Ob man dem Verbraucher das Geld nun über eine „Fleischsteuer“ oder einen erhöhten Mehrwertsteuersatz aus den Taschen zieht, ist egal. Entscheidend ist, dass das System wieder um die Wette betrügt. Die Politiker und der Deutsche Tierschutzbund suggerieren dem Deutschen hier ein Trugbild: Die Verteuerung von Tierprodukten führt nicht automatisch zu einer Verbesserung der Lebensumstände von Nutztieren. Das Gegenteil wird der Fall sein.
Wenn die Entscheidung für eine Steuer fällt, wird jeder Anbieter von Tierprodukten diese Steuer auf seinen regulären Preis aufschlagen müssen. Ob nun der Discounter mit seinen Produkten aus der Massentierhaltung oder der regionale und tierliebe Bauer, jede Ware wird verteuert. Bei der aktuellen Einkommenslage (Niedriglohnsektor, Prekariat usw.), der hohen Anzahl an Arbeitslosen, fehlender Familienförderung und völligen verarmten Rentnern ist es bereits jetzt, ohne Steuererhöhung, kaum einem Deutschen möglich, seine Tierprodukte aus einer tierfreundlichen Umgebung zu beziehen. Eine zusätzliche Verteuerung würde dazu führen, dass die regionalen Bauern weniger Kunden akquirieren und/oder halten können. In der Endkonsequenz muss der Bauer dann seinen Eigenbetrieb einstellen und überlässt wieder ein Stück Markt den Konzernen.
Ein weiterer Punkt ist, dass der globale Markt auf die Verteuerung reagieren wird. Länder in denen Fleisch weitaus billiger produziert werden kann und die Tiere noch schlimmere Strapazen erleiden müssen, werden somit attraktiver für die großen Handelsketten. Natürlich müssen auch diese Produkte schlussendlich mit der neuen Steuer belegt werden, aber kauft die Kette Fleisch günstiger ein, dann kann es auch günstiger verkauft werden und auch mit auferlegter Steuer bleibt es für den Endkunden erwerbbar. Der globale Markt weiß, dass der potenzielle Kunde in der Regel nicht verzichten will und wird sich somit seinen Weg bahnen, ganz gleich wie es den Tieren dabei ergeht. Aktuell hierzu ist der „Rinderfleisch-Deal“ zwischen der EU und den USA. Das Abkommen zielt darauf ab, dass der Europäer mehr Rindfleisch aus den USA konsumieren soll.
Das letzte Gegenargument ist das System selbst. Die Deutschen sind Steuerweltmeister und das bei immer schlechter werdenden Lebensumständen. Kaum eine Schule wird renoviert, die Bundeswehr ist zerschlagen, die Versorgung hilfsbedürftiger Deutscher ist von Staatsseiten her nur unzureichend vorhanden. Und jetzt soll eine Steuer auf Tierprodukte den Tieren zugutekommen? Wer soll das glauben angesichts verschiedener Lügen der Vergangenheit, wie etwa dem Solidarzuschlag? Oder der „Griechenland-Rettung“, die nahezu komplett in die Sanierung von Banken floß? Es bleibt zu erwarten, dass das Geld in die üblichen Kanäle fließen würde: Parteienfilz, Förderung von Gender-Mainstreaming und den „Kampf gegen Rechts“ – jedenfalls nicht dahin, wo es gebraucht wird. Bevor der Staat zudem eine weitere Steuer erhebt, sollte er zunächst aus den bisherigen Mitteln seine Aufgaben im Bereich Tierschutz erfüllen. So gibt es beispielsweise einen großen Mangel an Kontrolleuren im Lebensmittel und Tierzuchtbereich, die Landwirtschafts-Lobby gehört zu den einflussreichsten Lobbys des Landes und die geistige Entfremdung des Menschens von der Natur wird seit Jahrzehnten immer stärker.
Es bedarf keiner großen Analyse und Diskussion. Das System ist nicht daran interessiert die Heimat zu erhalten oder zu erneuern. Es liegt nicht im Sinne der Herrschenden das Leben für Mensch, Tier und Umwelt lebenswerter zu gestalten. Wenn dem Deutschen etwas daran liegt, dass mit Tieren sozial verfahren wird, dass sie nicht leiden müssen, sondern als Nutztiere den Respekt genießen der ihnen gebührt, dann hat der Deutsche nur eine Option – die Abschaffung des Kapitalismus.
Gleichzeitig müssen aber auch andere Stimmen, die sich zu der Thematik äußerten, kritisch betrachtet werden. Zurecht wurde vielfach ins Feld geführt, dass eine Fleischsteuer das Einkommen finanziell schwacher Familien noch weiter belasten würde und es daher vor allem die einkommensschwachen Schichten treffen würde, während Gutverdiener eine Steuer achselzuckend hinnehmen könnten. Das ist in der Sache richtig, allerdings muss auch klar bilanziert werden, dass die Aufrechterhaltung des derzeitigen unnatürlichen Konsumverhaltens kein Ziel sein kann. Wer glaubt, für teilweise zwei-drei Euro ein halbes Kilo Fleisch kaufen zu können, der muss sich um Tierwohl keine Gedanken machen, egal ob nun noch ein paar Cent Steuer draufgepackt werden oder nicht. Der bewusstlose Umgang mit Fleisch und die Erwartungshaltung, täglich größere Mengen davon essen zu können, müssen wieder zurückgedrängt werden. Wer den ökologischen Gedanken und das Tierwohl ernst nimmt, wird schnell erkennen, dass sich im aktuellen Konsumverhalten selber etwas ändern muss und es nicht reicht, einfach nur eine Steuer drauf zu packen. Daher ist der Kapitalismus geistig durch ein organisches Weltbild abzulösen, ein Prozess, der viel notwendiger ist als eine Steuer mehr oder weniger.