Die Weggefährtin #003: Kräuterwanderung im Hunsrück + 3 Rezeptbeispiele

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Wenn das Tausendgüldenkraut 
Offen blüht in Waldgehegen 
Darf gewiss sein, wer es schaut, 
Daß es hat bei Nacht gethaut 
Und am Tage kommt kein Regen.
Als ein Tausendgüldenkraut 
Blütest du an meinen Wegen 
Und so lang ich dich geschaut, 
War die Nacht nur lustbethaut, 
Und der Tag hell ohne Regen.
Schönes Tausendgüldenkraut 
Wie sich nun zusammenlegen 
Deine Blätter seufz`ich laut; 
Ach, die Nacht hat stark gethaut, 
Und der ganze Tag ist Regen!

Friedrich Rückert

 

 

Kein Regen – statt dessen Sonne am Himmel und klare Sicht auf den Wanderwegen, bot sich am Sonntag den Aktivistinnen und Sympathisatinnen des III.Wegs, die sich den frühen Vormittag einfanden, um sich gemeinsam der heilenden Wirkung allerlei Kräuter bewusster zu werden.

Bereits ein Jahr zuvor, lud man unter dem Begriff: ,,Wildkräuter-Feinschmeckerei“ zu einem kulinarischen Schmaus aus freier Wiese und Garten ein. Komponenten wie das Wiesenlabkraut, die Brennnessel oder das Gänseblümchen bildeten ein ungewohntes Geschmackserlebnis als Beisatz des Quarks, der zu den Kartoffeln gereicht wurde. Ringelblumenbutter, sowie auch Aufstrich mit Knoblauchrauke und zuletzt ein Lavendelsekt und eine Kräuterlimonade aus Giersch rundeten das Angebot an dem Tage ab. So erfuhr man neben allerhand Nützlichem, auch eine entschleunigende Wohltat der Seele, die den Sinn unserer Treffen unter uns Frauen unterstreicht, sich etwas Gutes zu tun im Kreise gelebter Gemeinschaft.

 

 

 

Genau diese Auszeit für Körper und Geist vor Augen und im Sinn, startete man die, durch eine ältere Dame teils angeleitete, Kräuterführung am nahen Hunsrück.
Anhand der mitgeführten Bücher wurden die Pflanzen und Kräuter, die üppig des Wegesrandes blühten und wuchsen, bestimmt. Bekanntes wurde gefestigt und neues Wissen geteilt und vermittelt. Der Erfahrungswert der älteren Dame durch Eigenanbau im Garten und Selbstversorgung kam der jüngeren Generation zum Wohle. Nicht nur Bestimmen und Verstehen, sondern auch Anwenden sollte ein Thema sein und deshalb brachte man die gesammelten Kräuter heimwärts, um sie zu verarbeiten.

Nachfolgend ein kleiner Einblick in die Verarbeitung und Anwendung der Kräuter zum Nachmachen:

 

Kleine Kräuterkunde

 

 

Das Gänseblümchen ist ein Korbblütler und hat seine Sammelzeit von März bis November. Seine Heilwirkung ist blutreinigend, wie stillend, harntreibend und krampfstillend. Gänseblümchen werden auch gegen Husten angewendet, sowie gegen Erkältungen, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Darmentzündungen, Gicht, Rheumatismus, Wassersucht, Ödeme, Nierensteine, Blasensteine, Menstruationsbeschwerden, Weissfluss, Hautkrankheiten und Aussschläge. Ihm wird auch die Wirkung zugeschrieben, den Stoffwechsel anzuregen.

Die Verarbeitung wie Anwendung des Gänseblümchens erfolgt als Tee (frisch oder getrocknet) oder als Tinktur bzw. als Öl.
Gänseblümchenöl wird zur Hautreinigung genutzt und hilft bei Akne, Neurodermitis und sogar Herpes. Die enthaltenen Bitter- und Gerbstoffe helfen mit, die Anfälligkeit für Bakterien und Pilze zu mindern, sowie Trockenheit und Unreinheiten der Haut zu bekämpfen.

 

Herstellung eines Öls

 

 

Bevor die Gänseblümchen in das Öl gegeben werden, empfiehlt es sich, sie im Schatten eine Weile ruhen zu lassen, damit kleine Krabbeltiere fliehen können. Anschließend die Blüten in ein Glas geben und soweit Öl auffüllen, bis alle Blüten bedeckt sind. Für ein Hautöl empfiehlt sich Distelöl, da es reich an Vitaminen ist und keinen großen Eigengeruch aufweist. Das Glas mit den Blüten und dem Öl im Wasserbad vorsichtig erhitzen. Schonendes Herauslösen der Stoffe geschieht bei 40°C. Etwa 90-120 Minuten ziehen lassen. Anschließend 1-3 Tage verschlossen und bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Abseihen durch einen Filter und in Braunglasflaschen abfüllen. Das Verfallsdatum richtet sich nach dem benutzten Öl.

 

 

Der Spitzwegerich gehört zu den Wegerichgewächsen, man sammelt seine Blätter von Mai bis August und seine Wurzel Ende August bis in den Oktober hinein. Man schreibt dem Spitzwegerich zu, antibakteriell zu wirken, sowie adstringierend, blutreinigend, blutstillend, entzündungs-hemmend, harntreibend und schleimlösend. Sein Anwendungsbereich entfaltet Wirkung bei Appetitlosigkeit, Asthma, Augenentzündungen, Blasenschwäche, Bronchitis, Darmschleimhautentzündungen, Durchfall, Ekzemen, Erkältungen, Fettsucht, Furunkeln, Hämorrhoiden, Halsentzündungen, Halsschmerzen, Hautabschürfungen, Insektenstichen, Keuchhusten, Leberschwäche, Magenschleimhautentzündungen, Ödemen (Wassersucht), Quetschungen, Soor, Verstopfungen, blutenden Wunden und leichten Verbrennungen.

Zur ,,Schnellanwendung“ kann der Spitzwegerich gepflückt und in der Hand zerrieben werden, bis der Saft austritt und auf die zu behandelnde Stelle aufgetragen werden. Eignet sich gut, wenn man zum Beispiel mit Kindern in der Natur ist und diese stürzen oder sich an einer Brennnessel verbrennen. Hilft auch, wenn man bereits erwachsen ist.

 

Herstellung eines Hustensafts

 

 

Man braucht: ca. 250 Gramm Zucker, Saft einer Zitrone, zwei Handvoll Spitzwegerichblätter. Diese sind möglichst sauber zu sammeln oder gegebenenfalls zu waschen und anschließend trocken zu tupfen. Die Blätter quer zur Längsfaser in etwa 1 cm große Stücke schneiden. In ein ausgekochtes (desinfiziertes) Glas eine etwa 1 cm dicke Schicht der Blätter geben. Diese Lage mit Zucker vollständig abdecken. Diesen Vorgang abwechselnd wiederholen. Die letzte Schicht sollte Zucker sein. Dieser wird nochmal mit einem Löffel gut angedrückt und das Glas verschlossen.
Zum Durchziehen und Reifen wird das Glas für zwei Monate an einen möglichst gleichmäßig temperierten Ort gestellt. Nach zwei Monaten wird der Sirup in ein Wasserbad gestellt und erwärmt. Den Zitronensaft und etwa 20 ml abgekochtes Wasser unterrühren und noch einmal 2 Stunden ziehen lassen. Durch einen Sieb in ein Schraubglas abfüllen. Den fertigen Hustensirup bei den ersten Hustenanzeichen mehrmals täglich mit einem Teelöffel einnehmen.

Wichtig: Der Sirup gehört angebrochen in den Kühlschrank, damit sich kein Schimmel bilden kann.

 

Herstellung eines Kräutersalzes

 

 

Zum Selbstgebrauch oder gar zum Verschenken eignen sich Kräutersalze. Am Schönsten ist es natürlich, diese selbst herzustellen und sie auf die eigenen Vorlieben abzustimmen.

Hierfür sammelt man eine Handvoll ausgewählte Kräuter (z.B. Brennnessel, Gundermann, Giersch, Wiesenlabkraut, Löwenzahn, Gänseblümchenblüten, Spitzwegerich,…), schneidet und mörsert diese und vermengt sie mit der gewünschten Portion Salz. Es empfiehlt sich ein Verhältnis 1:2 Kräuter gegen Salz. Das gemischte Salz anschließend lufttrocknen oder im Backofen nachtrocknen. Dann kann es verschlossen und nach Belieben verbraucht werden.

 

 

Buchtipp

 

Rezepte, Wissenswertes und Gedankenanstöße zum Thema „Heilkräuter und Genusskräuter“ zieht man sich umfassend aus dem Netz – schöner ist es natürlich auf Bücher zurückzugreifen.

Zur Pflanzenbestimmung empfehle ich daher das Buch „Was blüht denn da?“ aus dem Kosmos Verlag. Die Pflanzen sind nach Farbtafel und Blütenform bzw. -anzahl sortiert. Die farbigen Bilder der jeweiligen Pflanze sind sehr detailreich gestaltet und sind somit eine gute Hilfestellung zur genauen Bestimmung in der Natur. Mit seinem handlichen Format als Taschenbuchausgabe passt es so in jeden mitgeführten Rucksack.

 

Weitere Buchempfehlungen:

Rudi Beiser – Wild Kräuter

Christiane Holler – Vital und schlank mit Bitterstoffen

AT Verlag – Essbare Wildpflanzen

Ursel Bühring – Heilpflanzen Rezepte

Mosaik Verlag – die besseren Pillen

 

Gestärkt an frohem Sinn und neuen Wissens, machten sich alle Teilnehmerinnen an diesem Abend auf den Heimweg – im Gepäck die selbst hergestellten Kostbarkeiten und eine schöne Erinnerung an diesen Tag.

 

Unser Frauenblog ,,Weggefährtin“ ist eine monatlich erscheinende Kolumne von Frau zu Frau in unterschiedlichen Ausprägungsformen auf der Netzseite des III Wegs, die unser Wirken und Sein innerhalb der Partei ergänzend darstellt.

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