vgl. S.10/S.19)

15 VON OBWURZER, Herbert: Selbstversorgung (Autarkie) im Dritten Reich. Dresden 1933. (Vgl. S.34)

16 STOYE, Johannes: Die geschlossene deutsche Volkswirtschaft. Geopolitik-Autarkie-Vierjahresplan, Leipzig 1937. (Vgl. S.11)

17 https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/russland-handelsbeziehungen-export-produkte-100.html

18 STOYE, Johannes: Die geschlossene deutsche Volkswirtschaft. Geopolitik-Autarkie-Vierjahresplan, Leipzig 1937. (Vgl. S.4-5)

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