Veruntreuung von Kirchengeldern, Verschwendungssucht, staatsanwaltliche Ermittlungen wegen Falschaussagen sind nur die wenigen bekanntgewordenen Verfehlungen und Skandale der katholischen Gottesvertreter auf Erden. Dass die Kirche bei inneren Angelegenheiten zum Teil außerhalb der weltlichen Gerichtsbarkeit agieren kann, ist sogar verfassungsrechtlich gewährleistet. Auf was sich „innere Angelegenheiten“ bezieht, ist natürlich Auslegungssache. Wenn es um sexuellen Mißbrauch oder Verschwendung von Kirchengeldern geht, sollte es mit dem Selbstbestimmungsrecht der Kirche allerdings vorbei sein.
Schon 2020 sorgte ein, sagen wir mal, Vorkommnis im oben genannten Bistum für Befremdlichkeit und Irritation. Denn trotz teils schwerwiegenden Vorwürfen gegen Pfarrer Winfried Roth, wurde dieser vom derzeitigen Bischof Bätzing im Dezember 2020 zum Bezirksdekan ernannt. Die Vorwürfe fußen auf den Aussagen einer jungen Frau, die zur Ausbildung zur Pastoralreferentin 2007 im Bistum Limburg tätig war. „Bei einem Treffen mit Kollegen im Herbst 2007 ist er mir dann von hinten mit seiner Hand unters T-Shirt und hat meine Brust angefasst“, so schilderte die Betroffene das Erlebte gegenüber der Hessenschau. Trotz eindeutiger Aufforderungen, dies zu unterlassen, soll der liebeshungrige Pfaffe unbeeindruckt weitere Avancen gemacht haben: „Der Sonnenschein, für den es sich lohnt, morgens aufzustehen.“
Eine evangelische Pfarrerin, damals ebenfalls in Ausbildung, erhebt ebenfalls Vorwürfe gegen Roth. Auch wenn die damalige Gesetzeslage sexuelle Belästigung noch nicht unter Strafe stellte, wirft dies wieder einmal die Frage nach der moralischen Verpflichtung der Kirche gegenüber Mitarbeitern, insbesondere Frauen, auf. Die Ernennung Winfried Roths zum Bezirksdekan 2020 dürfte ob der Erlebnisse der jungen Frau wie ein Schlag ins Gesicht der selben gewirkt haben. Selbst der jetzige Rücktritt des scheinbar reumütigen Geistlichen war nur in Folge einer umfangreichen Berichterstattung in der Zeit-Beilage Christ & Welt erfolgt und dürfte den bis heute an Schlafstörungen und Ängsten leidenden Frauen nur ein schwacher Trost sein, den sie eher im Buch Jesaja, Kapitel 38 findet, wo zu lesen ist: ,,Herr, ich vertraue auf dich; du hast mich geprüft. Mach mich gesund und lass mich wieder genesen!“