Nachruf des Verhaltensforschers Irenäus Eibl-Eibesfeldt

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Am heutigen Freitag, den 15.06.2018, wäre Eibl-Eibesfeldt 90 Jahre alt geworden, Gäste wurden bereits zu einer Festlichkeit eingeladen.
Wie seine Familie jedoch bekannt gab, ist er zwei Wochen vor seinem Geburtstag, am 02.06.18, verstorben. Wir möchten diesem großen Pionier der Wissenschaft gedenken, da seine Werke Grundlage unserer weltanschaulichen Ausrichtung sind.

Das Kernstück einer Weltanschauung ist die realistische Vorstellung über den Menschen und der Welt, welche anhand der Wissenschaften erforscht wird. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend, leiten wir dann politische Rückschlüsse ab und entwickeln ein politisches System, das sich an der Wirklichkeit orientiert, anstatt sich dogmatischen Träumereien einer schönen Welt hinzugeben. Um so ein System nach unseren Vorstellungen zu schaffen, ist es unabdingbar, die menschliche Natur zu verstehen und nicht zu leugnen.
Irenäus Eibl-Eibesfeldt war deutscher Abstammung und lebte in Österreich. Er war Evolutionsbiologe, Zoologe, Verhaltensforscher und der Begründer der Humanethologie, die er als Biologie des menschlichen Verhaltens definierte.

Eibl-Eibesfeldt schrieb über ein soziales Experiment im Kibbuz, bei dem versucht wurde, die Ideologie des kommunistischen Sozialismus umzusetzen: die Frauen waren einfach nicht mehr bereit gewesen, die ihnen von der Ideologie aufgezwungenen Rollen zu übernehmen. Er schlussfolgerte, dass gewissermaßen die Biologie über die Ideologie siegte.
Seine Schlussfolgerung wollen wir aufnehmen, denn diese steht sinnbildlich dafür, weshalb seine Forschungsergebnisse für uns solch Relevanz besitzen.

I. Eibl-Eibesfeldt erforschte angeborene Verhaltensweisen bei Menschen, sowie auch ethnische Unterschiede. Einige seiner Erkenntnisse, zum Beispiel, dass es eine angeborene Fremdenscheu im Menschen gäbe, lösten bei vielen scharfe Kritik aus. Aufgrund seiner nachgewiesenen Entdeckungen im menschlichen Verhalten, analysierte er gesellschaftliche Missstände, die der Natur des Menschen widerstreben und bot Lösungsvorschläge an. Lösungsvorschläge, die dem heutigen Zeitgeist widersprechen.
Gerade linke Kritiker werteten seine Forschungen ab und versuchten diese als nicht tauglich zu kennzeichnen, da sie befürchteten, dass seine Ergebnisse missbraucht werden könnten, widerlegen konnten sie die Erkenntnisse allerdings nicht.

Wir wollen uns hier mit seinem Lebensweg und mit seinen Forschungsergebnissen aus der Humanethologie beschäftigen.

 

1. Sein Lebensweg

Eibl-Eibesfeldt wuchs in Wien auf und zeigte frühes Interesse an Tieren. Sein Vater war Botaniker, von ihm wurde er in wissenschaftliches Denken eingeführt, dieser starb an Kriegsverletzungen aus dem Ersten Weltkrieg. Über seine Mutter sagte er sinngemäß, dass sie mit der Erziehung eines Pubertierenden überfordert war und so kam er als Halbwaise in ein Internat. Mit 15 Jahren wurde Eibl-Eibesfeldt Luftwaffenhelfer. Er absolvierte hier sein Abitur und studierte 1945 Biologie, Botanik und Zoologie.

 

1.2 Zusammenarbeit mit Konrad Lorenz

1949 wechselte er zum Institut für Verhaltensforschung nach Altenberg von Konrad Lorenz, mit dem er viele Jahre zusammenarbeitete. Mit ihm wechselte er das Institut und war später im neu gegründeten Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen tätig.

Konrad Lorenz war Medizin-Nobelpreisträger, Zoologe und einer der Begründer der vergleichenden Verhaltensforschung. Bekannt wurde er als „Vater der Graugänse“, er entdeckte hierbei das Prägungslernen. Er begründete eine empirisch ausgerichtete Verhaltensforschung und erforschte das Instinktverhalten von Tier und Mensch. Er trug viel zur Klärung der „Anlage-Umwelt-Debatte“ bei und erforschte angeborene Verhaltensweisen, die er als „stammesgeschichtlich angepasst“ bezeichnete.

Lorenz war zudem auch Kulturkritiker, er beklagte die „Verhausschweinung des Menschen“ und schrieb ein Werk zu den acht Todsünden der zivilisierten Menschheit.

Mit seinem Werk „Die Rückseite des Spiegels“ gilt er als einer der Begründer der Evolutionären Erkenntnistheorie, einem philosophischen Denksystem.

Konrad Lorenz verband Evolutionslehre und Genetik mit Psychologie, Kultur und Politik, er war zudem Mitglied der NSDAP.

Irenäus Eibl-Eibesfeldt gilt als Konrad Lorenz’ Schüler.

 

1.3. Zusammenarbeit mit Hans Hass und die Galapagosinseln.

1953 bis 1954 unternahm Eibl-Eibesfeldt mit dem Umweltschützer, Meeresforscher und Filmemacher Hans Hass mehrere Expeditionen, eine davon zu den Galapagosinseln. Eibl-Eibesfeldt war fasziniert von der Artenvielfalt, besonders beeindruckt haben ihn die Galapagos-Drachen und die Galapagos-Riesenschildkröten. Er erforschte das Gruppenverhalten von Tieren, wie zum Beispiel Aggressionen und Gruppenbindungen. Bei diesen Beobachtungen wurde ihm klar, dass die Entwicklung der individualisierten Brutpflege eine Sternenstunde der Verhaltensevolution darstellt. Mit ihr kamen prosoziale Eigenschaften in die Welt, Eigenschaften, die es bei den Reptilien nicht gibt.

Nach der Galapagos-Expedition begann Eibl-Eibesfeldt sich intensiv für den Schutz der Inselgruppe durch Schutzgebiete einzusetzen. Er gründete die Charles-Darwin-Forschungsstation und unternahm weitere Reisen zu den Galapagosinseln. Ihm haben wir den Schutz des Archipels zu verdanken.
Hans Hass sprach von „unserem Eibl“ was I. Eibl-Eibesfeldt den Spitznamen „Eibl“ einbrachte.

Eibl-Eibesfeldt lehrte mittlerweile an der Universität München als Professor. Er schrieb sein Werk
„Grundriß der vergleichenden Verhaltensforschung“, das erste Lehrbuch der Ethologie, der vergleichenden Verhaltensforschung von Tier und Mensch.

 

1.4 Verlagerung des Forschungsschwerpunktes


Aufgrund seiner Expeditionen verlagert sich sein Forschungsschwerpunkt vom Tier auf die Erforschung menschlichen Verhaltens, insbesondere geht er der Frage nach, welche Verhaltensweisen angeboren sind. Er arbeitet daher mit taub und blind geborenen Kindern. Bei ihnen können Lernerfahrungen der Ausdrucksbewegung z. B. der Mimik ausgeschlossen werden, dennoch zeigen sie gleiche Verhaltensweisen. Sie empfinden Freude, sind an ihre Mütter gebunden und haben Angst vor Fremden, die sie durch den Geruch erkennen. Er verglich Dutzende von Kulturen in Langzeitstudien, von der Zivilisierten bis hinein in die noch lebenden Jäger-und Sammlerkulturen. Er fand heraus, dass viele Verhaltensweisen kulturunabhängig gleich bzw. ähnlich waren. Das Äußern von Emotionen, wie Wut, Angst, Trauer oder Freude, aber auch Rituale, wie das Grüßen oder Zeichen der Ablehnung, das Flirtverhalten oder auch das Konfliktverhalten zeigten klar erkennbare Muster, die immer wiederkehrten. Er entdeckte somit die Universalien, sowohl im biologischen, als auch im kulturellen Verhalten der Menschen, dies stellte einen bedeutenden Erfolg dar. Mit dieser Tatsache, dass Verhalten auch genetisch determiniert ist, schaffte er die Grundlage für seine weitere Forschung und begründete den Wissenschaftszweig der Humanethologie.

Seine Arbeit wurde mit zahllosen Auszeichnungen geehrt, wie den Burda-Preis für Kommunikationsforschung, das Große Verdienstkreuz oder den Ehrenpreis der Heinz-Seilmann-Stiftung für seinen Einsatz für den Naturschutz.

1970 wurde Eibl-Eibesfeldt Leiter der Forschungsstelle der Humanethologie im Max-Planck-Institut in Seewiesen.

1984 schrieb er sein Werk „ Die Biologie des menschlichen Verhaltens-Grundriß der Humanethologie“.

 

2. Die Humanethologie- Die Biologie des menschlichen Verhaltens

„Humanethologen untersuchen sowohl das stammesgeschichtlich evolvierte Verhalten, als auch die individuelle und kulturelle Modifikabilität des Menschen. Die erkenntnistheoretische Grundlage der Humanethologie ist der kritische Realismus.“

Die Humanethologie erforscht menschliche Kulturleistungen unter biologischen Gesichtspunkten. Es bestehen Wechselbeziehungen zur Medizin, Psychoanalyse, Soziologie und Psychologie, aufgrund dessen ist die Humanethologie ein Grenzgänger zwischen Natur-und Geisteswissenschaften.
Die Verhaltensforschung, untersucht die unmittelbaren Ursachen eines Verhaltens (Wirkungsursachen, wie Instinkthandlungen, Hormoneinwirkung u. Ä.), sowie auch den Zweck der Entstehung und welchen Überlebensvorteil diese bieten.

„Biologisches Erbe bestimmt menschliches Verhalten in genau feststellbaren Bereichen. Aber ebenso gilt […]daß man nur ihn als Kulturwesen bezeichnen kann.“
Stammesgeschichtliche Anpassung wird nicht dahingehend interpretiert, dass sich ein Verhalten zielgerichtet entwickelt hat, sondern, dass die Richtung von Selektionsbedingungen diktiert wird.

Folgende Kette kann dies verdeutlichen:
Variabilität der Individuen -> Konkurrenz um begrenzte Ressourcen -> der am besten Angepasste hat größeren Erfolg = Höhere Wahrscheinlichkeit sich fortzupflanzen -> Erbgut der besser Angepassten verbreitet sich.

 

2.1 Forschungsschwerpunkte

Kommunikation

Ein Schwerpunkt seiner Forschung ist die Kommunikation auf biologischer Ebene. Vor allem bei der Beobachtung nonverbaler Kommunikation in den verschiedenen Kulturen fand er viele Überschneidungen in der Ausdrucksweise zu bestimmten Situationen. Anhand seiner Beobachtungen konnte er beweisen, dass das Ausdrücken von Emotionen in Reaktionen, wie Ärger, Trauer, Verlegenheit oder Freude nicht kulturell erworben, sondern angeboren sind. Hierzu verglich er die Mimik und Körpersprache von Stammesangehörigen jeden Alters und Geschlechts und auch von blind geborenen Kindern, die nie vorher eine Reaktion sahen. Die Übereinstimmungen im Ausdruck sind auch als ein Beweis für angeborenes Verhalten anzusehen. Er hielt seine Ergebnisse in vielen Fotografien fest und konnte so eine schematische, allgemeingültige Darstellung menschlicher Mimik erarbeiten. Auch in rituellen Liedern und Gesängen, die bestimmte Emotionen beinhalten, ist ein Muster in Rhythmus, Tonlage und Geschwindigkeit zu erkennen. So klingen Trauerlieder, Festgesänge oder auch Wiegenlieder vieler Kulturen ähnlich.

 

Das Sozialverhalten von Menschen und die menschliche Familie als Kristallationskern der Gemeinschaft

Der Mensch ist von Natur aus gesellig. Er braucht eine Gemeinschaft, um sein Potential voll entfalten zu können. Der Kern jeder Gemeinschaft, jedes Volkes ist die Familie: „[…] wir erst in der Familie jene Eigenschaften voll zur Entfaltung bringen, die es uns ermöglichen, auch im fremden Mitmenschen „Brüder und Schwestern“ zu sehen […].“ Die Familie sichert das Überleben des Volkes.

Die prosozialen Eigenschaften entspringen dem Brutpflegeverhalten: „Mit der individualisierten Brutpflege kam ferner die Fähigkeit, persönliche Bindungen auszubilden, in die Welt und damit die Fähigkeit zu lieben, denn Liebe ist durch die starke, emotionell getönte, individualisierte Bindung definiert.“
Anfangs nur zwischen Mutter und Kind, hat sich der Vater im Laufe der Evolution immer mehr zum wichtigen Glied der Familie entwickelt. Das Menschenkind braucht für seine optimale Entwicklung sowohl den fürsorglichen, umsorgenden, mütterlichen Part, als auch den beschützenden, spielerischen, väterlichen Part.

„Der Mensch ist durch stammesgeschichtliche Anpassungen auf die eheliche Partnerschaft und das Familienleben vorbereitet.“
Mutter und Vater, Mann und Frau sind für das Überleben der Art Mensch unabdingbar, so kann ein Volk nur mit Familien überleben. Sie stellen auch die perfekte Organisation dar.

 

Die Geschlechterrollen und ihre Differenzierung

Mit der Aufzucht der Kinder ist eine Frau viele Jahre beschäftigt und benötigt somit Schutz. Der Mann ist körperlich besser für die Jagd und den Kampf angepasst

„Die eheliche Partnerschaft basiert auf Arbeitsteilung. Mann und Frau erfüllen verschiedene Aufgaben; das ist bereits bei Naturvölkern so. Die Rollenverteilung ist zum Teil physiologisch bedingt.“

 

Territorialität und Fremdenscheu

Eibl-Eibesfeldt erkannte in der Vielfalt der Kulturen eine Absicherung des Lebens in Krisenzeiten und bewertete die ethnische Vielfalt als etwas Positives. Mit dieser Vielfalt entstanden jedoch auch Mechanismen der territorialen und identitätsbewahrenden Abgrenzung, ohne die es keine Vielfalt gäbe.

In der Territorialität, eine angeborene Verhaltensweise des Menschen, erkennt er ein Ordnungsprinzip, das innerhalb der Gruppe, aber auch zwischen Gruppen dauernde Konflikte zu vermeiden hilft. Durch territoriale Regeln wird ständiger Konflikt mit „Revierfremden“ verhindert, schrieb Eibl-Eibesfeldt.

Gruppen grenzen sich weiterhin durch Fremdenscheu von einander ab.
Die natürliche Fremdenscheu entstand im Laufe des Brutpflegeverhaltens der Mutter-Kind-Bindung und ist in der Entwicklungspsychologie unter dem Wort „Fremdeln“ bekannt.

Hier lernt das Kind, dass es vertraute und fremde Personen gibt, weshalb sich das Urvertrauen aus dem Urmisstrauen entwickelt. Ohne die Entwicklung der Fremdenscheu gäbe es kein „Wir-Gefühl“, ohne die Fremdenscheu gäbe es keine Vielfalt der Kulturen.

I. Eibl-Eibesfeldt setzte sich dafür ein, dass jede Ethnie über ihr eigenes Land verfügt, in der sie nach eigenem Ermessen sich selbst verwalten und kulturell entfalten kann, um eine multikulturelle Immigrationsgesellschaft stünde die Prognose schlecht.

Wenn Einwanderer in großer Zahl kommen, würden sie als Eindringlinge in das Territorium von der bereits siedelnden Population wahrgenommen werden, es würden unterschiedliche Abwehrmechanismen aktiviert, um die „biologisch-anthropologische Vielfalt“ zu erhalten, die eigene Identität und sein Territorium sowie die Ressourcen zu verteidigen.

 

Aggression und Krieg

Aggressivität im biologischen Sinne darf aber nicht nur auf repressive Gewalt heruntergebrochen werden, sie ist äußerst hilfreich. Aggression ist ein motivierender Mechanismus, der dabei hilft, seine Ziele zu erreichen, wie z. B. Schutz von Familie/Eigentum/Land, Verteidigung des Ranges, normerhaltende Aggression und vieles mehr. Spricht man von Aggressionen, gerade gegenüber anderen Menschen, liegt der Gedanke an Krieg nicht allzu fern. Allgemein wird wohl die Ansicht vertreten, Krieg sei böse, unnatürlich und absolut abzulehnen. Der Verhaltensforscher Eibl-Eibesfeldt jedoch sagt dazu: „Insofern ist der Krieg ein Ergebnis der kulturellen Evolution, auch wenn dabei einige angeborene Dispositionen genützt werden.“. Beim Krieg würden folgende angeborene Dispositionen zum Tragen kommen:

1. Die Neigung, einander in geschlossenen Gruppen loyal beizustehen
2. Die Bereitschaft, bei Bedrohung von Gruppenmitgliedern aggressiv zu reagieren
3. Die Motivation, insbesondere des Mannes, zu kämpfen und zu dominieren
4. Die Neigung, Reviere zu besetzen und zu verteidigen
5. Die Fremdenscheu, d. h. das Ansprechen auf agonale Signale des Mitmenschen, den man nicht kennt
6. Die Intoleranz gegen Abweichungen von der Gruppennorm

Krieg setzt jedoch immer einen Druck voraus, er entsteht nicht ohne Grund. Aus seiner Sicht, besteht der Druck, einen Konflikt auszulösen, in Konkurrenzverhalten. Konkurrenz um Ressourcen, um Territorien, ums Überleben. Regeln und klare Grenzen sichern den Frieden zwischen Völkern. „Von großer Bedeutung ist die Bereitschaft zu gehorchen aus empfundener Verpflichtung der Gemeinschaft gegenüber.“ Der Mensch ist eher bereit für seine eigene Gruppe einzustehen und für ihr Überleben zu kämpfen, als für Gruppenfremde.

 

Stadtethologie

Eibl-Eibesfeldt beschäftigte sich in späteren Jahren mit den Anpassungsschwierigkeiten des Menschen an die Großstadt. Er bemühte sich um eine Vermenschlichung des Lebens in der Stadt, ging Fragen der ästhetischen Gestaltung der Wohnumgebung nach und tritt für Begegnungsstätten in den Städten ein.
Das Großstadtleben mit seiner anonymen Massengesellschaft lässt uns in den Mitmenschen einen Fremden sehen, dem wir mit Furcht begegnen, er könne ja unsere Schwächen ausnutzen. Eibl-Eibesfeldt meint, unser Verhalten sei demnach in Richtung Misstrauen verschoben und man würde im Verhalten der Menschen verschiedene Strategien der Kontaktvermeidung erkennen. Das ginge auch soweit, dass Menschen sich so verhalten, als würde die Not der anderen Mitmenschen sie nichts angehen.
Er meint, wenn die persönliche Bindung fehlt, ist der Mensch grundsätzlich bereit, aggressiver zu reagieren und rücksichtloser seinen eigenen Vorteil durchzusetzen.
„Die anonyme Gesellschaft neigt dazu, eine Gesellschaft ohne Liebe zu sein. […] Die anonyme Gesellschaft belastet den Menschen mit vielen Problemen. Bringt er die Anlagen mit, um diese zu bewältigen?“

 

Überlebensethos

Durch die Analyse der Probleme auf der Welt, macht sich der Verhaltensforscher Gedanken um die Zukunft. Bedrohungen sehe er u.a. in dem Untergang der Vielfalt der Kulturen durch eine Monotonie der Weltkultur, in dem unkontrollierten Bevölkerungswachstum oder in der Ressourcenerschöpfung, bei allen Problemen sieht er aber auch Lösungen der Probleme.
Wir müssen, laut Eibl, den Wettlauf im Hier und Jetzt, welches durch Kurzzeitdenken geprägt ist, durch die Entwicklung eines Überlebensethos ersetzen.
Leitgedanke müsse das Überleben in eigenen Nachkommen sein, dies müsse die erste Zielsetzung einer Überlebensethik sein.
Ein Fernziel sei zum Beispiel „die Verbesserung unserer biologischen Konstruktionen im Sinne einer-Höherentwicklung- der typisch menschlichen Eigenschaften […].“

Mit diesen Worten möchten wir den Nachruf schließen.
I. Eibl-Eibesfeldt war ein großer Entdecker unserer Tage, ein Forscher, den nicht nur die Abenteuerlust und seine Neugier antrieben, er war auch ein Kämpfer für eine bessere Zukunft.
Nun liegt es an uns, seine Erkenntnisse in die Gesellschaft und Politik hineinzutragen, damit Missstände behoben und ein System erschaffen werden kann, das die Biologie des menschlichen Verhaltens einbezieht.

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