Wir müssen Europa vor sich selbst retten

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Stellen wir uns vor, Europa ist eine Frau. Eine geliebte Frau. Eine Mutter. Die Mutter. Sie ist bedroht. Wir wollen ihr zu Hilfe kommen. Aber Europa hat sich schon gebunden. An einen Mann, der ihr nicht gut tut. Es ist wie in dem griechischen Mythos von Orest. Die Mutter hat sich gebunden an einen Verbrecher. Er ist schuld an ihrer schlimmen Lage. Bevor wir ihr helfen können, müssen wir den falschen König töten.

Der falsche König von Europa ist der Liberalismus. Europa liebt ihn noch und versucht, ihn zu schützen. Sie stellt sich vor den Verbrecher und gegen ihre eigenen Söhne und Töchter. Den falschen König zu töten, sieht sie als Vatermord an. Doch er ist nicht der Vater, hat sich nur diese Rolle angemaßt. Solange er da ist, hat der Kampf für Europa keinen Sinn, er kommt nur ihm zugute. Wir müssen Europa von diesem Einfluß trennen, nur dann hat es eine Chance zu überleben.

Das alte Europa hat den falschen Vater unter vielen ausgesucht und zu sich emporgehoben. Sie hat mit ihm zusammen regiert, sich an ihn gewöhnt, sich ihm unterworfen. Sie hört auf sein Wort und hat ihn doch erst sprechen gelehrt. Sie kann sich nicht vorstellen, was sie ohne ihn wäre. Sie muß ihn schützen, auch wenn das die eigene Macht kostet. Er ist der Herr im Haus.

Ihre Kinder sind Orest, Chrysotemis und Elektra. Es sind die europäischen Länder: Geschwister mit ähnlicher Sprache, ähnlichem Glauben, ähnlichem Aussehen, ähnlicher Kultur. Ihr Vater ist tot und tritt nur noch als Gespenst auf. Er mahnt die Geschwister, sich ihr Terrain zurückzuerobern und den falschen König zu töten. Orest ist es, der schließlich die Kraft dazu findet.

Der Mythos von Orest ist europäisches Erbe. Im griechischen Volk entstanden und weiter erzählt, hat der Dichter Sophokles daraus ein Drama gemacht. Hugo von Hofmannsthal brachte es in die deutsche Sprache, Richard Strauss hat es als Oper vertont. Der falsche König heißt hier Ägisth, der alte wahre König Agamemnon. Er steht hier für die alten europäischen Werte, die christlichen und die heidnischen und die alten Bräuche. Ägisth hat sie abgeschafft. In seinem Reich herrschen sie nicht mehr, da gibt es keinen Gott und keine Götter, seine Macht sind die neuen liberalen Auffassungen, und sie sind absolut.

Der Liberalismus lädt alle Völker ein und läßt sie sich überall ausbreiten, ob sie nun europäisch sind oder nicht. Dadurch wird die europäische Völkerfamilie zerstört, die Geschwister kennen sich nicht mehr. Dadurch, daß er immer mehr Fremde aufnimmt, verbraucht sich das europäische Erbe und wird aufgefressen. Die Geschwister können dagegen nichts tun, sie akzeptieren wohl oder übel den neuen Vater und gehorchen ihm. Erst Orestes findet die Kraft, sich dagegen aufzulehnen und das Erbe gerade noch zu retten.

Doch woher kommt der Liberalismus, wo hat Europa ihn kennengelernt und gefreit? Diese Frage stellen sich die Philosophen. Von Platon bis Hegel sehen sie die Vernunft am Werk, dann Mitte des 19. Jahrhunderts tritt das Individuum daraus hervor und die Herrschaft an. Die Vernunft wird zu einem Mittel, um die Interessen des Individuums zu erfüllen. Es ist die Freiheit von allem höheren Interesse und der Weg zum Hedonismus – zum Verschleudern des europäischen Erbes und Kumpanei mit den Fremden. Der Mensch gilt jetzt nicht mehr als Vernunftwesen, sondern als das nackte Tier, genauer der „nackte Affe“. Und hier im Trieb gibt es keine Familienunterschiede mehr , da sind alle Menschen tatsächlich gleich, wenn man ihnen das Kostüm auszieht, die feine Sprache ihm nimmt und die Kultur. „Europa“ hat dann nur noch eine geographische Bedeutung. Dann gibt es nichts mehr, um sich abzugrenzen, alle stürzen sich auf die natürlichen und kulturellen Güter, die zuvor gehütet wurden, und stopft sie sich in den unersättlichen Mund.

Das ist Europa unter der Herrschaft des falschen Königs. Aber die Philosophen sagen noch mehr, nämlich daß gerade die Herrschaft des Geistes, erst des christlichen, dann des idealistischen, schließlich die Herrschaft des Menschheitsgedankens das Terrain für den Liberalismus und Individualismus bereitet hat. Wenn wir jetzt wieder an die Mutter Europa denken, so hat sie schon in ihrer Jugend eine falsche Entscheidung getroffen, einen falschen oder jedenfalls einseitigen Weg eingeschlagen und etwas Großartiges in sich selbst negiert. Die Jugendsünde der Mutter Europa führt über Jahrtausende zu ihrem Ende in Globalisierung und Technokratie. Diese Jugendsünde ist die Trennung von der Natur und die Unterwerfung der Natur erst in sich selbst durch das Christentum, dann der Natur um sich herum durch die moderne Zivilisation. Die Herrschaft der feigen Memme Ägisth ist die Rache der Natur für ihre jahrtausendelange Unterwerfung.

Wenn heute die Fremden kommen mit ihrem Anspruch auf ein „besseres Leben“ dann haben sie diese Ansprüche aus der christlichen, humanistischen und individualistischen Tradition Europas selbst. Nicht die Farbigen haben sich ausgedacht, daß jeder Mensch ein Recht auf ein selbstbestimmtes angenehmes Leben hat, sondern das haben europäische Philosophen so gelehrt. In keinem außereuropäischen Land gibt es diesen Maximalanspruch des Menschen als Menschen, die Menschheitsreligion kommt ganz klar aus Europa selbst, und wenn wir sie nicht überwinden, wird sie uns zugrunde richten aus eigener Schuld. Die Schuld der weißen Kolonisation ist ja nicht von der Hand zu weisen. Wir haben mit unserer Konkurrenz deren primitive Wirtschaftsformen zerstört und unsere eigenen dort verbreitet. Wir haben unsere Zeitungen und Medien dort verbreitet und die Fremden erst mit unserer Kultur bekannt gemacht, so daß sie nun auch so leben wollen.

Nun beginnt unsere deutsche Mission. Zwischen Hegel, Hölderlin und Nietzsche – nirgendwo anders – wird ausgemacht, wie es mit Europa weitergehen soll. Hegel setzt auf eine letzte Steigerung der Vernunft zum absoluten Geist. Nietzsche strebt nun ein Denken an, das bewußt den Willen zur Macht zum Inhalt hat und er hätte sich gegen die Einwanderung bestimmt gewehrt, weil der Wille zur Macht beim Zuwanderer in seiner eigenen Schwäche steckt, und in dem Mitleid, das er einflößt und das bei Nietzsche abgewiesen wird. Er will die offene Herrschaft des Stärkeren und sieht hier den Neuanfang. Nietzsche wäre heute wahrscheinlich für ein Einwanderungsprogramm wie in Kanada. Dort werden – unabhängig von Asylbegehren -, nur diejenigen hereingelassen, die die Sprache sprechen und gute Aussicht auf einen Job haben. Heidegger hingegen will einen „anderen Anfang“. Er betrachtet die Vernunftherrschaft als „Seinsvergessenheit“, wir vergessen, daß wir Geschöpfe sind und uns nicht selbst geschaffen haben. Heidegger knüpft an den Dichter Friedrich Hölderlin an, der zuerst mit Hegel zusammenarbeitete und dann mit der Geistphilosophie brach, um sich wieder der Natur zu nähern, wie sie bei den frühen griechischen Philosophie gedacht wurde.

Wir möchten Europa heute stärken, sie retten und bewahren vor der Vernutzung als bloßen Wirtschaftsraum. Da fällt es schwer, sie gleichzeitig anzugreifen und ihre Sünden vorzuhalten. Aber es geht nicht ohne den „Vatermord“, und zwar dort, wo Europa sich getäuscht hat. Seien wir also vorsichtig, wo sie leichtfertig gepriesen wird. Dort ist meistens genau das gemeint, was Europa in die Bredouille gebracht hat. So kann nicht nur Angela Merkel sich mit ihrer Flüchtlingspolitik auf die Tradition des Menschheitsgedankens im Christentum und in der Aufklärung und Klassik beziehen, auch George Soros beruft sich ausdrücklich auf die europäische Tradition, wenn er seine Open Society Stiftung gegen Victor Orban verteidigen will. Es ist tatsächlich wahr, in Europa selbst klafft die Wunde, in die die Fliegen sich setzen und die sich nicht schließen kann.

Um noch einen anderen europäischen Mythos zu zitieren, ist es Parsifal, der aufgrund seiner Unbefangenheit und Naivität dazu berufen ist, die Wunde, die sich nicht schließen will, bei dem Gralshüter zu heilen. Wie Orest oder wie Parsifal sollten wir ins Europäische Parlament ziehen und gern auch als Rächer der „Seinsvergessenheit“ wahrgenommen werden, wo so viel Selbstgerechtigkeit herrscht. Holen wir unsere Mutter aus dem Bett des Heiratsschwindlers, wenn nötig mit scharfen Worten, auf daß ihre alte Stärke zurückkehre als ganz neue Stärke, auf daß wir wieder stolz auf sie sein können.

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