Man hätte also viel aus dieser Gelegenheit machen können, doch ein Blick auf die Liste der vertretenen Medien lässt ahnen, dass einige von ihnen zurecht den Ruf haben, den sie haben, und kein Schauspiel dieser Welt daran etwas ändern wird.
Zunächst findet man allerdings einige übliche Verdächtige wie PI-NEWS oder Philosophia Perennis. Letzteres wird von David Berger betrieben, einem schwulen Theologen, dessen bewegte Entwicklung ihn vom Vatikan, über den Posten des Chefredakteurs der größten Schwulenzeitung der BRD, bis in die weiteren Kreise der „neuen Rechten“ führte. Berger sitzt im Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung sowie im Vorstand der „Vereinigung der Freien Medien“, die, neben der AfD, die Konferenz mitorganisierte. Als Mitglieder des Vereins sind unter anderem Thomas Böhm von Journalistenwatch, Michael Stürzenberger, Vera Lengsfeld und der libanesische Autor und Journalist Imad Karim gelistet.
Als würden schwule Katholiken und Ausländer die Geduld patriotischer und nationaler Kreise nicht genug strapazieren, waren einige der weiteren Gäste milde gesagt „speziell“.
So zum Beispiel Hanno Vollenweider, der „Die Unbestechlichen“ betreibt, eine Seite, die Nachrichten und Bücher über geheime Mondbasen, Außerirdische und allerlei Verschwörungen sowie Esoterik vertreibt. Das Einzige, was sie mit den neuen Konservativen zu verbinden scheint, ist, dass man zwischen den teils haarsträubenden Buchtiteln und Behauptungen auch zwei drei Meldungen zum Thema Überfremdung oder Ähnlichem findet. Der AfD scheint dies zumindest gereicht zu haben, ihn einzuladen.
Ähnlich sieht es beim Youtube-Kanal Klagemauer.TV aus, der über verschwundene Urzeitcodes und Gedankenkontrolle berichtet sowie äußerst wichtigen Fragen nachgeht, wie, ob beispielsweise am 11. September nicht vielleicht eine geheime Energiewaffe beteiligt war.
Selbst die Themen, wo die „Berichterstattung“ des Kanals tatsächlich über eine wissenschaftliche Grundlage verfügt, wie bei der Strahlenbelastung durch Mobilfunk, raubt man den vorhandenen Fakten mit reißerischer Berichterstattung und dem kategorischen Fehlen von Quellen jegliche Glaubwürdigkeit.
Die Anwesenheit derartiger Verlage dürfte auch die Abwesenheit der Jungen Freiheit auf der Konferenz erklären, die mit Sicherheit eingeladen wurde, es aber wohl vorzog, nicht mit einigen der exzentrischeren Teilnehmer gesehen zu werden. Auch andere seriöse Medien aus dem Umfeld, wie etwa das Nachrichtenmagazin Zuerst!, fehlten gänzlich.
Man kann sich wirklich nur wundern, was die AfD dazu getrieben hat, Medien wie „Die Unbestechlichen“ einzuladen. Die Deutungshoheit der Systempresse zu brechen ist eine der wichtigsten oder vielleicht die wichtigste Herausforderung im deutschen Kulturkampf. Über Jahrzehnte schien dies unmöglich, doch dies ist nun anders. Die Glaubwürdigkeit der Systempresse steckt tief in der Krise, denn das, was sie berichten, deckt sich nicht länger mit der Lebensrealität der Menschen, und mit den Möglichkeiten der digitalen Medien können selbst Einzelpersonen Millionen erreichen.
Das scheinbar Unmögliche ist damit in greifbare Nähe gerückt, diese Gelegenheit aber zu verspielen, indem man die deutsche Freiheitsbewegung durch Nischenthemen spaltet, ist eine Dummheit ohne gleichen.
Damit stellt sich die Frage, warum die AfD eine solche Dummheit begeht. Es wäre einfach, dies auf die Inkompetenz der „neuen Rechten“/Konservativen zu schieben, doch so einfach ist es leider nicht und werfen wir einen kritischen Blick in unsere eigene Szene, müssen wir feststellen, dass auch bei uns diese Dummheit begangen wird und wurde.
Auch die „alte Rechte“ hatte schon ihre Begegnung mit fragwürdigen Akteuren diesen Couleurs. So veranstaltet der Mann hinter Klagemauer.TV, der Schweizer Ivo Sasek, ebenfalls die „Anti-Zensur-Koalition“ (AZK), eine Konferenz auf der schon Sylvia Stolz und Bernhard Schaub über Gesinnungsparagrafen sprachen. Gleichzeitig wird auf diesen Konferenzen aber über Wetterwaffen, Chemtrails und natürlich Außerirdische und den 11. September referiert. Wobei es noch einmal einen Unterschied macht, ob Personen des nationalistischen Lagers als Privatpersonen auftreten, oder ob eine Bundestagsfraktion offiziell einlädt.
Es ist verständlich, dass Stolz und Schaub die ihnen angebotene Plattform nutzten, um vor einem breiten Publikum über ihre Anliegen zu sprechen, doch, ob sie damit der Sache einen Gefallen getan haben, ist fraglich. Man selbst mag noch so sehr im Recht sein, wenn der nächste Redner aber als selbst ernannter Wahrheitssuchender nichts als esoterischen Unfug von sich gibt, dann ist die eigene Glaubwürdigkeit dahin. Dass man Ivo Sasek nachsagt, dass die von ihm geleitete Organische Christus Organisation (OCG) eine Sekte sei und einige der Showeinlagen auf der AZK ein wenig befremdlich anmuten, hilft auch nicht. Ob diese Vorwürfe stimmen, sei einmal dahingestellt, aber am Ende zählt für den, der die Öffentlichkeit überzeugen will, nur das, was diese wahrnimmt und nicht das, was faktisch wahr ist.
Die Rechte versucht derart verzweifelt aus ihrem Exil auszubrechen und endlich die Massen zu erreichen, dass einige bereits sind mit allem und jedem zu kooperieren, solange sie nur endlich mal zu mehr als nur dem eigenen Lager sprechen können. Sie glauben, dass jeder, der nur irgendwie vom Mainstream abweicht, automatisch ihr Verbündeter sein müsste. Dass einige dieser Leute aber aus gutem Grund von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt werden, sieht man jedoch oft erst ein, wenn der Schaden schon angerichtet ist. Wer sich mit Personen, die von einem Großteil der eigenen Anhängerschaft wahlweise abgelehnt oder als verrückt bewertet werden, bettet, muss sich nicht wundern, wenn die Gegner diesen Umstand gnadenlos ausnutzen.
Es ist im Grunde der gleiche Fehler, der schon bei der Personal- und Mitgliederpolitik diverser rechter Parteien und Gruppen dazu führte, dass diese sich selbst zerlegten, ohne dass der Staat oder politische Gegner etwas hätten tun müssen.
Jeder, der sich lange genug in rechten Kreisen bewegt weiß, welch fragwürdige Gesellen sich im weiteren Dunstkreis der rechten Szene aufhalten und es sind genau diese Leute und das, was sie in der Vergangenheit für den deutschen Freiheitskampf getan haben, warum unsere Partei Wachstum um jeden Preis ablehnt.
Die „alte Rechte“ hatte bereits die Chance, aus diesen Fehlern zu lernen, auch wenn nicht alle sie genutzt haben. Es wird sich zeigen, ob langfristig die intelligenten und konstruktiv arbeitenden Personen aus dem Umfeld der „neuen Rechten“ sich durchsetzen, oder ob oberflächliche Zeitgeistler mit zum Teil eher dubiosen Inhalten das mediale Umfeld der AfD bestimmen. Ein Blick auf diese Entwicklungen bleibt lehrreich und kann davor bewahren, vor lauter „Erfolgs“blindheit manche späte schmerhafte Erkenntnis verdauen zu müssen.
Zum Nachlesen: Teil 1
Die Bewertung einzelner Formate in dem Beitrag erachte ich doch als ein wenig einseitig. Man mag von den Inititoren der AZK beispielsweise halten, was man will, aber sie erreichen Leute. Das ist auch was zählt. Es gibt heute viele Medien, die sich mit eher abseitigen Themen befassen. NuoViso und Frank Stoner sind etwa solche Formate. Man muss die Eisbrecher-Funktion sehen. Vielleicht hat sich jemand das erste Video nur angesehen, weil ihn das Thema Atlantis interessiert. Beim zweiten geht es dann um das Thema Deutschland. Schön aber ist, dass hier nicht die üblichen Denkbausätze aus der Bundeszentrale für politische Bildung präsentiert werden, sondern der Zuseher mal eine andere und unvoreingenommene Perspektive bekommt.