Pünktlich zum Ferienbeginn trafen sich einige Aktivisten aus Trier, begleitet von Kameraden aus dem Saarland, im Trierer Stadtteil Ehrang, um sich von dort aus startend auf die Spuren der Genoveva zu begeben. Die ursprünglich aus Mayen stammende Genovevasage wurde von der hiesigen Bevölkerung in der Mitte des 19. Jahrhunderts übernommen und entwickelte sich zur Gründungssage des kleinen Ortes, welcher im 14. Jahrhundert sogar das Stadtrecht erhielt und erst 1969 in die Stadt Trier eingegliedert wurde.
Nachdem man sich an der evangelischen Kirche traf, welche sinnbildlich für den Beginn der Genovevasage stand, die Hochzeit zwischen Genoveva von Brabant mit dem Mayener Pfalzgrafen Siegfried, machte man sich auf den Weg von der Kirche zum alten Ortskern, während einer der ortskundigen Kameraden den saarländischen Gästen erklärte, dass Siegfried und Genoveva, der Sage nach, in der Nähe vom heutigen Ehrang auf der Jagd waren. Ehrang war damals nur eine kleine Ansiedlung von Fischern.
Als Siegfried mit seinem Gefolge in eine Fehde gezogen wurde und die Sicherheit seiner Gemahlin in die Hände seines Stadthalters Golo legte, nutzte Golo die Gunst der Stunde und versuchte sich Genoveva aufzuzwingen, was diese erfolgreich verhindern konnte. Dies führte jedoch dazu, dass Golo die Tatsachen verdrehte und Genoveva zum Tode verurteilte. Unsere Wandergruppe zog daraufhin über die Kyllbrücke zur historischen Hinrichtungsstätte, an der sie erfuhren, dass der Henker Mitleid mit Genoveva hatte und diese frei ließ, woraufhin sie aus Wut und Verzweiflung ihren Ehering in die Kyll warf und in den Kordeler Wald flüchtete.
Die Nationalrevolutionäre machten nun einen kleinen Abstecher auf den Berg „zur Kanzel“, auf dem sich im zweiten Weltkrieg eine Flakstellung befand, und blickten von dort auf den einstigen Rangier- und Umspannbahnhof, welcher Ende des 19. Jahrhunderts zur sogenannten „Kanonenbahn“ gehörte. Die „Kanonenbahn“ verband die Städte Berlin und Metz, welches zu dem Zeitpunkt deutsch war, mit einer Eisenbahnlinie. Nachdem die bis heute erhaltenen Schützengräben und Bombentrichter begutachtet wurden, begab man sich zurück auf den Weg zur Genovevahöhle und erfuhr, dass eine weiße Hirschkuh Genoveva zu der Höhle geführt und diese mit ihrer Milch versorgt haben soll.
An der Höhle angekommen, zeigte sich den Aktivisten eine beeindruckende Felskonstruktion, die nachweislich seit der Altsteinzeit bewohnt wurde und sogar mit Balkenkonstruktionen zu mehreren Stockwerken innerhalb der Höhle ausgebaut wurde. Unzählige Balkenlöcher zeugen noch heute von den keltischen Baumeistern. Historisch betrachtet verlor die Höhle ihre Bedeutung mit der Errichtung der nahegelegenen Fliehburg, womit die verteidigungsstrategische Nutzlosigkeit der Höhle einherging.
Laut der Sage soll Genoveva acht Jahre in der Höhle gelebt haben, bis die weiße Hirschkuh auch Siegfried, der wieder in den Wäldern jagte, zu der Höhle führte und dieser feststellen musste, dass seine Frau noch lebte und in Begleitung eines fast 8 jährigen Kindes war, seines Sohnes. Genoveva war zu dem Zeitpunkt ihrer Flucht nämlich schwanger. Siegfried vergab ihr augenblicklich und nahm sie und ihr Kind mit zurück in das kleine Fischerdorf, wo er Golo für dessen Verbrechen hinrichten ließ und ein Festmahl veranstalten wollte.
Da Siegfried durch das Treffen auf seine Familie allerdings kein Wild erlegen konnte, beschloss man, den größten Fisch des letzten Fanges zu braten. Als der Koch den Fisch ausweidete, fand er Genovevas Ehering, der vom Fisch verschluckt wurde und gab diesen an Genoveva zurück. Siegfried war sich sicher, dass dies eine göttliche Fügung war und beschloss daraufhin, Ehrang zu einer befestigten Stadt mit Mauern ausbauen zu lassen.
Als sich die Wandergruppe auf den Rückweg machte, passierte man noch das Vereinsheim der „Schützenbruderschaft St. Sebastianus“, welche 1480 gegründet wurde und somit einer der ältesten Vereine der Region ist. An den Autos angekommen wurde die Wanderung beendet und ein jeder trat den Heimweg an. Die Teilnehmer waren allesamt hellauf begeistert von dem Konzept der Erlebniswanderung; weitere Pendants zur Genovevawanderung werden zeitnah folgen.