Der Himmel ist klar, die Sonne scheint, als wir am vereinbarten Treffpunkt aus den Autos aussteigen, aber uns pfeift ein eiskalter Wind um die Ohren und diejenigen von uns, die keine Mütze dabei haben, bereuen es augenblicklich. Unsere Gruppe könnte auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein. Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder, Arbeiter und Ingenieure. Aber nicht die Gegensätze haben uns hier her geführt, sondern das was uns alle verbindet, die Liebe zu unserem Land, das Interesse an seiner Natur und der damit verbundenen Geschichte.
Nach wenigen Metern im Wald wird der Wind schwächer, wir wandern uns warm und die tolle Aussicht lässt uns die kalten Ohren vergessen. Unser erstes Etappenziel ist der Adlerbogen, welcher 1880 zu Ehren der Leistung des Generalfeldmarschalls von Moltke bei der Sicherung der Pfalzgrenzen im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 errichtet wurde. Auf ihmthronte ein Adler, der mit wachsamem Blick nach Frankreich gerichtet war. Leider wurde der Adler nach Ende des zweiten Weltkrieges durch amerikanische Soldaten beschädigt. Auch die Statuen von Bismarck und Moltke, die an beide Endendes Bogens aufgestellt waren, wurden in der Nachkriegszeit ebenfalls zerstört. Erst im Jahre 2016 wurde der Adlerbogen umfassend restauriert und erstrahlt seitdem in neuem Glanz.
Der Ausblick am Adlerbogen ist beeindruckend. Während wir uns mit warmen Tee und Vesper stärken, hält einer aus unserer Gruppe einen kurzen Vortrag über Generalfeldmarschall von Moltke, der als brillanter Stratege zusammen mit Bismarck als Mitbegründer der Reichseinigung von 1871 gilt. Selbst mit 90 Jahren hielt, der als bescheiden geltende von Moltke, noch Reden im Reichstag und war auf das Wohl Deutschlands und seines Volkes bedacht – Tugenden die man bei unseren heutigen Politikern leider allzu oft vermisst.
Wir haben Glück, denn gerade als wir aufbrechen wollen, machte sich ein Gleitschirmflieger bereit, um von oberhalb des Moltkefelsens zu starten. Wir verschieben unseren Weitermarsch daher kurz und beobachten, wie der Flieger sich an seinem Schirm über den Felsen stürzt und sich kurz darauf kreisend unter Ausnutzung der Thermik in die Höhe schraubt.
Wir wandern weiter den keltischen Skulpturenweg entlang, auf dem an verschiedenen Stationen Informationstafeln zur keltischen Mythologie, dem Handwerk und dem Leben zur Zeit der Kelten zu finden sind. Die Kelten unterhielten vor knapp 2100 Jahren einen etwa 8 Kilometer langen Ringwall auf dem Hochplateau des Berges. Ein kleines Teilstück davon wurde in der Neuzeit rekonstruiert.
Unweit des Keltenwalls befindet sich das Ziel unserer Wanderung, der Ludwigsturm. Das Wetter ist klar und der 30 Meter hohe Aussichtsturm ermöglicht uns einen herrlichen Rundumblick auf Rheinhessen, den Hunsrück, Taunus, Odenwald und den Schwarzwald.
Wir machen noch eine kurze Rast am Fuße des Turms. Ein Mitarbeiter des Waldvereins verkauft dort Glühwein und Pfälzer Würste. Die Stimmung ist gut, die Wurst lecker und der Glühwein wärmt. Auch auf dem Abstieg führen wir untereinander interessante Gespräche. Es wird viel gelacht bis wir an den Autos ankommen und uns herzlich verabschieden, bevor sich unsere Gruppe auflöst und sich jeder wieder auf den Weg nach Hause macht.