Stalin-Kult in Russland: Machthaber lassen Gulag-Museum schließen

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Die russischen Behörden haben die Schließung des Gulag-Museums in Moskau angeordnet. Das Gulag-Museum war der einzige offiziell genehmigte Ort in der Russischen Föderation, an dem an die Verbrechen des Stalinismus erinnert wurde. Die Maßnahme ist im Kontext einer zunehmenden Glorifizierung des kommunistischen Massenmörders im putinistischen Russland zu sehen. So wurde eine antistalinistische Gedenkorganisation verboten, Schulbücher werden umgeschrieben, neue Stalin-Denkmäler werden aufgestellt. Josef Stalin soll unter Putin als „effektiver Manager“ gesehen werden, der den „Großen Sieg“ gebracht habe.

 

Angeblich „Brandschutz“: Gulag-Museum geschlossen

„Bei einer Inspektion des Museums durch Spezialisten wurden Verstöße gegen den Brandschutz festgestellt“, heißt es auf der Weltnetzseite des Gulag-Museums in Moskau. Von einem Tag auf den anderen wurde das Museum auf behördliche Anweisung hin geschlossen. Kaum jemand will der offiziellen Erklärung der Behörden Glauben schenken. Das Gedenken an den Stalinismus wird in Russland sukzessive liquidiert. Still und heimlich sollen die Opfer des Kommunismus aus dem Gedächtnis des russischen Volkes gelöscht werden.

Die Gulags waren sowjetische Konzentrationslager. Hier wurden Oppositionelle inhaftiert, Geistliche, Bauern und Gutsbesitzer, Intellektuelle und sogenannte „Klassenfeinde“, Abweichler aus den eigenen Reihen, aber auch vollkommen willkürlich verhaftete Russen. Millionen Menschen hungerten, froren, litten und starben unter der stalinistischen Schreckensherrschaft. 2001 eröffneten ehemalige Gulag-Häftlinge das Museum, um an die Verbrechen der Kommunisten zu erinnern. Vor nicht einmal zehn Jahren ist das Museum in sein jetziges Quartier im Moskauer Norden gezogen. In einem vierstöckigen Backsteingebäude ist die Ausstellung seitdem beheimatet. Vor dem Haus befindet sich ein Park, hier haben Nachkommen von Gulag-Insassen Lärchen, Birken und Sibirische Zedern gepflanzt. Die Bäume kommen aus all den Orten, in denen Gulags standen, so aus der Kolyma, aus Nordrussland, Sibirien und dem Kaukasus.

Der Park könnte etwas mit den wahren Ursachen der Schließung des Museums zu tun haben. Erst am 30. Oktober hatte hier eine Veranstaltung stattgefunden, bei der an die Opfer politischer Repression erinnert wurde. Schon lange war der Gedenkort den Machthabern ein Dorn im Auge gewesen. Schon vor Jahren hatte der ehemalige KGB-Agent Wladimir Putin dem Museums-Leiter Romanow gegenüber angemerkt, dass die Öffnung der Archive ein „zu hohes Risiko“ sei, denn „nicht alle Verwandten werden es angenehm finden, etwas über ihre Vorfahren zu erfahren“. Dass das Museum nicht schon eher geschlossen wurde, dürfte damit zusammenhängen, dass man hier zwar die Verbrechen schonungslos offenlegt, aber keine klaren Schuldigen benennt.

Viel eher mussten hingegen Organisationen weichen, die ein kritisches Bild über den sowjetischen Despoten Josef Stalin zeichnen. So wurde „Memorial“, eine Menschenrechtsorganisation, die anti-stalinistische Gedenkarbeit betrieb, kurzerhand verboten. Im neobolschewistischen Regime des moskowitischen Blutzaren ist man offensichtlich bemüht, den Stalinismus reinzuwaschen. Es verwundert daher nicht, dass im ganzen Land immer mehr Stalin-Büsten und -Denkmäler neu aufgestellt werden. Aus den Schulbüchern werden unterdessen die Verbrechen von Stalin und seinen kommunistischen Gefolgsleuten gestrichen. Stattdessen wird Stalins vermeintlicher Beitrag zur Industrialisierung Russlands oder der Sieg über das nationalsozialistische Deutschland unter seiner Führung glorifiziert, welcher den Machthabern im Kreml heute als historisches Narrativ zur Rechtfertigung des erneuten Angriffskrieges gegen die angeblich „nazistische“ Ukraine dient.

Das Sowjetrussland Josef Stalins hat Finnland angegriffen, Bessarabien geraubt und weite Teile Osteuropas und Deutschlands besetzt. Wenngleich das Russland Wladimir Putins das Wirtschaftssystem der Sowjetunion nicht übernommen hat, gibt es jedoch im Hinblick auf den geopolitischen Imperialismus Parallelen. Ein Russland, das positive Anklänge am Stalinismus finden will, kann kein Verbündeter Europas sein. Auch am antiwestlichen Geschichtsbild Russlands lässt sich aufzeigen, welche unüberbrückbaren Gegensätze zwischen der Russischen Föderation und Europa heute klaffen. Die Wehrhaftmachung Europas und die Unterstützung des Widerstandes gegen den hereinbrechenden Neo-Bolschewismus an der ukrainischen Front bleiben aus der Sicht eines authentischen Nationalismus eine politische Notwendigkeit!

1 Kommentar

  • Wieso die Geschichtsbücher neu schreiben?
    Ein Verlag braucht die alten Bücher ja nur einscannen und ausdrucken.
    Ist wie bei Archiv.org 😉

    Der Archivar 30.11.2024

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