Deutsche Dialekte dürfen nicht aussterben

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Das rote Buch der bedrohten Berliner Art“ betitelt die Tageszeitung „Berliner Kurier“ einen Artikel vom 28. April. Es geht darin um Dinge, die typisch für die Stadt sind und allmählich verschwinden. Da wären die Eckkneipe, die alten Lieder (wie das „Lied von der Krummen Lanke“) und vor allem die echten Berliner selbst, die noch den heimischen Dialekt sprechen. Der Vergleich mit der „roten Liste der bedrohten Tierarten“ zeigt immerhin, daß man das Problem verstanden hat. Und es sind sogar Maßnahmen genannt, um dem „Aussterben“ kultureller Traditionen zu begegnen. Allerdings beziehen sie sich nur auf Denkmäler wie etwa alte Laternen oder Inschriften. Die soll man von Staats wegen erhalten. Den nächsten Schritt, die Einwanderung zu begrenzen, fordert die Zeitung nicht. Doch nur so lassen sich geistige Werte schützen wie Lieder oder eben die Sprache.

Zwar ist die typische Berliner Sprechweise kein echter Dialekt, aber auch Bayerisch und Schwäbisch sind wie alle deutschen Dialekte auf dem Rückzug. Zu diesem Ergebnis kommt Prof. Stephan Elspaß in seinem „Atlas zur deutschen Alltagssprache“. „Selbst in bisher dialektresistenten Gebieten Bayerns und Baden-Württembergs übernimmt die jüngste Generation heute nicht mehr die Dialekte ihrer Eltern“, sagt er. In den Siebziger Jahren war das noch der Fall, obwohl in der Schule auch damals schon Hochdeutsch verlangt wurde. Die Verdrängung des Dialekts geschieht durch die Medien und durch die Zuwanderung. Stellenweise entsteht ein „Kiezdeutsch“, das der Autor Feridun Zaimoglu als „Kanak Sprak“ bekannt machte. Eine interessante Feststellung trifft jedoch der Germanist Manfred Glauninger. Wenn der Dialekt in manchen Räumen ein starkes Identitätsmerkmal ist, bleibt er trotz Mobilität stabil wie etwa in der Schweiz. Hat der Dialekt also weniger Stigma und mehr Prestige, führt es zur Stabilität.

Wer meint, daß er völlig dialektfrei spricht, sollte einmal den „Sprachtest“ auf Spiegel online machen. An 24 Begriffen wird überprüft, wo die eigene sprachliche Heimat liegt. Und es ist erstaunlich, welche Varianten es z.B. für das Wort „Fußballspielen“ oder „Frühstückspause“ gibt. Auch die Aussprache von „Haben wir“ („ham“, „hon“, „hei“ etc.) kann sehr variieren. Am Ende findet man sich meist zutreffend geografisch eingeordnet. Und stellt fest, welche bedrohten Schätze man selbst noch in sich birgt und an die Kinder weitergeben kann.

Bild: Subbotina Anna / www.bigstock.com

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