Nachgereicht: Gedicht zum Reutlinger Mutscheltag

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Volkwart´s Kunde
– Die Mutschel –

Im schwäbischen gibt es eine Tradition,
der Eine oder And´re kennt sie schon,
zum Hochneujahr ist Mutscheltag,
auf dem das Ende der Rauhnächte lag.

Traditionell feiert man ihn um den 6. Januar,
an einem Donnerstag in jedem Jahr,
sitzt zusammen und spielt Würfelspiele,
verzehrt dabei eine Mutschel oder viele.

Bei der Mutschel handelt es sich um ein Hefegebäck,
es stammt aus Reutlingen am Stuttgarter Eck.
Erfunden hat sie wohl im 14. Jahrhundert,
Albrecht Mutschler, der als Bäckermeister bewundert.

Geformt ist sie als acht-zackiger Stern,
doch „gewöhnlich“ liegt hier fern,
denn in der Mitte sich ein Buckel erhebt,
um den ein geflochtener Kranze klebt.

Das Ganze hat natürlich symbolischen Charakter,
auch wenn die genaue Entstehung ist vertrackter,
so steckt hier die Liebe im Detail,
in ortsverliebter Heimatliebelei.

Der Buckel in der Mitte soll für die Achalm steh´n,
den wir als Reutlinger Hausberg seh´n.
Einer Sage nach umschlingt den Berg eine goldene Kette,
die ihn vor Blitz, Hagel und Unheil rette,
genau diese Kette verehrt der geflochtene Kranz,
welcher umarmt den Mutschelbuckel ganz.

Die Acht Zacken könnten die angrenzenden Gemeinden sein,
die um die Nähe der Achalm frei´n,
oder könnten für die Acht Handwerkszünfte stehen,
die durch den Reutlinger Alltag gehen.

Da wären z.B. der Bäcker, Metzger, Gerber oder Schmied,
aber keiner weiß er es einstmals so beschied.
Auf großen Mutscheln sind die Zacken oft verziert,
werden mit Symbolen der Zünfte fein drapiert.

Ursprünglich würfelten die Männer am Mutscheltag,
saßen lustig zusammen wie es jeder mag,
der Sieger brachte die Mutschel nach Hause,
und genoß diese mit der Familie zur Vesperpause.

Doch heute ist das eher ein Familienspaß,
mit nicht nur Alkohol im Glas,
bei dem vergnügt gewürfelt wird,
und Frohsinn durch die Lüfte schwirrt.

 

Traditionelle Würfelspiele sind zum Beispiel:

„Große und kleine Hausnummer“
„Nacket´s Luisle“
„Langer Entenschiss“
„Der Wächter bläst vom Turme“
„Einsame Filzlaus“
„Schuss ins Volle“
„Mäxle“
„Pasch“
„Kirchenfenster“

So ist das Treiben um die Mutschel stets ein lustiges,
ein friedvoll-, völkisch unvergessliches.

Drum Augen auf ! – viel hat Gewicht,
das faszinierende offenbart die Geschicht´.

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