Nationalisten zu Gast in Schottland

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Wenige Tage vor der großen Abstimmung zur schottischen Unabhängigkeit besuchten Freunde des „lll. Wegs“ aus dem Hermannsland das Land der Lochs, der Highlands und der Bagpipes. Während den Besuchern eines großartigen Landes die wechselvolle Geschichte Schottlands anhand zahlreicher historisch bedeutender Orte und großer schottischer Persönlichkeiten wie beispielsweise Robert the Bruce, William Wallis und Rob Roy bewusst wird, schreibt das schottische Volk am 18. September 2014 selbst Geschichte. Man darf auch auf dem Kontinent gespannt sein, ob der Union Jack nach diesem Datum noch das weiße Andreaskreuz auf blauem Grund beinhalten wird.

In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut YouGov wollen 47 Prozent der Schotten für die Abspaltung von Großbritannien stimmen. Vor einem Monat waren es gerademal 41 Prozent.



Propaganda schottischer Unabhängigkeitsbefürworter

 

Schottlands Geschichte im Überblick

 

Zeittafel

Ereignis

Um 6.000 v.Chr.

Funde von Muschelschalenhaufen und Steinwerkzeugen aus dieser Zeit weisen auf die Anwesenheit von Sammlern und Jägern an den Küsten Schottlands hin.

Ab 4.000 v.Chr.

Erste Anzeichen von Seßhaftigkeit (Pfahlbauten). Am Übergang zur Bronzezeit (2.200 v.Chr. bis 800 v.Chr.) kommen Steinhügelgräber und Steinkreise auf.

Etwa 3.900 bis 2.500 v.Chr.

Auf den Orkney-Inseln entstehen Steinzeitkulturen. Die ältesten Fundstellen sind auf der nördlichen, kleinen Insel Papa Westray. Spätere und größere Fundstellen findet man auf Mainland.

Etwa 2.100 v.Chr.

Die Sturmkatastrophe von Skara Brae am Westrand der Hauptinsel der Orkney-Inseln verschüttet das Steinzeitdorf unter einer dicken Schicht aus Sand. Skara Brae ist sozusagen das "Schottische Pompei".

Um 2.000 v.Chr.

Die ersten Kammergräber auf Mainland (Orkney-Inseln). Das bekannteste Kammergrab hier ist das von Maes Howe.

Um 1.900 v.Chr.

Die Kammergräber von Midhowe Cairn (Insel Rousay, gehöhrt zu den Orkneys) und Unstan Cairn (Mainland von Orkney) entstehen sowie das Felsengrab Drawfie Stane auf der südlichen Insel Hoy (gehöhrt zu den Orkneys).

Um 1.800 v.Chr.

Bronzezeitliche Denkmäler wie der Ring of Brodgar oder die Standing Stones of Stenness entstehen auf Mainland (Orkney-Inseln).

Um 800 v.Chr.

Beginn der Einwanderung eisenzeitlicher Volksstämme aus dem mitteleuropäischen Raum beginnt.

500 v.Chr.

Beginn der Einwanderung keltischer Stämme aus Mitteleuropa, hauptsächlich über Irland. Der später von den Römern Pikten (picti = die Bemalten) genannte Stamm besiedelt den hohen Norden bzw. Nordosten.

Etwa 200 vor bis 200 n.Chr.

Die Zeit der Brochs (Steintürme ähnlich den Nuraghen auf Sardinien) auf den verschiedenen Orkney- und Shetlandinseln sowie auf den Äußeren Hebriden bricht an. Die bekanntesten Brochs sind: Dun Carloway (Lewis), Broch of Gurness, Midhowe Broch, (Orkney), Mousa Broch, Clickhimin Broch, Broch of Houlland (Shetland), Dun Telve, Dun Troddan (Highlands), Dun Beag (Skye).

55-54 n.Chr.

Cäsar unternimmt seinen ersten Landungsversuch in Britannien. Er informiert sich bei Händlern über England und setzt dann über. Jedoch ziehen sich die Römer bald wieder zurück.

43 n.Chr.

Cäsar beginnt seinen zweiten Landungsversuch. Dieser ist jetzt erfolgreich und leitet die römische Besiedelung Britanniens ein.

71-84 n.Chr.

Die Römer stoßen unter der Führung des Feldherren Agricola nach Norden vor. Er beginnt der Bau von Befestigungen zwischen Clyde und Forth.

84 n.Chr.

Die Schlacht am Mons Graupius und der Sieg der Römer über die schottischen Hochlandstämme. Der Ort der Schlacht kann heute nicht mehr genau festgelegt werden. Man vermutet den Ort im südöstlichen Schottland.

117-138

Kaiser Hadrian (geboren 24.01.76, gestorben 10.07.138). Er bereist Britannien und befiehlt den Bau des Hadrianwalls in Nordengland (zwischen dem heutigen Carlisle und Newcastle) zum Schutz vor den Stämmen im Norden. Der Hadrianswall (auch Piktenmauer genannt), war ein Wallsystem mit 17 Kastellen, 80 Toren und 320 Türmen. Die Bauzeit betrug etwa 6 Jahre (122 bis 128 n.Chr.).

142-145

Der Wall des Kaisers Antoninus (Kaiserzeit von 138 bis 161 n.Chr.) zwischen Glasgow und Edinburgh entsteht. Der Bau wurde notwendig, da es zu dieser Zeit zu zunehmenden Angriffen aus dem Norden auf den Festungsgürtel kam.

Ende des 4. Jhd.

Unter dem starken Druck der schottischen Stämme werden die Wälle und Kastelle von den Römern verlassen. In den größeren Siedlungen verbleiben Reste der christlichen Bevölkerung.

Um 500

Irische Skoten wandern ein und siedeln sich in Dalriada (Aryll) an.

563

Der irische Mönch Columba (aus Irland stammend) landet auf der Insel Iona (damals "Hy" genannt) und beginnt mit der Christianisierung des Landes.

7. Jhd.

Nach dem die Römer von den Angelsachsen aus Britannien vertrieben worden sind, entstehen vier Reiche in Schottland: Im Nordwesten das Reiche der Skoten, in Nordosten das Reich der Pikten, im Süden das Reich der Briten und im Osten das Reich der Angeln.

843

Der Skotenkönig Kenneth MacAlpine bemächtigt sich des Thrones von Scone und vereint das Land zum gemeinsamen Königreich Alba.

945

Durch das Bündnis mit den Angelsachsen wird unter Malcolm I. das Königreich der briten dem Königreich Alba einverleibt. Das so entstandene Gebiet wird seit dem 11. Jahrhundert "Scotia" (Schottland) genannt.

11. Jhd.

England wird von Normannen besiedelt. Das keltische Hochland bleibt jedoch davon nicht beeinflußt.

1150

Unter David I. wird Schottland Feudalstaat nach normannischem Vorbild. Es werden zahlreiche Abteinen gebaut.

1175

Wilhelm der Löwe erhält nach einem mißglückten Einfall in England die schottische Krone als Lehen zurück.

1209

Die Abhänigkeit Schottlands von England wird aufs Neue besiegelt.

1216

Alexander II. verbündet sich mit Frankreich, fällt in England ein und muß nach der Niederlage Heinrich III. den Lehenseid schwören.

1263

Alexander III. besiegt den norwegischen König Hakon und gewinnt für Schottland die Insel Man und die Äußeren Hebriden.

1286

Nach dem Tod von Alexander kommt es zu Thronstreitigkeiten. Edward I. von England überträgt 1292 John Baliol die schottische Krone als Lehen. Baliol sucht die Hilfe von Frankreich um die Unabhänigigkeit von England zu erreichen. Er wird von Edward I. gefangengenommen; Schottland wird nun zweimal von einem Statthalter regiert (1290-1292 und 1296-1306).

1306

Robert Bruce, ein Sohn des früheren Kronprätendenten verbindet sich mit dem schottischen Adel.

1314

Sieg der Schotten in der Schlacht von Bannockburn (23. und 24. Juni 1314) in einem vernichtenden Kampf über die Engländer.

1327

Robert Bruce zwingt England zur Anerkennung der Unabhängigkeit Schottlands.

1329

Nach Roberts Tod besteigt sein vierjähriger Sohn David II. den Thron. Baliol wird England als Gegenkönig aufgestellt. Es kommt zu jahrelangen blutigen Kriegen.

1370

Robert II., Sohn einer Tochter von Robert Bruce, wird von den schottischen Stämmen zum König gewählt. Damit kommt das Haus Stuart an die Macht. Es folgen unaufhörlich Kriege mit England.

1411

Die schottische Universität St. Andrews wird gegründet. Die schottischen Könige verlieren immer mehr Einfluß an den Hochadel.

1451

Gründung der Universität in Glasgow.

1494

Gründung des King’s College in Aberdeen.

1513

Die Schlacht von Flodden Field (9. September 1513). Mit 12.000 Gefallenen erlitten die Schotten eine vernichtende Niederlage gegen die Engländer.

1528

James V. bricht den Einfluß des mächtigen schottischen Adels. Sein Einfall in England schlägt jedoch fehl. Große Armut breitet sich während der Reformationswirren im Land aus.

1555

Der calvinistische Reformator John Knox gründet die reformierte "Church of Scotland". 1560 führt das schottische Parlament die calvinistische Reformation ein (unterstützt von Elisabeth I.).

1561

Maria Stuart, Tochter von Jakob V., kehrt als Witwe von Franz II. nach Schottland zurück. 1567 wird Lord Darnley (ihr zweiter Ehemann) ermordet. Drei Monate nach dessen Tod heiratet sie den Grafen Bothwell. Maria wird verhaftet und muß abdanken. Nachfolger wird ihr Sohn Jakob. Maria flieht nach England, wo sie von Elisabeth I. gefangengenommen wird. 19 Jahre später (am 8. Februar 1587) läßt Elisabeth I. sie hinrichten.

1582

Gründung der Universität in Edinburgh.

1593

In Aberdeen wird das Marischal College gegründet.

1603

Jakob VI. von Schottland besteigt als Jakob I. den englischen Thron. Es folgt die englisch-schottische Personalunion der Stuarts.

1642

Charles I. flieht nach Schottland und wird im Kampf gegen die englischen Truppen von den Schotten unterstützt. Nach der Niedelage wird er von den Schotten an die Engländer ausgeliefert und 1649 hingerichtet.

1650

Oliver Cromwell bringt dem schottischen Heer bei Dunbar eine vernichtende Niederlage bei.

1660-1688

Die Stuarts regieren wieder in England und der Einfluß des Katholizismus nimmt zu. Jakob II. wird abgesetzt. Ihm folgt der protestantische Wilhelm von Oranien.

1689

In der Schlacht von Killikrankie (27. Juli 1689) besiegten die Jakobiten westlicher Clans die Anhänger Williams. Sie werden jedoch bald darauf doch noch geschlagen. Ein Erlaß amnestiert alle Beteiligten, die vor der dem 1. Januar 1692 den Eid auf William schwören. Wer es nicht schafft, wird im Massaker von Glencoe (13. Februar 1692) dann erbarmungslos niedergemetzelt.

1690

Der Presbyterianismus gewinnt an Macht zurück. 1692 werden die jakobitischen, katholischen Hochlandclans unterdrückt. Im Massaker von Glencoe (13. Februar 1692) werden 38 Mitglieder der MacDonalds ermordet.

1702

Unter Königin Anna gelingt es der englischen Regierung mittels großer Bestchungen, die Mehrheit des schottischen Parlaments für eine Union mit England zu gewinnen.

1707

England und Schottland schließen sich zur Union Großbritannien mit einem gemeinsamen Parlament zusammen.

1715

Erster Jakobitenaufstand. Anhänger des Hauses Stuart versuchen vergeblich, den Sohn (Bonnie Prince Charlie) des gestürzten Jakob II. auf den britischen Thron zu heben.

1745-1746

Zweiter Jakobitenaufstand. Der Versuch des Enkels Jakobs II. Schottland für die Stuarts zurück zugewinnen, mißlingt. Die Schlacht von Culloden (16. April 1746) beendet mit über 1.000 toten Hochländern alle Ambitionen der Stuarts auf den schottischen Thron zurückzukehren. Schottland erkennt die englischen Könige an. Die schottische Clan-Verfassung wird aufgelöst.

Um 1800

Ausbau vieler Straßen im Hochland (General Wade). Beginn des Baus des "Clyde-Forth-Kanals" und des "Kaledonischen Kanals" (Thomas Telford). Viele Menschen werden aus ihren Hochlanddörfern vertrieben (Highland Clearances), um der Schafzucht Platz zu machen. Die Auswanderung nach Übersee beginnt.

1848

Die englische Königin Victoria erwirbt Schloß Balmoral als Feriensitz. Schottland wird damit akzeptabel, das Hochland zum Ferienparadies reicher Engländer. Der Tourismus nach Schottland beginnt.

1750-1850

Das kulturelle goldene Zeitalter beginnt.

1914-1918

Im Ersten Weltkrieg sendet Schottland vier Regimenter an die Front.

1920-1931

Die Weltwirtschaftskrise trifft Schottland schwerer als England. Von 1921 an wandern acht Prozent der schottischen Bevölkerung aus.

1939-1945

Im Zweiten Weltkrieg wird Schottland zum Zentrum der Kriegsindustrie Großbritanniens. Nach dem Krieg beginnt rasch eine Konsumgüterproduktion. In den Kraftwerken werden die riesigen Wasserreserven des Hochlands genutzt; sie bilden die Grundlage für neue Industriegebiete in den Lowlands.

1947

Edinburgh wird internationale Festspielstadt.

1964

Die Hängebrücke über den Firth of Forth wird für den Verkehr freigegeben. Sie gilt als modernes, technisches Wunderwerk.

1975

Die Verwaltungsreform wird durchgeführt. Die historischen Grafschaften werden durch neun Distrikte ersetzt. Beginn der Erdölförderung in der Nordsee.

1971

In der größten Demonstration der schottischen Geschichte protestieren 70.000 Menschen in Clydeside gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung.

1979

Die Einführung einer Teilautonomie in Schottland scheitert. Bei dem Referendum wird die geforderte Mehrheit nicht erreicht.

1989

Die Scottish Constitutional Convention (SCC) tritt in Edinburgh zusammen und erarbeitet detaillierte Pläne für ein schottisches Parlament.

1990

Als "Kulturhauptstadt Europas" empfängt Glasgow Besucher aus aller Welt.

1992

Die Labour Partei nimmt die Vorstellungen der SCC in ihr Wahlprogramm auf. Durch den unerwarteten Sieg der Konservativen werden die Pläne verworfen da der Premierminister John Major meint: "Durch die schottische Selbstbestimmung würde die Rolle Großbritanniens in der Welt geschwächt."

1994

John Smith, der Führer der Oppositionspartei stirbt und wird auf der Klosterinsel Iona begraben.

1996

England gibt den genau vor 700 Jahren geraubten "Stone of Scone" an Schottland zurück.

1997

In einem durch Tony Blair ermöglichtem Referendum entscheiden sich 75 Prozent der Schotten für ein eigenes Parlament in Edinburgh.

1999

Das schottische Parlament wird durch Queen Elisabeth II. feierlich eröffnet. 2000 findet hier erstmals eine Debatte in gälischer Sprache statt.

 

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