Die Weggefährtin #029: Louise Otto-Peters

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Louise Otto Peters
(Bildquelle: Wikipedia)

Werfen wir im Jahre 2019 einen Blick auf jene Personen, die von sich selbst behaupten, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen, so weicht die gesunde Vorstellung von dem, was einem der normale Menschenverstand darunter suggeriert, sehr schnell der bitteren Realität von einem entarteten Propagandafeldzug des linksliberalen Feminismus. Längst steckt der Karren vom sogenannten Einsatz oder Kampf für Frauenrechte der Akteure dieser Zeit bis zum Kopf in einem Sumpf von Materialismus, lebensfremden Ideologien und politischer Korrektheit fest. Verpackt im Gewand der vermeintlichen Selbstverwirklichung ringt die als modern und „fortschrittlich“ deklarierte Frau gegen den Mann, fern jeder Ideale rund um jene einzig zukunftsschaffender Gemeinschaft, womit unser Volk steht und fällt, der Familie. So schweift der Blick unweigerlich in die Vergangenheit, nicht jedoch um dem Hier und Jetzt zu entfliehen und dem allseits bekannten Vorwurf der „ewig Gestrigen“ gerecht zu werden, sondern um aus der Kraft dahingegangener Persönlichkeiten mit einem ungetrübten Blick abseits des Zeitgeistes die Gegenwart gestalten zu können.

Fällt das Stichwort Frauenrechte, so stößt man auf eine Frau, die der breiten Masse kein Begriff sein wird. Die Rede ist von Louise Otto, die jüngste von fünf Töchtern des Gerichtsdirektor Füchtegott Wilhelm Otto und seiner Frau Charlotte Otto, geboren am 26. März im Jahre 1819 in Meißen.

Die junge Louise genoss in ihrer Kindheit, wie es typisch war für Mädchen dieser Zeit, Privatunterricht. Ihre Freizeit verbrachte sie damit, viel zu lesen und gab sich vollen Herzens Schillers Dramen, Fichters Reden und Theodor Körners Liedern hin. Im Elternhaus ging es, durchaus untypisch, sehr politisch zu. Vater Wilhelm las seiner Familie regelmäßig aus der politischen Tageszeitung vor und so wurde ganz offen über die politischen Geschehnisse der Zeit gesprochen. Schon von Kindesbeinen an entwickelte Louise ein Interesse für Politik. So erfuhr sie auch 1830 von der Revolution in Frankreich und kam erstmalig mit den Gedanken einer Opposition in Berührung.

Ein erster Schicksalsschlag ereilte Louise Otto-Peters im Jahre 1835 mit dem Tod ihres Vaters. Ein Jahr darauf verstarb auch ihre Mutter und Louise zog sich im jugendlichen Alter von 17 Jahren mit ihrer Tante im Elternhaus am Baderberg in Meißen zurück. Ihre dem Umstand geschuldeten frühzeitigen Freiheiten und ihre dadurch erlernte Selbstständigkeit beeinflussten ihr ganzes Leben. 1840 machte Louise eine prägende Reise in das kleine, erzgebirgische Oederan, wo ihre verheiratete Schwester lebte. Diese Reise diente als Ausgangspunkt für ihre lebenslange Beschäftigung mit der Arbeiterfrage. In Oederan sah sie erstmalig das Elend der Heimarbeiterinnen – Weberinnen und Klöpplerinnen und deren Lebenssituation, worauf sie Gedichte und Lieder wie: Weberlied“, „Bergbau“, „im Erzgebirge“, gegen die menschenunwürdigen Arbeits- und Lohnverhältnisse des Proletariats schrieb. Literarisch, lyrisch und journalistisch verschrieb sich die junge Frau der Arbeiterschicht aus Sicht der Frau. Vor allem Gedichte wiedie Klöpplerinnen oder Lieder eines Deutschen Mädchens sorgten, wegen seiner sozialkritischen und frauenpolitischen Inhalte, für große Empörung. Sie bekam für ihr Werk Lied eines deutschen Mädchens den Beinamen Lerche des Völkerfrühlings in demokratischen Arbeitskreisen und erhielt so viel Anerkennung. Auch ihr RomanSchloss und Fabrik“, der Not und Leid darstellte, wurde gleich nach dem publik werden verboten und erst nach Überarbeitung und der Zensur kam das Buch 1846 wieder in den Druck.

Bei einem Besuch bei Freunden in Dresden um 1840 lernte sie den liberalen Rechtsanwalt und Dichter, Gustav Müller, kennen, mit dem sie sich kurz darauf verlobte, dieser jedoch schon ein Jahr später noch vor der Hochzeit verstarb. Louise Otto beschäftige sich danach wie in einer Art Selbststudium mit historischen, literarischen, naturwissenschaftlichen und volkswissenschaftlichen Inhalten.

Die ersten Veröffentlichungen ihrer Gedichte sind auf das Jahr 1842 im „Meißner gemeinnützigen Wochenblatt“ sowie in den „sächsischen Vaterlandsblättern“ zurückzuführen.

Louise begann sich des Weiteren um 1843 mit politischem Frauenjournalismus zu beschäftigen, setzte sich offen für die Frauenrechte ein, popularisierte die problematische Situation der Arbeiterinnen und widmete sich der sozialen Stellung der Frau.

Im Aufstand der Revolutionären von 1848/49 und deren Kampf gegen Unterdrückung und für die Freiheit des Volkes engagierte sich Louise in journalistischer Arbeit. Nach dem Scheitern der Revolution rief Otto die sogenannte „Frauen-Zeitung“ ins Leben. Am 21. April 1849 verließen die ersten Probeexemplare die Druckerei und das erste öffentliche Sprachrohr der damaligen Frau war erschaffen. Nach dem Scheitern der Revolution kein ungefährliches Unterfangen, denn der Obrigkeitsstaat reagierte damals wie heute mit politischer Verfolgung und Zensur. Jedoch konnten Verbote und Hausdurchsuchungen der Zeitung nicht verhindern, einzig die herausgebenden Redeakteure wechselten im Laufe der Zeit. Die Titelseite der ersten Zeitung zierte das Motto „Dem Reich der Freiheit werb` ich Bürgerinnen!“ und ab diesem Zeitpunkt erschienen jeden Sonnabend für fünf Reichsgroschen Ausgaben bis 1853. Die erste Ausgabe entsprang einer evolutionären Zeit, denn auch nach der offiziellen Zerschlagung der Revolution glaubten viele Idealisten weiter, denn in Sachsen wurde die Revolution erst 1850 mit der Niederschlagung des Dresdner Aufstands im Mai endgültig besiegt. Idealismus war auch die Intention von Louise Otto, so schrieb sie in ihrer ersten Ausgabe von 1849:

Die Geschichte der Zeiten, und die heutige ganz besonders, lehrt: dass diejenigen auch vergessen wurden, welche an sich selbst zu denken vergaßen! Dieser selbe Erfahrungssatz ist es, welcher mich zur Herausgabe einer Frauen-Zeitung veranlasst. Mitten in den großen Umwälzungen, in denen wir uns Alle befinden, werden sich die Frauen vergessen sehen, wenn sie selbst an sich zu denken vergessen! Wohl auf denn, meine Schwestern, vereinigt Euch mit mir, damit wir nicht zurückbleiben, wo Alle und Alles um uns und neben uns vorwärts drängt und kämpft.“

Um 1850 wurde in Sachsen ein neues Pressegesetz verabschiedet, welches Frauen die Leitung einer Zeitung untersagte, worauf Otto mit ihrer Redaktion in das reußische Gera zog. Das Hauptaugenmerk in der „Frauen-Zeitung“ lag auf der Emanzipation der Frauen, deren mangelhafter Bildung und dadurch ihrer Unselbstständigkeit und Abhängigkeit. Louise Otto ging es aber nicht darum, wie es etwa im heutigen Feminismus der Fall ist, Männer durch Frauen zu ersetzen, sondern sie forderte schlicht die Mündigkeit und Freiheit der Frauen. Jede Ausgabe hatte einen Umfang von acht Seiten und beinhaltete eine Mischung aus Abhandlungen, Gedichten, politischen Mitteilungen und Kommentaren, Novellen und Erzählungen sowie einem Bereich Bücher, in dem neue Romane etc. vorgestellt und rezensiert wurden. Emanzipation fand also auf einer intellektuellen und kulturellen Ebene statt, bei der sich Frauen mit ihren eigenen Gedanken, Gefühlen und Forderungen in die Öffentlichkeit wagen, während in der heutigen Definition von „Emanzipation“ nur der Wettkampf gegen das andere Geschlecht, dem Mann, gefrönt wird. So gab es in der Frauen-Zeitung“ eine „Briefkastenecke“, bei der Frauen und sogar auch Männer aus ihrem Leben erzählten, Kommentare abgaben und sich kundtaten, um so einen Querschnitt aus ganz Deutschland zu bekommen.

Die Einstellung der Zeitung folgte letztendlich im Jahre 1853 aufgrund einer weiteren Pressegesetzänderung, die nun auch in Preußen Frauen untersagte, eine eigene Zeitung zu leiten. Ein Jahr zuvor verlobte sich Louise Otto mit dem Schriftsteller August Peters, der jedoch in einem Gefängnis von Bruchsal eine mehrjährige Kerkerhaft wegen Teilnahme an der Revolution von 1848/49 verbüßte. Sechs Jahre später wurde Peters begnadigt und heiratete Louise Otto am 24. November 1858 in Meißen. Gemeinsam zog sie mit ihrem Ehemann nach Freiberg und danach nach Leipzig, wo beide in der Redaktion für die „Mitteldeutsche-Volkszeitung“ arbeiteten und Otto-Peters verstärkt Frauenthemen publizierte. Nach dem Tod ihres Ehemanns August Peters gründete die verwitwete Otto-Peters zusammen mit drei anderen Frauen den Leipziger Frauenbildungsverein und berief noch im selben Jahr die erste deutsche Frauenkonferenz nach Leipzig. Auf eben dieser gründete sie zusammen mit Auguste Schmidt und Marie Löper-Houselle den Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF). Die erste organisierte deutsche Vereinigung der Frauenbewegung, bei der auch nur Frauen Mitglied werden konnten, ging somit auf Louise Otto-Peters zurück. Insbesondere die Rechte der Frau auf Bildung, auf Erwerbsarbeit und Zugang zu Universitäten waren Kernziele der ADF. Im Zeitraum von 1865 bis 1895 fungierte sie als Vorsitzende des „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“ sowie als Redakteurin der Vereinszeitung „Neue Bahnen“. Am 13. März 1895 verstarb Louise Otto-Peters im Alter von 75 Jahren in Leipzig.

Ein Denkmal im Rosental in Leipzig erinnert noch heute an die Vorkämpferin einer Frauenbewegung und die Stadt Leipzig verleiht jedes Jahr den Louise-Otto-Peters-Preis an Vereine und Organisationen, die sich für die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern engagieren. Ob dieser Preis im Sinne der Namensträgerin ist, bleibt mehr als fraglich.

 

Gedenkstein von Louise Otto Peters in Leipzig (Bildquelle: Wikipedia)

 

 

  • Sehr interessant! Tatsächlich sagte mir diese Frau nichts. Eine Frage dazu, warum ist hier die Rede vom preußischen Gera? War hier reußisches Gera gemeint, aufgrund den Reußern jüngerer Linie?

    DZ 15.05.2019
    • Ja ohne P. Danke für den hinweis

      admin 15.05.2019
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