Gebrauchtwagenkäufer werden vor Volkswagen gewarnt

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Wie schön war es doch Ende des 19. Jh.s.: die anfänglich aufgrund der vermeintlich niedrigeren Qualität verhängte Bezeichnung Made in Germany für aus dem Deutschen Reich auf die britischen Inseln eingeführte Waren verliert ihre „abschreckende“ Wirkung und wird nun von Kunden als Zeichen von Durchdachtheit und Haltbarkeit geschätzt und bewusst bevorzugt gegenüber einheimischen – britischen – Waren. Nun ist das Prädikat Made in Germany nicht erst seit dem Baudebakel um den neuen Berliner Flughafen angekratzt, steter Tropfen höhlt aber bekanntermaßen den Stein.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat zusammen mit einer Kanzlei nun vor dem Kauf von Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern (damit sind auch Skoda und Seat betroffen) gewarnt, zumal die Vertragshändler einem eine Erklärung „unterjubeln“ würden, welche die altbekannte Abschalteinrichtung – jetzt Thermofenster genannt – enthielte. Dabei handelt es sich natürlich nicht um die neueste Innovation eines Fensterbauers, sondern um die in den Jahren zwischen 2000 und 2017 (und tlw. danach) gebauten Fahrzeugen verwendete (Motor)Steuerungsprogrammierung, welche die Abgasreinigung in einem spezifischen Temperaturbereich – natürlich nur zum Schutze des Motors, vermutlich bei besonders niedrigen (Außen-)Temperaturen um die – 15°C und bei besonders hohen um die 40°C – abschaltet. Dies erinnert doch zwangsläufig an die Empfehlung, mit Akku betriebene Elektrogeräte nur bis 80% aufzuladen, um den Akku zu schonen.

Aber damit noch nicht genug: das Schreiben erläutert, dass das Fahrzeug in Zukunft zurückgerufen werden könnte und dies „Auswirkungen auf den Wiederverkaufswert der Fahrzeuge“ haben könnte – die Rechtsanwaltskanzlei sieht darin eine „beispiellose Aktion, künftigen Kunden einen milliardenschweren Rechteverzicht unterzujubeln“. Dazu stellt die Kanzlei heraus, dass der Konzern die Aufarbeitung des Abgasskandals zu verhindern suche – lieber solle man doch nur schön auf die „Pridebeflaggung“ schauen, mag der ein oder andere da entgegnen.

Als Nationalrevolutionär sieht man teilweise nur mit Fassungslosigkeit zu, wie die begehrlichen Erzeugnisse eigener Hände Arbeit sabotiert werden. Sicher hat man selbst oder in der Verwandtschaft jemanden, der entweder bei Volkswagen arbeitet oder ein Fahrzeug aus dem Konzern fährt – ist es nicht gern ein Polo oder Golf VI, wenn die Tochter oder der Sohn sein erstes Auto bekommen sollen? Als einer der größten Automobilbauer in Deutschland war die Wahl da doch einfach, wenn es eben nicht der BMW oder Mercedes sein konnte (die teilweise auch von dem Skandal betroffen sind).

Aber auch dieses Vorgehen ist nur eines von vielen, die es einem als Nationalrevolutionär schwer machen kann, ein heimisches Produkt zu wählen; natürlich werden und wurden nicht alle VW in Deutschland hergestellt, sondern z. B. nur „endmontiert“ oder wie bei Seat in Martorell gebaut. Dennoch fühlte man sich schon aufgrund des Namens – dem Wagen fürs Volk – angesprochen. Bereits zuvor versuchte man bei VW jedoch schon, Mitarbeiter oder Parteien (hier: AfD), welche nicht für „Chancengleichheit und Toleranz“ stünden, vom Erwerb eines VWs abzuhalten und sich so bunt und divers wie möglich umzulackieren.

Vielleicht ist es eher an der Zeit, dass sich der Volkswagen-Konzern auf seine vermeintlichen Kompetenzen – die Entwicklung und den Bau von Fahrzeugen – besinnt, anstatt nur Geld in seine Auftritte in den sozialen Medien zu investieren.

1 Kommentar

  • Der letzte Versuch der „Nobelmarke“ VW bez. eines Massenautos war der „FOX“, welcher damals auf Antwort auf den supergünstigen Dacia Logan auf den Markt geworfen wurde. Dieses KFZ war unter 9000 Euro erhältlich und wäre ein würdiger Nachfolger des Käfers geworden, hätte man ihn weiter entwickelt und nicht nach der ersten Baureihe eingestampft.

    Frontline Siegen 08.07.2023
  • Ich warte schon ewig auf dem Tag, an dem Volkswagen endlich (wieder) einen Volkswagen baut.

    VoSo 06.07.2023
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