Kulturkampf in Italien: Im Gespräch mit Adriano Scianca von der Casapound Italia

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Immer wieder haben wir über die italienische Bewegung Casapound Italia berichtet (siehe beispielhaft hier und hier) oder mit Vertretern von ihnen gesprochen (so etwa in der 15. Folge von Revolution auf Sendung). Um die kulturelle Arbeit der italienischen Bewegung näher zu beleuchten, baten wir den ehemaligen Kulturreferenten, aktiven Verleger und Casapound-Aktivisten Adriano Scianca zum Gespräch.

Der III. Weg: Hallo Adriano, vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Kannst du dich zunächst unseren Lesern einmal kurz vorstellen?

Adriano Scianca: Ich bin 40 Jahre alt, habe ein Philosophiestudium an der römischen Universität la Sapienza abgeschlossen, als Journalist bin ich Direktor der Monatszeitschrift “Il Primato Nazionale” und Redakteur bei der Tageszeitung “La Veritá”. In der Vergangenheit habe ich mit den meisten konservativen Tageszeitungen Italiens zusammengearbeitet. Ich habe auch Bücher geschrieben, mein letztes mit dem Titel “Mussolini e la filosofia” (Mussolini und die Philosophie) wurde vor wenigen Wochen veröffentlicht. Meine vorigen Bücher tragen folgende Titel “La nazione fatidica” (Die schicksalhafte Nation), Italien gewidmet, “L’identitá sacra” (Die heilige Identität) zum Thema Immigration, “Ezra fa surf” (Ezra surft), Ezra Pound gewidmet, “Contro l’eroticamente corretto” (Gegen die erotische Korrektheit) zum Thema Gender-Wahn und Feminismus, “Riprendersi tutto” (Alles wiedererlangen) zu den Ideen CasaPounds.

Der III. Weg: Kannst du die Kulturarbeit von Casapound einmal skizzieren? Die meisten dürften einige eurer musikalischen Vertrer wie Bronson, Zetazeroalfa oder Drittacore kennen, auch der Roman „wer gegen uns?“ liegt auf deutsch vor, aber ihr habt ja noch viel mehr im Angebot.

Adriano Scianca: In seiner Geschichte konnte CasaPound die Öffentlichkeit oft überraschen, da es eine Bewegung ist, die nie auf seine radikalen Ideen verzichtet hat, aber gleichzeitig auch Themen des sogenannten Mainstreams berührt hat. Zum Beispiel hat CPI in seiner Zentrale, ein besetztes Haus im Zentrum Roms, Konferenzen mit Politikern und Intellektuellen aller Richtungen abgehalten. Einmal hat sogar ein ehemaliger Führer der linken terroristischen Gruppe Brigate Rosse gesprochen und ein weiteres Mal die Verantwortlichen einer Schwulenbewegung. Die Fähigkeit, mit allen zu sprechen, ohne seine eigenen Ideen zu verraten, hat viele Maßstäbe unserer Gegner, aber auch Freunde, durcheinander gebracht. Natürlich müssen die zwei Aspekte zusammen existieren: Wenn man sich für andere Themen öffnet, muss man umso stark im Inneren sein.

Der III. Weg: Italien hat, im Vergleich zu Deutschland, eine ganz andere Geschichte im Bereich des kulturellen Kampfes, wenn man sich etwa die Aktivitäten der MSI oder Hobbit Camps ansieht. Kannst du hier einmal einen Überblick geben und diese Besonderheit erklären?

Adriano Scianca: Der MSI ist jahrelang für einen großen Anteil des italienischen Volkes mit bestimmten Werten und Idealen ein Referenzpunkt gewesen, aber einen echten Kulturkampf hat es nie gegeben. Alles gute kulturelle kam eher vom “Rand” der Partei, von der eigenen Jugend, oder von den minoritären Flügeln. Selbst die Campi Hobbit wurden von der Partei nur toleriert. Außerhalb vom MSI gab es die Welt der sogenannten “radikalen Rechten”, die als Referenz für viele Verlage und Kulturzirkel gilt. In dieser Welt war der Einfluss von Julius Evola am Größten.

Der III. Weg: Kulturarbeit ist ja etwas, dessen Ergebnis man oft nicht wirklich „fassen“ kann. Trotzdem habt ihr nach den letzten Wahlen angekündigt, euren Schwerpunkt wieder auf kulturelle und soziale Arbeit zu legen. Kannst du Beispiele geben, bei denen ihr euren kulturellen Erfolg gemerkt habt?

Adriano Scianca: Wie ich vorher erwähnte, ist CasaPound vielleicht die einzige radikale europäische Bewegung, die es auf die Titelseiten aller großen Tageszeitungen geschafft hat, da man Konferenzen mit verschiedenen demokratischen Politikern und Intellektuellen organisiert hat. Natürlich war es damals auch was Neues und es war fast “In”, mit CPI zu sprechen. Die Zeiten haben sich geändert und heute ist es viel schwieriger, solche Events zu organisieren. Die Herausforderung von heute ist, den Geist vom Ursprung in neuen Formen wiederzufinden.

Der III. Weg: Um mal von der Praxis mehr zur Theorie zu kommen, ihr bezeichnet euch ja selbst offen als Faschisten des 3. Jahrtausends. Das heißt, ihr steht in der Traditionslinie des historischen Faschismus, wollt aber nicht dabei stehen bleiben, sondern eine moderne Bewegung sein. Kannst du erläutern, inwieweit ihr die Weltanschauung aktualisiert habt, z. B. in Form von philosophischen Büchern und praktischen Beispielen?

Adriano Scianca: CasaPound hat sich immer zum Erbe des Faschismus, seinen Sozialpolitiken, der kulturellen und artistischen Vitalität, geopolitischen Orientierung, generellen Weltvision usw. bekannt. Auf der anderen Seite ist der Faschismus natürlich ein Objekt dieser historischen Epoche und einige Aspekte sind heute nicht replikabel. Keiner denkt heute zum Bsp. daran, die demokratische Grundordnung in Frage zu stellen, oder italienische Kolonien in Afrika zu bilden. Es kann auch sein, daß man es ohne diese Aspekte nicht mehr mit einem Faschismus zu tun hat, daß es was komplett Neues ist. Die Tatsache, daß CPI nie das Etikett des Faschismus abgelehnt hat, könnte auch zu Mißverständnissen geführt haben. Der Initialwille von CasaPound ist gewesen, nicht diesen ideologischen Erpressungsversuch zu akzeptieren. Dies auch, da derjenige, welcher von dir verlangt, deine Bekennung zu ändern, dann in folge auch von dir verlangen wird, auf deine Ideen zu verzichten, sodaß du dich später entschuldigst für Sachen, die du nie gemacht hast und dies ist ein Prozess ohne Ende. Auch die italienische Rechte, die sich nicht zum Faschismus bekennt, wird übrigens beschuldigt, faschistisch zu sein.

Der III. Weg: Mussolini und Ezra Pound etwa sind auch in Deutschland natürlich noch vergleichsweise bekannt, andere Autoren wie Gentile jedoch allein schon mangels Übersetzung nicht. Welche Denker spielen für eure Arbeit eine besondere Rolle?

Adriano Scianca: Was Mussolini betrifft, bin ich der Meinung, daß in ausländischen antikonformistischen und rechtsradikalen Kreisen viele eine banale Interpretation von ihm haben. Deswegen würde ich mir wünschen, daß mein neues Buch “Mussolini e la filosofia” auch im Ausland gelesen wird. Mussolini ist eine viel komplexere Personalität gewesen als man denkt. Was die weiteren kulturellen Bezugsperson betrifft, gibt es viele, aber ich möchte hier ausdrücklich Dominique Venner nennen, da sein Opfer in Notre Dame eine hohe emotionale Teilnahme in den CPI Militanten verursacht hat.

Der III. Weg: Wie geht ihr bei eurer Kulturarbeit vor, habt ihr einen gewissen Plan, welche Projekte ihr Schritt für Schritt erreichen wollt oder geschieht dies eher spontan?

Adriano Scianca: CasaPound hat immer auf Spontaneität gesetzt, was eine Kraft, aber auch manchmal ein Schwachpunkt sein kann.

Der III. Weg: Ihr seid ja für einige europäische Bewegungen durchaus ein Vorbild, so etwa Hogar Social und zumindest zum Teil für die ukrainische Azov-Bewegung und die mittlerweile verbotene Bastion Social in Frankreich. Kannst du uns etwas über euren europäischen Austausch erzählen?

Adriano Scianca: Es gibt viele europäische Mitkämpfer, die uns besuchen, oder für eine gewisse Zeit unsere Büros und Lokale benutzen und zusammen mit den italienischen Kameraden die politische Militanz teilen. Dies macht mich sehr glücklich. Meistens sind diese Kontakte aber individuell, da die verschiedenen europäischen Bewegungen andere Situationen erleben, abhängig von den nationalen Gegebenheiten.

Der III. Weg: Als Journalist arbeitest Du bei einer wichtigen italienischen Tageszeitung wie „La Veritá“. In Deutschland wäre so etwas total undenkbar und würde zu einem sofortigen Boykott der Zeitung führen. Kannst Du uns bitte erzählen, wie es zu dieser Mitarbeit kam?

Adriano Scianca: Ich bin seit Jahren ein professioneller Journalist (in Italien muss man ein Staatsexamen ablegen, um als Journalist zu arbeiten, auch wenn es ohne zum Teil auch geht). Ich habe mit linken Nachrichtenagenturen, lokalen Zeitungen, mit Tageszeitungen wie Libero (Eigentümer ist ein Forza Italia-Abgeordneter), mit dem Foglio (für eine gewisse Zeit von der Familie Berlusconi kontrolliert) zusammengearbeitet und bin Redakteur beim Secolo d’Italia, die MSI Zeitung, gewesen. Jetzt schreibe ich für La Verità, eine unabhängige Mitte-Rechts Tageszeitung. Keiner hatte etwas gegen meine politischen Ideen auszusetzen, auch wenn ich natürlich nie für eine Zeitung wie La Repubblica schreiben würde. Ich versuche meine Arbeit am Besten zu tun, damit ich für meine Fähigkeiten akzeptiert werde, abgesehen von meinen politischen Meinungen. Ab und zu versucht ein linker Intellektueller, Bedenken zu äußern, aber es sind Erpressungen, die bis jetzt keinen Erfolg hatten.

1 Kommentar

  • Ein Besuch in Rom lohnt sich!

    Max 13.10.2020
  • Interessanter Gesprächspartner!

    DZ 13.10.2020
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