Eine der schillerndsten Figuren im NSU-Phantom-Komplex ist zweifelsohne der Rudolstädter Tino Brandt, der jahrelang skrupellos für den Thüringer Verfassungsschutz Nationalisten für erhebliche Summen ans Messer lieferte. Der VS-Agent war einer der Mitbegründer des Thüringer Heimatschutzes (THS), also genau jener Struktur, in der auch die maßgeblichen heute „NSU-Phantom-Verdächtigen“ ihre ersten national-politischen Erfahrungen sammelten. Von 1994 bis 2001 war Brandt für das schmutzige Erfurter Landesamt für Verfassungsschutz aktiv und soll dafür mehr als 200.000 D-Mark alleine in Barmittel erhalten haben. Neben der Kriminalisierung der nationalen Bewegung bestand seine Aufgabe im Namen des Staates unter anderem auch darin, Gelder und gefälschte Pässe für das später untergetauchte Trio zu beschaffen, das man nun als NSU-Phantom von Seiten des Systems der Öffentlichkeit präsentiert.
Als Zeuge mußte Brandt im laufenden NSU-Phantom-Verfahren vor dem Münchener Oberlandesgericht (OLG) bisher nicht aussagen, obwohl er schon zweimal vorgeladen wurde. Doch bundesweite Schlagzeilen macht der langjährige VS-Spitzel Brandt, mit dem paradoxerweise auch heute noch Personen persönlichen Kontakt pflegen, die sich selbst als national verorten, weiter auch ohne vor dem Münchener Gericht zu erscheinen. So wurde 2012 gegen Brandt und Thomas Dienel – ebenfalls ein ehemaliger V-Mann des Verfassungsschutzes in Thüringen – umfassende Ermittlungen eingeleitet, weil beide mit anderen Personen verdächtigt werden, in großem Stil bei Unfallversicherungen einen Millionenbetrag ergaunert zu haben.
Nun folgte im Juni 2014 der nächste Paukenschlag. Ex-VS-Agent Brandt erhielt Mitte des Monats erneut Besuch von den Polizeibehörden und bei der neuerlichen Hausdurchsuchung in Rudolstadt ging es erneut um schwerwiegende Anschuldigungen. Dem schwulen Thüringer wird von Seiten der Gerarer Staatsanwaltschaft vorgeworfen, minderjährige Knaben und Männer an Freier vermittelt und die widerlichen Prostitutionsgeschäfte in Internet auf sozialen Netzwerken angebahnt zu haben. Der ehemalige VS-Spitzel soll auch für die Bereitstellung der Homo-Wohnungen für die männlichen Huren im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt zuständig gewesen sein.
Gegen den Ex-V-Mann Brandt wurden nach offiziellen Meldungen bisher mindestens 27 Ermittlungsverfahren geführt, die jedoch noch nie zu einer rechtskräftigen Verurteilung führten, da der Verfassungsschutz die Hand über seinen Schützling hielt. Ob der Verräter nationaler Strukturen, der jetzt auch mehrerer schwerstkrimineller Taten verdächtig wird, bei den anhängigen Strafverfahren sich immer noch der staatlichen Schützenhilfe gewiss sein kann, bleibt mit einer gewissen Spannung abzuwarten.