Der III. Weg: Du sagtest ja bereits, dass du als Berichterstatter in einigen Ländern aktiv warst und du für deine Berichte und Bilder auch international ausgezeichnet wurdest. Kann man diese Proteste in den Ländern vergleichen oder wo liegen die Unterschiede?
Oleg: Die Proteste lassen sich aufgrund der unterschiedlichen politischen Akteure, der urbanen Gegebenheiten, der gesellschaftlichen Mentalität, der Kulturen und zuletzt der unterschiedlichen Strategien der Sicherheitskräfte kaum vergleichen. Vergleicht man die Ereignisse auf dem Maidan mit Minsk, so kann man z. B. sagen, dass westliche liberale Mächte versuchten, die Ereignisse in der Ukraine zu Beginn der Proteste massiv zu unterwandern und zu steuern. Zum Glück konnte dies durch nationale Kräfte beendet werden, sodass sich aus den teils militanten Protesten eine revolutionäre Bewegung formen konnte, die in ihrer Art und Weise zwar spezifisch für die Ukraine ist, welche aber Vorbildcharakter für andere revolutionäre Aktivsten in ganz Europa haben kann. Die Proteste in Minsk sind bisher hingegen weder politisiert, militant noch revolutionär. Es handelt sich bei den Protestlern um keine homogene Masse, sondern um verschiedenste Strömungen. Interessanterweise versuchen weder die EU noch die NATO, wirklich stark in Belarus zu agieren und auch der russische Präsident hält sich bisher auffällig zurück.
An dieser Stelle sei aber erwähnt, dass die eingesetzten polizeilichen Spezialkräfte „Omut“ zum Teil aus ehemaligen Mitgliedern der ukrainischen Spezialpolizei bestehen und somit schon über Erfahrungen in der Aufstandsbekämpfung verfügen. Ein großer Faktor, der über den Verlauf von Protesten entscheiden kann, ist das Verhalten von Sicherheitsorganen. Kapituliert die Polizei wie z. B. in der Ukraine am Ende vor den militanten Protestlern, deeskaliert die Polizei wie z. B. in Hongkong oder eskaliert die Staatsgewalt wie die Polizei nun in Belarus. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob die Sicherheitskräfte direkt Festnahmen aus der „Kritischen Masse“ versuchen, wie in der Ukraine, oder ob sie Personen still und leise abholen wie in Belarus. Ein weiterer interessanter Punkt ist, wie das urbane Gebiert strukturiert ist, in dem die Proteste stattfinden. Gibt es nur einen großen Platz mit breiten Wegen dorthin, so ist es für Sicherheitskräfte einfach, den Protest einzukesseln und zu verhindern, dass so viele Personen sich vereinigen und die Masse nicht mehr zu kontrollieren und einzuschüchtern ist.
Kleine verwinkelte Straßen wie in Hongkong erlauben es den Protestlern sich hingegen einfacher, sich schnell im urbanen Gebiet zu bewegen, nach Aktionen zurückzuziehen und immer wieder neu zu formieren. Eine Gemeinsamkeit haben aber alle Proteste, sie werden durch den Wunsch nach Veränderung und Freiheit geleitet. Am Ende ist entscheidend, ob die Bevölkerung hinter diesen Forderungen steht oder ob es nur eine nicht repräsentative Minderheit ist, der es nicht gelingt, die Herzen der Menschen für sich zu gewinnen und deswegen untergeht. Steht die Bevölkerung aber zusammen von Kind bis Oma, so ist die Kraft und die Wirkung des Protestes gewaltig. Es geht hierbei nicht um Gewalt und Militanz, sondern um gelebte Solidarität und das in unterschiedlichsten Formen. Auf dem Maidan kochten Frauen z. B. für die Protestler, während in Hongkong Händler ihre Läden immer wieder als Orte des Rückzuges anbieten.
Der III. Weg: Sag bitte noch ein paar Worte zu deinen persönlichen Erfahrungen mit dem Repressionsapparat in Belarus. Sollten nach deiner Ansicht Nationalrevolutionäre selbst in Länder reisen, in denen derartige Konflikte ausbrechen, um sensibilisiert zu werden?
Oleg: Die Sicherheitskräfte gingen gerade in den ersten Tagen der Proteste sehr brutal gegen friedliche Demonstranten vor. Am zweiten Wochenende der Proteste wurden fast 10.000 Personen verhaftet. In der Zwischenzeit ist die Strategie so, dass Menschen nach den Märschen abgefangen oder leise von ihrem Heim abtransportiert werden. Auch halten sich hartnäckig Gerüchte darüber, dass Menschen in Wäldern erschossen werden und man dies als angebliche Selbstmorde deklariert. Ich selbst konnte im Land nur 2 Tage dokumentieren. Zu diesem Zeitpunkt waren die Proteste komplett friedlich gewesen. Nur ein paar Barrikaden hatten fliehende Demonstranten errichtet. Offiziell bin ich einige Tage vor den Wahlen als Tourist ins Land gekommen. Eine Zeitung, mit der ich zusammenarbeitete, schickte zwei akkreditierte Journalisten, denen die Einreise verweigert wurde und einige belarussische Kollegen empfahlen mir, mich nicht selbst zu akkreditieren. Aber als ich dort ankam, konnte ich nicht arbeiten, weil es gefährlich war.
Sowohl mit als auch ohne Akkreditierung hielt die Polizei Journalisten auf der Straße fest. Ich habe seit 2014 in Hongkong, in der Ukraine und in Beirut gearbeitet und ich hatte dieses Gefühl der Gefahr bei der Arbeit nicht gehabt. Am 2. Tag meiner Arbeit traf ich mich mit einem anderen polnischen Kameraden, der ebenfalls über die Proteste berichtete. Ein Wagen der OMUT hielt plötzlich neben uns, als wir ein Lokal verließen. Wir wurden nach unseren Papieren gefragt, brutal in den Wagen gezerrt und ich wurde geschlagen, sodass ich das Bewusstsein verlor. Dann brachten sie uns zu einem Ort, von dem sie uns mit dem Auto zu einer Milizkaserne brachten. Dort begann der Albtraum. Sie schrien uns an, wir sollten aus dem Lastwagen steigen und ließen uns über den Parkplatz zu einem Gebäude rennen. In der Nähe des Eingangs gab es ein Dutzend Polizisten mit Metallstöcken, die uns schlugen, als wir vorbeikamen. Einmal drinnen sahen wir, dass es ein Basketballplatz war. Im Inneren lagen ungefähr dreihundert Menschen mit gefesselten Händen auf dem Boden. Schreie und Schläge waren zu hören. Sie befahlen uns, uns auf den Boden zu setzen und banden uns fest.
Sie sagten uns, wenn wir uns umdrehen würden, würden sie uns schlagen, aber die Wahrheit ist, dass sie die Häftlinge ohne Grund schlugen. In der Kaserne wurde ich und mein Gepäck durchsucht. Der Fakt, dass ich polnischer Journalist bin, wurde komplett ignoriert. Wir waren an dem Tag, an dem sie uns festgenommen hatten, ohne etwas zu essen von acht bis ein Uhr dort und durften nur einmal auf die Toilette. Während der Nacht zwangen sie uns, mit dem Kopf auf dem Boden und den Händen hinter dem Rücken zu knien. Es war eine unangenehme und schmerzhafte Position, aber wenn sich jemand bewegte, wurde die Person geschlagen. Sie beleidigten uns und forderten uns auf, uns für die Zerstörung der Stadt zu entschuldigen. Einige der Inhaftierten taten dies, um ihre Position ändern zu können und keine Schläge mehr zu erhalten. Niemand forderte die Wachen heraus, alle hatten große Angst. Diese Folter dauerte fünf Stunden. Am Morgen beschuldigten sie mich, an den Demonstrationen teilgenommen zu haben und gaben mir ein Dokument zum Unterschreiben. Ich antwortete, dass es eine Lüge sei und ich weigerte mich zu unterschreiben. Ich bat sie auch, meine Botschaft anzurufen, aber sie ließen uns niemanden kontaktieren.
Dann brachten sie uns zurück zu den Lastwagen. Ich war einer der letzten, der den Basketballplatz verließ und war schockiert, als ich sah, dass der Boden mit Blutflecken bedeckt war. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Die Lastwagen brachten uns zum Gefängnis Zhodzina, fünfzig Kilometer von Minsk entfernt. Wir waren dort für ungefähr zwei Tage. Im Vergleich zu dem, was wir zuvor erlebt hatten, war das Gefängnis ein Paradies. Sie haben uns nicht geschlagen, es gab Essen und Wasser und man konnte auf die Toilette gehen. Das einzig Schlechte war, dass die Zelle sechs Betten hatte und vierundzwanzig Gefangene. Sie haben versucht, Anklage gegen uns zu erheben, aber wir haben ihnen gesagt, dass wir kein Russisch verstehen und wir hatten Glück, dass sie keinen Dolmetscher hatten. Aus diesem Grund wurden wir 72 Stunden nach unserer Verhaftung freigelassen. Die Außenseite des Gefängnisses war voll von Menschen, die auf ihre inhaftierten Verwandten warteten und es gab auch Mitarbeiter der polnischen Botschaft, die sich um uns kümmerten. Am nächsten Tag stiegen wir in ein Flugzeug. In Belarus hat die Polizei in nur drei Tagen 7.000 Menschen festgenommen. In Hongkong nahmen die Behörden etwa 8.000 Menschen fest, jedoch über ein ganzes Jahr hinweg.
Und viele der Häftlinge waren, wie ich, zufällig ausgewählt. Sie verhafteten Leute, die zur Arbeit gingen, ihre Freundin sahen oder auf die Straße gegangen waren, um Zigaretten zu kaufen. Das Regime behindert die Arbeit von Journalisten massiv. Es kommt zu gezielten Störungen von Internet und Telekommunikation. Ausländische Berichterstatter sollen auch gezielt Opfer von Raubüberfallen oder Taschendiebstählen geworden sein, um sie in ihrer Handlungsfähigkeit zu beschneiden. Es war ein echter Wahnsinn. Dies hat es jedoch nicht geschafft, die Bevölkerung einzuschüchtern, die weiterhin an den Demonstrationen teilnimmt und den Sturz des Regimes wünscht. Aus meiner Sicht kann es nie falsch sein, die Wahrheit zu suchen, zu lernen und solidarisch zu sein. Auf welche Art und Weise dies geschieht, muss ein jeder Mensch selbst entscheiden. Ich denke, dass ein Nationalrevolutionär sportlich aktiv sein muss und einen Zirkel um sich sammeln, der so denkt und fühlt wie er und auf deren Mitglieder er sich im Falle einer Krise oder einer eskalierenden Demonstration verlassen kann.
Fortsetzung folgt…
Zum Nachlesen: Teil 1
Irgend etwas passt da ganz und gar nicht zusammen.
Erstens: ist er nicht als Journalist unterwegs gewesen wie er selbst sagte.
Zweitens: Wenn er sich im Umfeld der Aufrührer (bekanntlich vom Westen gesteuert) bei einer der Demos aufhielt, kann er froh sein, dass er nicht wegen ausländischer Agent und Umstürzler angeklagt wurde.
und Drittens: hat er anscheinend in Beirut und Hongkong alles vom Hotelfenster mit dem Fernglas beäugt.
Sehr unglaubwürdig der „polnische Nationalist“
Für welche Zeitung ist der Schreiber denn Journalist?
Als Nationaldenkender internationale Auszeichnungen erhalten? Da scheint was nicht zusammen zulaufen.