In unseren Breitengraden unterliegt jedes Jahr einem Kreislauf aus Werden und Vergehen. In Zeiten, in denen unsere Vorfahren sich noch nicht mit moderner Technik vor Kälte und Dunkelheit schützen konnten, war es überlebensnotwendig, sich dem natürlichen Kreislauf anzupassen und Vorkehrungen zu treffen.
Schon vor mehreren tausend Jahren merkten die Menschen, dass es Wendepunkte im Sonnenlauf gibt. Es wurde beobachtet, dass es am 21. Dezember so lange dunkel ist wie an keinem anderen Tag und danach die Sonne Stück für Stück wieder länger scheint. Bis zum 21. Juni, an dem der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres ist. Jedes Jahr wiederholt sich dieser Niedergang und die Neugeburt des Lichtes.
So wie die Natur diesem Jahreslauf unterliegt, so unterliegen auch wir Menschen diesem Kreislauf. Auch wir werden geboren wie die Sonne zur Sonnenwende, haben in der Jugend unseren Frühling, im erwachsenen Alter unseren Lebenssommer, wir welken im Alter wie die Pflanzen im Herbst und wir sterben, wie die Sonne symbolisch in der Wintersonnenwende stirbt, um dann wieder erneut zu erwachen. Auch wir sterben nicht endgültig, sondern leben weiter in unseren Kindern und Nachkommen.
Hierin liegt auch unsere Verantwortung, nicht das Ende des Lebens zu sein, sondern ein Glied einer langen Kette. Wir können nur leben, weil andere vor uns ihre Pflicht erfüllt haben und ihrer Verantwortung nachgekommen sind. Die Sonnenwenden sollen uns daran erinnern, dass wir nicht losgelöst von allen Banden sind, sondern Teil der Natur und Teil eines Volkes. Auch wir stehen bereit, um unseren Platz in der Geschichte einzunehmen und unsere Pflicht zu erfüllen.