Immer kleiner ist der Bogen geworden, den die Sonne am Himmel beschreibt, immer kürzer wurden die Tage – und die Nächte immer länger.Es ist die Zeit der stillen abendlichen Dämmerstunden, in denen die Uhr nur langsam weiterzuwandern scheint und in denen wir uns auf manches besinnen können, zu dem das Hasten und Treiben des Tages keine Ruhe gibt.
Nun will das alte Jahr zu Ende gehen, und ein neues bereitet sich zögernd vor, und alles Leben gleichsam schläft in der Winternacht, so schläft nach dem alten Glauben unseres Volkes auch die Sonne in den zwölf „Stillen Nächten“ zwischen der Wintersonnwende und dem 2. Januar.
Diese „Zwölften“ sind heilige Zeit. Die Zeit „zwischen den Jahren“ ist es, in der die Sonne nach dem Jahresumlauf in einem gläsernen Berg einkehrt.Die goldschimmernden Pferde hat sie ausgespannt, die Räder ihres Wagens stehen still, bis er bald schöner und heller leuchtend von neuem aufsteigen wird.
Und wie die Räder des Sonnenwagens still stehen, so mussten früher in diesen Tagen alle Räder der Menschen in Häusern und Höfen ruhen.In den Spinnstuben musste am Weihnachtsabend abgesponnen sein, kein Spinnrad durfte sich drehen. Der Pflug stand unberührt auf dem Acker.
„Stille Zeit“ war es auch bei den Menschen. Alle Arbeit und aller Lärm des Alltags mussten schweigen, das war uraltes Gesetz! Denn man wusste um das große Ausruhen der Natur, um den tiefen totengleichen Schlaf, aus dem im Dunkel der Winternacht das junge „Leben“ geboren wird. Spüren nicht auch wir noch etwas von dieser frohen Erwartung in den Tagen „Zwischen den Jahren“, in denen nach alter Bauernregel „der Winter dem Sommer die Hände reicht“?
Wie aber auch heute noch in den Zwölften unsere Gedanken oft um unsere Toten des Vergangenen Jahres gehen, so gedachten stets die deutschen Menschen in der Ruhe-Zeit des Jahres der Ahnen. Wann wären uns wohl die Verstorbenen näher als jetzt, da das Dunkel der Tage und Nächte uns immer wieder zur Einkehr bei uns selber führt! Und wann wäre zugleich unsere Trauer leichter zu tragen als jetzt, da wir in allem ringsum dennoch neue Lebenskräfte ahnen können.
Stark und stolz wollen wir in der Wendezeit stehen und wollen daran denken, dass einst unsere Ahnen am Weihnachtsabend zum festlichen Mahl an den Tisch auch für die deckten, die schon gestorben sind. Denn sie, wie auch wir, glaubten, dass in diesen dunklen Nächten alle Ahnen mit dem Schimmelreiter, dem Odin, über die Felder zögen, um den Saaten die Keimkraft und Fruchtbarkeit zu bringen. Wenn aber der Wintersturm in den Zwölften übermächtig tobte, dann jagten mit dem Brausen der Wälder und dem Heulen des Windes die Toten mit Wodan, dem wilden Jäger, als „wilde Jagd“ über das Land. Dann prüften sie die Kräfte der Menschen und vor ihrem Toben zerbrach alles Morsche und Faule des vergangenen Jahres, um dem jungen, gesunden Leben Raum zu geben.
Vergehen und neues Werden, Sich – Erinnern an das, was war, und gläubige Vorschau auf das, was sein wird –all das bestimmt das Wesen der deutschen Weihnacht.
Weihnachten ist ein Fest der Familie. In der Vorweihnachtszeit wird das Haus geschmückt und man kann jeden Tag ein Kleinigkeit neu dazu stellen, um es für die Kinder spannender zumachen. Der Julkranz, der Julbogen, gebastelte Sterne an den Fenstern und gebackene Plätzchen, auch in Form von Runen und Tieren der germanischen Mythologie. Tannenzweige und Kerzen, Lichter an den Fenstern lassen uns das Warten auf den Weihnachtsabend verschönern.
Es gibt so viele Möglichkeiten für die Kinder diese Zeit bewusst mitzuerleben. Anstatt fernsehen am Abend lieber eine Geschichte zum Thema Weihnachten oder Tannenbäume vorlesen oder selber lesen. Backen, basteln, Geschenke für die Liebsten selbst zu basteln.Musik die durch das Haus strömt.
Es gibt so schöne "nichtchristliche" Weihnachtslieder.Wenn am Heiligen Abend alle Vorbereitungen abgeschlossen sind und der Julbaum im Licht der Kerzen erstrahlt, das Weihnachtshäuschen mit den Tieren des Waldes darunter steht, sowie die Geschenke. Wenn dann leise Musik erklingt, die Kinder Gedichte aufsagen, Lieder gesungen werden und die Weihnachtsgeschichte vom Kindlein im Berg erzählt wird, dann leuchten die Augen der Kinder und auch die vieler Erwachsener.