Tag des Deutschen Brotes

Home/Kultur/Tag des Deutschen Brotes

Am 5. Mai ist der „Tag des Deutschen Brotes“. Zum dritten Mal begeht der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks diesen Festtag, der „die deutsche Brotkultur“ würdigen soll. Die Frage ist allerdings, was von dieser Kultur noch übrig ist. In diesem Fall sind es nicht so sehr die „Südländer“, die uns bedrohen. Denn was sie an Brotsorten zu bieten haben, schmeckt den Deutschen nur in seltenen Fällen. Sie halten fest an den einheimischen Spezialitäten wie Graubrot, Schwarzbrot, Semmeln, Wecken oder Laugenbrezeln. Doch wie schmecken unsere Traditionsgebäcke mittlerweile, und wie werden sie hergestellt?

Wenn sich das Deutsche Bäckerhandwerk selbst feiert, wird die Tatsache verdrängt, daß das Handwerk beim Backen eine immer geringere Rolle spielt. War es früher eine Arbeit von Stunden, den Teig zu kneten, der dann noch lange im Ofen backen mußte, so ist heute eine Semmel in zehn Minuten fertig. Das geht nur, wenn der „Teigling“, wie man heute sagt, bereits vorgefertigt angeliefert wird (etwa aus Polen). In der Verkaufsstelle heißt es nur noch „aufbacken“. Damit das Ergebnis wenigstens optisch den Anforderungen des Kunden entspricht, kommen immer mehr Zusatzstoffe hinein: über 20 sind in der EU erlaubt. Das Ganze führt dazu, daß heute durch ungelerntes Personal insgesamt 300 Brotsorten und 1.200 Gebäckarten aus allen Regionen stets „frisch aus dem Ofen“ angeboten werden.

Und die Deutschen greifen zu – auch wenn vieles nur noch nach Pappe und Plastik schmeckt. Wie fast überall wird hier eine „riesige Vielfalt“ vorgegaukelt, während die Qualität ständig sinkt.

Ernährungsministerin Ilse Aigner macht sich darüber keine Sorgen. Sie will dem echten deutschen Brot lieber einen Platz im Museum verschaffen. Gemeinsam mit der UNESCO soll eine Dokumentation der regionalen Vielfalt von Brotsorten erstellt werden. Das langfristige Ziel ist der Schutz der weltweit einmaligen deutschen Brotvielfalt als immaterielles Kulturerbe.

Klingt gut, aber wichtiger ist der Kampf an der Basis. Da gibt es einzelne kleine Bäckereien, auch z.B. in Berlin, die nach altem Rezept ohne Zusatzstoffe backen und bereits als Geheimtipp gelten. Vor den unscheinbaren Läden bilden sich Schlangen wie bei einer Lebensmittelknappheit. Auch hat sich die „Hofpfisterei“ aus Bayern mit ihren zuverlässig guten und zusatzfreien Backwaren inzwischen nach Mitteldeutschland ausgedehnt. Das „deutsche Brot“ wird bestimmt überleben – auch wenn es vielen Deutschen schon fremder geworden ist als Croissant und Ciabatta.

×

Schneller und einfacher Kontakt über WhatsApp - Einfach auf den unteren Button klicken!

 

Kontakt über Threema unter der ID:
Y87HKB2B

×