Körper und Geist: Muay Thai

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Am 07.07. traten verschiedene Aktivisten unserer Partei dazu an, ihre Kräfte im Ring miteinander messen. Wir haben daher einige sportliche Mitglieder der Bewegung gebeten, ihre Sportarten kurz vorzustellen und darüber zu schreiben. In dem heutigen Teil geht es um das Muay Thai.

Muay Thai, in Deutschland oft auch einfach Thai Boxen genannt, ist eine jahrhundertealte Kampfsportart aus Thailand. Das traditionelle Muay Thai Boran ging in einer Jahrhunderte dauernden Entwicklung aus verschiedenen Kampfkünsten Thailands hervor und beinhaltete nicht nur die heute noch praktizierten Schlag-, Tritt-, Knie- und Ellebogentechniken, sondern auch die Beherrschung verschiedener klassischer Waffen sowie Bewegungsabläufe, die im heutigen Muay Thai nicht mehr trainiert werden.

Neben diesen kampfbezogenen Unterschieden besitzt das Muay Thai Boran auch noch den rituellen Tanz zur klassischen thailändischen Musik als Merkmal, das ihn vom heutigen Muay Thai abhebt. Dieses ist, mehr oder weniger, als eine moderne, wettkampfbezogene Entwicklung des traditionellen Muay Thai Boran zu sehen. Erstmals wurde 1921 ein offizieller Ring für einen Muay Thai Wettkampf genutzt, 1929 fanden zum ersten Mal Boxhandschuhe Anwendung, welche die traditionellen Handbandagen ablösten. Ab 1930 folgten feste Rundenzeiten, die je nach Wettkampfklasse 2×2 bis 5×3 Minuten betragen.

Damit waren die ersten Schritte zu einem Wettkampfsport gelegt, welchen mit der Einführung fester Regeln nach dem Zweiten Weltkrieg weitere folgen sollten. Bis 1995 die thailändische Regierung den „World Muay Thai Council“ (WMC) gründete, hatten sich zahlreiche Vereine und Verbände gegründet, welche oftmals nicht nur abweichende Regelungen vertraten, sondern miteinander zusätzlich noch im Streit lagen. Seit diesem Jahr gibt es ein einheitliches Regelwerk und alle Vereine gehören dem WMC an. Als Schattenseite folgte die Entwicklung zu einer Kommerzialisierung des Sports. Immer mehr Muay-Thai Schulen setzten ihren Fokus auf die Erzielung von Wetteinsätzen und Preisgeldern, was die Traditionen und Rituale des klassischen Muay Thai Boran noch mehr in den Hintergrund rücken ließ.

Diese Entwicklung erkennend, hat der 2016 verstorbene König von Thailand Bhumibol Adulyadej gezielt traditionelle Muay Thai Schulen unterstützt, um dem Nationalsport Thailands seine Traditionen und Geschichte zu bewahren. Bis heute genießt er insbesondere unter Muay-Thai Kämpfern und Lehrern eine große Anerkennung, in zahlreichen Schulen lässt sich ein Bild des verstorbenen Königs finden. Mittlerweile ist Muay Thai auf der ganzen Welt verbreitet, neben reinen kampfbezogenen Schulen finden sich auch in Europa viele traditionelle Schulen, welche nicht nur die Kampftechniken, sondern auch die Tradition, die Geschichte und damit ein Stück thailändischer Kultur vermitteln.

Stilistisch für das Muay Thai sind die Knie- und Ellenbogentechniken, die es von den meisten anderen Kampfsportarten unterscheidet. Neben diesen besitzt das Muay Thai noch das Clinchen, was man ganz vereinfacht als Festhalte- und Wurftechniken (oft kombiniert mit Schlägen, Tritten, Knien oder Ellenbogen) beschreiben kann und sich auch damit von vielen anderen Kampfsportarten abhebt. Zu einer wirklichen Beherrschung des Clinchens benötigt man teilweise Jahre, weswegen viele europäische und amerikanische Studios, die wettkampforientiert trainieren, das Clinchen oftmals vernachlässigen. Dieses wird nämlich bei Kämpfen mit dem internationalen K1 Regelwerk (worunter die meisten Kämpfe fallen) nicht angewandt. Daher findet man hier oft Muay Thai, welches oft verwestlich mit einem Fokus auf Schlag- und Trittkombinationen gelehrt wird.

In einem solchen unterscheidet es sich dennoch vom üblichen Boxen bzw. Kickboxen, da im Gegensatz zum Kickboxen oft nicht auf Punkttreffer, sondern auf Wirkungstreffer trainiert wird. Ein Muay Thai Kämpfer hat nicht nur eine andere Schlagtechnik und oftmals auch eine andere Herangehensweise ans Boxen, sondern einen völlig anderen Stil als es das klassische europäische Boxen hat. So steht ein Boxer meistens seitlich mit exponiertem Führbein, um eine geringe Trefferfläche zu bieten – ein solcher Stand wäre in einem Muay Thai Kampf verheerend, da wahlweise Tritte auf den Oberschenkel des exponierten Beins oder seitliche Tritte in die Rippen bzw. Nieren den Kampf relativ schnell beenden würden. Ein extremes Abtauchen und fast schon als Kämpfen in den Knien zu bezeichnender Boxstil wäre ebenfalls unmöglich, da Knie und Tritte dem ein schnelles Ende bereiten würden.

Oftmals haben Muay Thai Kämpfer auch eine „offenere“ Herangehensweise der Deckung, da das aus dem Boxen bekannte Verharren in einer Doppeldeckung ebenfalls gefährlich wäre. Das bedeutet aber nicht, das Muay Thai dem Boxen grundsätzlich überlegen wäre. Jeder Kampfstil hat individuelle Stärken und Schwächen, Vor- und Nachteile. Für mich persönlich ist das Training im Muay Thai eine gute Möglichkeit, sowohl den ganzen Körper zu trainieren, als mich auch für die verschiedensten Situationen wehrhaft zu machen. Dass das Muay Thai Training dafür geeignet ist, konnte ich bereits selber in kritischen Situationen erfahren. Egal, welche Sportart der Einzelne bevorzugt, das Wissen um die Beherrschung einer Kampfsportart sorgt für ein anderes Selbstbewusstsein, mit dem man durch die Straße geht – was auch der Feind wahrnimmt – und die Möglichkeit, in kritischen Situationen sich und seine Angehörigen gegen Angreifer verteidigen zu können.

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