Doch, als ob dies Elend nicht schon schlimm genug,
stockt jedem Dresdner gar der Atemzug.
Was ist das? Ist das nicht das Geräusch von Motoren?
Kehrt der Teufel etwa zurück? Was dröhnt in unseren Ohren?
„Bitte nicht! Bitte nicht! Mutter – was ist das am Himmel für ein Fliegerverkehr?
Entkommen wir dem Alptraum etwa nimmermehr?“
Der Schreck sitzt tief, geht bis ins Mark,
von Neuem wird attackiert der glühende Hunderttausendsarg.
Das Wummern durchschleicht die brennenden Gassen,
aus den Trümmern erklingt das Wehklagen, bis raus auf die Straßen.
Der verrauchte Himmel ist voller Bomber – die Engel sind geflohen,
kein Erbarmen, keine Menschlichkeit – die Meuchelmörder kommen!
Um 1.20 Uhr verdunkeln 529 Lancaster Bomber das Azur,
wie die Motten hat das Licht sie angezogen, jetzt regnet es Hass pur!
Und die Hölle bricht los, vom Himmel regnet der Tod,
der Teufel reißt die Seelen aus den Körpern – ein Blutpilot!
Wie ein wutentbranntes Wespennest, so jagen die Bomben hernieder,
schrilles pfeifen, krachen, brüllen, Explosionen immer und immer wieder.
Die Mütter drücken der Kinder verweintes Gesicht an ihre Brust,
die Hände zittern, der Atem stockt – das Ende wird bewußt.
Der Zweite Angriff ist noch schlimmer, jetzt entlädt der Dämon seine ganze Wut,
Häuser werden zerrissen, alles in Schutt und Asche gelegt, es lodert die Glut.
Gewaltige Schläge hämmern gegen die Kellerdecke,
Angst würgt das Herz; bringt die Hoffnung zur Strecke.
Scheiben splittern, die Erde bebt,
schreckensbleich man seine „Befreiung“ erlebt.
Das Poltern und Krachen offenbart die Zerstörung des geliebten Haus,
so manche Kellerdecke begrub die tapfren Dresdner, riß das Leben heraus.
Es ist so laut, man versteht kein einzig Wort,
das flehentliche Bitten an den Starken „schick die Bomber fort!“
Das Weinen und Schreien der Kinder wenn er ihr Herz zerbricht,
die „Guten“ feiern krachend ihr Strafgericht.
Einige treibt es zum Selbstmord, der tobende Hader,
in ihrer Verzweiflung setzen sie das Messer auf die Ader.
Doch das Elend knüpft einen neuen Strick,
in den Straßen wütet ein Feuer, mit tödlichem Geschick.
Das Flammenmeer reißt den Sauerstoff an sich, es zehrt ihn auf!
Das obige Feuer entzieht den Kellern die Luft – saugt sie hinauf!
Wie viele arme Seelen sind grausam erstickt?
Im todbringendem Dunst einfach eingenickt.
Die Dresdner stehen vor der Entscheidung ihres Lebens,
hinaus in das tödliche Inferno oder der Kampf war vergebens!
Ersticken im Rauch oder verbrennen im Feuer,
das Urteil fällt schwer, der Preis ist diabolisch teuer.
Die Prüfung ist hart „ich will überleben!“
Jetzt heißt es kämpfen und alles geben!
So stoßt auf die Schutztüre, fällt es euch noch so schwer,
der rettende Schritt führt hinein ins wabernde Flammenmeer.
Um 1.45 Uhr verlassen die Mörder die Stadt,
unglaublich! – was der „Gerechte“ hinterlassen hat.
Das Geschenk der Alliierten – 965 Tonnen Sprengbomben,
der „Befreier“ grüßt – mit 800 Tonnen Brandbomben!
Fortsetzung folgt…
Zum Nachlesen:
Kapitel 1: Das Elbflorenz und die Flüchtlinge
Kapitel 2: Die Erste Angriffswelle
Kapitel 3: Zeitzünderbomben für die Löschtrupps