„Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah." dachte schon Johann Wolfgang von Goethe. Da diese Tatsache auch die Mitglieder des „III. Weg“-Stützpunktes Hermannsland einmütig bejahen konnten, beschloss man einstimmig dem Preußenmuseum der ehemalige Garnisonsstadt Minden einen Besuch abzustatten.
Wer aufmerksam durch Minden flaniert, wird viele gut erhaltene Bauwerke der ehemaligen Festungsstadt entdecken. So sind die Defensionskaserne, die alte Kommandantur, das Artelleriezeughaus, die Bahnhofsfestung, die Glacis Anlagen, das Fort B, die Heeresbäckerei, das Offiziersheim und das Proviantmagazin unübersehbare Zeugnisse preußischer Festungsbaukunst. Als Museumsgebäude dient heute die ehemalige Defensionskaserne der Festung am Simeonsplatz. Bereits der riesige ehemalige Appellplatz vor dem Museumsgebäude lässt den Betrachter einen Hauch von Preußens Glanz und Gloria erahnen.
Unter fachkundiger Führung erleben die Besucher des Museums die Geschichte des preußischen Mindens hautnah. Zahlreiche Exponate und Ausstellungsstücke, vom feinen Zwirn des adeligen Offiziers bis hin zu schweren Geschützen informieren über eine interessante Epoche. Die Schlacht bei Minden am 1. August 1759 war ein Ereignis, das die Welt verändern sollte.
Ein Historiker des Museums erläuterte den aufmerksamen Zuhörern die Details der Schlacht, die Aufmarschpläne, die Truppengattungen sowie die weitreichenden weltumspannenden Folgen des Siebenjährigen Krieges. Vor den Toren Mindens wurde Weltgeschichte geschrieben: Hier siegten britische, preußische und hannoveranische Truppen über ein französisch-sächsisches Heer. Die Großmächte Großbritannien und Frankreich waren Rivalen im Kampf um überseeische Territorien, und Preußen befand sich im Krieg gegen Maria Theresia von Österreich. Durch den Ausgang der Schlacht stieg Großbritannien zur Weltmacht auf und Nordamerika und Indien wurden britische Kolonien. Für Preußen erlosch die Bedrohung aus dem Westen.
Historische Einordnung der Schlacht bei Minden am 1. August 1759
„Die bedeutendste Schlacht des Siebenjährigen Krieges auf westfälischem Gebiet wurde vor den Toren der alten Bischofs- und Handelsstadt Minden geschlagen und rückte Stadt und Festung Minden in den Fokus der großen politischen Umwälzungen und kriegerischen Ereignisse jener Zeit.
Im Sommer 1759 stand Friedrich der Große von Preußen vor dem Abgrund: Sein Feldzug gegen Maria Theresia von Österreich und ihre Verbündeten im Kampf um Schlesien war gescheitert. Im Norden durch die Schweden und im Westen durch die französische Armee unter dem Marquis von Contades in den Würgegriff genommen, schien Friedrichs Lage aussichtslos. Die immer weiter vordringenden französischen Einheiten brachten jedoch nicht nur Preußen, sondern auch Hannover in Bedrängnis. Georg II., in Personalunion Kurfürst von Hannover und König von England, fürchtete den Einmarsch der Franzosen in sein Kurfürstentum, das damit zum willkommenen Faustpfand geworden wäre, um England zum Rückzug aus den Nordamerikanischen Gebieten zu zwingen.
Nachdem die Weser als Verteidigungslinie aufgegeben werden musste und erste französische Übergriffe auf Hannover stattgefunden hatten, berief sich Georg auf das prekäre Bündnis zwischen ihm und seinem Neffen, dem preußischen König: Er forderte, Herzog Ferdinand von Braunschweig aus dem Haus Wolfenbüttel, Schwager Friedrichs und in seinen Diensten stehend, das Oberkommando über ein Koalitionsheer zu erteilen. Die Rivalitäten Englands und Frankreichs als Kolonialmächte betrafen die territorialen Feldzüge Friedrichs nicht unmittelbar, doch jede Schwächung der Gegner Frankreich und Sachsen konnte seine eigene Position nur stärken. Hinzu kam, dass England enorme Summen an Kriegsunterstützung zu zahlen bereit war. Das Koalitionsheer bestand schließlich aus verschiedenen Einheiten aus Preußen, Großbritannien, Hannover, Hessen-Kassel, Braunschweig, Sachsen-Coburg-Gotha und Schaumburg-Lippe.
In der Schlacht bei Minden am 1. August 1759 siegte gegen alle Erwartung und Wahrscheinlichkeit das zahlenmäßig unterlegene Koalitionsheer gegen eine französische Elitearmee, die durch etwa 9000 Mann kursächsischer Truppen verstärkt wurde. Im Zentrum des Geschehens stand der bis dahin ungekannte erfolgreiche Angriff von Infanterietruppen gegen die traditionell überlegene Kavallerie. An die 10 000 Mann verloren innerhalb von vier Stunden vor Minden ihr Leben. Über die zivilen Opfer gibt es keine Angaben.
Für Frankreich bedeutete die Niederlage nicht nur eine außenpolitische sondern auch eine innere Schwächung, die 3 Jahrzehnte später in die Französische Revolution mündete. Für Preußen erlosch die Bedrohung aus dem Westen, es konnte zur europäischen Großmacht aufsteigen. Die Schlacht bei Minden ist ein sinnfälliges Beispiel dafür, dass es vor der politischen Forderung nach einem deutschen Nationalstaat nichts „Ungewöhnliches“ war, dass Soldaten deutscher Reichsterritorien gegeneinander kämpften und dass Hannoveraner und Sachsen sich gegenüberstanden – ein bisher vergessenes Kapitel deutscher Geschichte.
Bis heute wird der Jahrestag der „Rosenschlacht“ (die Sieger schmückten sich nach dem Sieg mit wild wachsenden Rosen) in Großbritannien und Kanada feierlich begangen. Das Motiv der Rose als Zeichen der Rosenschlacht wird bei einigen an der Schlacht beteiligten Regimentern in Ehre gehalten und der „Minden Day“ wird in England, Amerika und Canada gefeiert. In Deutschland ist diese Facette der Weltgeschichte weitgehend Unbekannt.“
(Quelle: www.Schlacht-bei-Minden.com)
Seit Januar 2014 ist das Museum für Einzelbesucher nicht zugänglich, da Heimatgeschichte offensichtlich für die eigentlich zuständigen staatlichen Stellen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wichtige Fördermittel und Arbeitsplätze wurden gestrichen und die Mittel anderen Zwecken zugeführt. Wir bleiben an diesen Missständen dran und wer die Chance zu einem Besuch des Museums hat, sollte sie unbedingt nutzen.
Die Aktivisten und Freunde des Stützpunkt Hermannsland sind nicht nur an diesem Abend mit dem ollen Fritze einhelliger Meinung:
"Seine Pflicht erkennen und tun, das ist die Hauptsache"